Marc, Felix und ihre Freunde haben gute Argumente Müssen die Jugendlichen das „Niemandsland“ räumen?

Kapellen · Es ist schon viel geplant worden für die Jugendlichen aus Kapellen: Sport- und Freizeitmöglichkeiten mitten in der neuen Siedlung – gescheitert am Einspruch der Nachbarn. Ein Jugendplatz am Rande des Gewerbebetriebes – gescheitert am Einspruch der Nachbarn. Ein Jugendtreff in der alten Bahnhofsgaststätte – mit Verve thematisiert und dann doch wieder verschwunden. Genauso wie angedachte Umbauten in Nachbarschaft zu Sportanlagen. Jetzt wurden Jugendliche selbst aktiv, schufen sich eine kleine Mountainbike-Strecke – bis das Ordnungsamt kam.

Marc und Felix.

Foto: KV/Gerhard P. Müller

Die Jugendlichen sind allesamt Schüler des Pascal-Gymnasiums in der siebten Stufe. Nach den Sommerferien des vergangenen Jahres reifte ihr Entschluss, selbst aktiv zu werden. „Wir haben uns gesagt: Wir müssen was tun“, berichten Marc und Felix beim Ortstermin mit dem Erft-Kurier.

Bei der Suche nach einem Platz für die geplante „MTB-Strecke“ wurden sie im Grünstreifen fündig, der die Siedlung gegenüber den angrenzenden Feldern abschließt. Und dann ging es los: Erdreich wurde bewegt, kleine Hügel angelegt. Aus mitgebrachtem Holz („Das haben wir selber bezahlt“, betonen die Jugendlichen mit Nachdruck.) entstanden Rampen.

Auf dem „wilden“ Mountainbiker-Platz in Kapellen: Diese Kids haben Eigeninitiative und Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt.

Foto: KV/Gerhard P. Müller

„Sie kamen abends glücklich und total dreckig nach Hause“, strahlt eine der mitgekommenen Mütter. Ein Vater erinnert ergänzend an einen Abend im Oktober, als die Kids im Schlamm gewirbelt hatten. Da sei die Terrasse Endstation gewesen, lacht er. Hier mussten die nicht mehr zu rettenden Klamotten dann fallen.

Foto: Familie

Foto: KV/Gerhard P. Müller

Auf der fertigen MTB-Strecke (an die 15 Meter lang) wurde viel gefahren: Den harten Kern bilden fünf bis zehn der 13-Jährigen. Aus der Siedlung und aus Kapellen, aber auch aus anderen Stadtteilen kamen immer wieder Jungs hinzu, die Spaß haben wollten. In direkter Nachbarschaft liegt ein „Gassigangweg“ und die Hundebesitzer hätten immer wieder gerne gestoppt und den jungen Radsportlern zugeschaut. Marc, Felix und all die anderen coolen Jungs waren durchaus stolz auf das Geschaffene.

„... das ist doch auch was Geileres als nur immer ne Konsole in der Hand“, sprudelt es aus einem anderen, absolut stolzen Vater heraus.

Und dann tauchte eines Freitags das Ordnungsamt auf – und zog den Stecker. „Sie haben uns netterweise gesagt, dass wir das alles wieder abbauen müssen“, erzählen Marc und Felix.

Auf den Plan gerufen wurde das Ordnungsamt – wieder einmal – von zwei Nachbarn, die sich beschwert und behauptet haben, die Kids hätten nicht nur Erdreich bewegt, sondern auch Bäume gefällt. Und sie würden der Umwelt schaden ... „Das war echt kacke“, resümiert einer der Mountainbiker trocken. Alle zusammen betonen, dass von ihnen kein Baum gefällt worden sei. Das verwendete Holz sei, wie gesagt, mitgebracht worden.

Marc, Felix und ihre Freunde wollten nach der Begegnung mit dem Ordnungsamt nicht einfach aufgeben.

„Wir haben durchaus Verständnis für die Leute vom Ordnungsamt. Die mussten ja ihren Job machen“, betonen Marc und Felix. Die beiden schieben nach: „... aber sie waren schon sehr fasziniert von unserer Anlage.“

Weil sie nicht so einfach aufgeben wollten, suchten die Jugendlichen das Gespräch mit den Beschwerde führenden Nachbarn. „Wir haben bei ihnen geklingelt und ihnen unsere Sicht geschildert.“

Der eine habe am Ende, als er wusste, dass kein Baum fallen musste, gesagt, dass „er grundsätzlich kein Problem“ mit dem inoffiziellen Spiel- und Sportplatz habe.

In den Augen der Jungen ist dieser Grünstreifen „Niemandsland, „das keiner nutzt“. Sie hatten insgesamt zehn Sprungvarianten entstehen lassen, die im Laufe der Monate auch immer wieder gewechselt wurden. Und das soll jetzt alles vorbei sein, fragen sich nicht nur die Jugendlichen.

Denn inzwischen sind auch deren Eltern aktiv geworden. Sie wollen sich mit einem Brief an Bürgermeister Klaus Krützen wenden, in der Hoffnung, dass es einen guten Kompromiss für den zum Sportplatz gewordenen Grünstreifen gibt.

Die Stadt steht ja quasi seit vielen Jahren im Wort, wenn es um ein Open-Air-Angebot für die Kapellener in den Jugendjahren geht. „... für diese Altersgruppe gibt es nun wirklich kein Angebot in Kapellen“, untermauert einer der Väter, die zum Ortstermin gekommen sind.

PS: Diese Gruppe junger Kapellener, die sicher ein wenig übers Ziel hinausgeschossen sind, hat bewiesen, dass sie Initiative ergreifen, Pläne umsetzen und einiges bewegen können. Und dass sie allesamt sachlich argumentieren und überzeugen können. Ein ehrliches: „Chapeau!“