Bijan Djir-Sarai (FDP) glaubt ganz fest an den Wiedereinzug der Liberalen „Das war in der ,Ampel‘ nicht möglich, weil die ,Grünen‘ es nicht zugelassen haben.“
Grevenbroich · Nach seinem Rücktritt als Generalsekretär der Bundes-FDP fing Bijan Djir-Sarai vor allem die Familie auf: Als er wieder mal, den Kopf in den „Was-wäre-wenn-Wolken“, durch die Wohnung ging, baute sich sein vierjähriger Sohn vor ihm auf und sagte, mit energischer Stimme: „Machst Du mir jetzt Milchreis?“. Ein „endlich“ schwang irgendwie mit. Und Berlin war für den liberalen Politiker auf einmal weit weg ...
Inzwischen ist Bijan Djir-Sarai längst wieder im Wahlkampf-Modus. Oft hat er gehört, dass sein Rücktritt zu den unnötigsten der Republik zählen würde. Sein Verhältnis zu Partei-Chef Christian Lindner ist ungebrochen gut und er geht davon aus, dass er auch in einer neuen FDP-Bundestags-Fraktion eine wichtige Rolle spielen wird.
Da gibt es derzeit allerdings noch ein kleines Problem: Die meisten Umfragen sagen den Liberalen, dass sie an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Das sieht Djir-Sarai anders: „Die Chance ist da. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Die Liberalen sollten im Parlament vertreten sein“, sprudelt es aus dem Politiker heraus.
Und taktisch fügt er an: „Was Friedrich Merz jetzt sagt und fordert, wird er nur mit uns umsetzen können“. Bei seinen wirtschaftspolitischen Ansätzen werde er bei der SPD auf Granit beißen. Und bei der Migrationspolitik würden sich die „Grünen“ (die als Koalitionspartner der CDU ja eigentlich raus sind) als Hemmschuh erweisen.
In beiden Bereichen würden dagegen CDU und FDP nahe bei einander liegen. Und in einer Dreier-Koalition könne man gemeinsam den dritten Partner sozusagen in Schach auf Linie halten.
Und Bijan Djir-Sarai argumentiert weiter: Ob die CDU am Wahlsonntag auf 30 oder 33 Prozent kommen würde, mache keinen Unterschied. Das sehe ganz anders bei der FDP aus: Komme die nicht ins Parlament, würde Deutschland am Ende weiter links regiert. Nur mit der FDP werde die bürgerliche Mitte gestärkt. Und dann dreht er einen Merz-Satz um: Wer lieber CDU wähle, als die FDP zu stärken, der verschenke in Wahrheit seine Stimme.
„Ich gehe davon aus, dass wir es schaffen. Bei der FDP muss man ja immer kämpfen“, schiebt Djir-Sarai mit einem Lächeln nach.
Und das Kämpfen lohne sich nicht nur, sondern sei auch wichtiger denn je: In der Migrationspolitik würden die Bürger endlich „Steuerung, Kontrolle und Begrenzung“ erwarten. „Das war in der ,Ampel‘ nicht möglich, weil die ,Grünen‘ diesen Weg nicht zugelassen haben.“
In der Wirtschaftspolitik müsse konstatiert werden, dass „in den vergangenen zehn Jahren Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verloren hat“. Frage man zum Beispiel in der energieintensiven Industrie, wo diese investieren wolle, höre man entweder Nordamerika oder Ostasien. Auch hier gebe es einen Dreiklang, der gegen die aktuelle Politik spreche: Abgaben, Steuern und Auflagen.
„Andere Länder sind besser aus der Pandemie gekommen. Wir sind inzwischen ein Hochsteuerland“, resümiert Bijan Djir-Sarai. Der „Soli“ müsse weg. Die Körperschaftssteuer müsse sinken. Die Energiepreise müssen sinken. „Und die Bürokratie – die hat in den vergangenen 15 Jahren eine Dimension angenommen! Die ist ein echter Nachteil für den Wirtschaftsstandort Deutschland.“
Allerdings merkt er auch an, dass inzwischen 60 Prozent der Bürokratie EU-gemacht werde. Und: Die Reformen, die Deutschland jetzt brauche, hätte „man eigentlich schon vor zehn Jahren anpacken müssen“. Womit er natürlich auch Ex-Kanzlerin Angela Merkel in die Pflicht nimmt.
Die habe er noch nie besonders gemocht, philosophiert er. Und er findet es besonders ärgerlich, dass sie bis dato noch nicht über bessere Einsichten (in beiden Themenbereichen) berichtet habe ...
Er sei übrigens kein Briefwähler, betont er gegenüber der Redaktion des Kurier-Verlages. Er gehe gerne selber an die Urne, um seine Stimme abzugeben. Und das werde er auch am 23. Februar in seinem Wahllokal in Neu-Elfgen tun. Wem er dann seine beiden Stimmen gibt, nun, da darf man eine Vermutung haben ...