Katharina Janetta: Von Omas Garten über Blühstreifen hin zur bundesweiten Renaturierung
Anstel · Katharina Janetta ist Diplom-Biologin. Vor allem der Artenschutz hat es ihr angetan. So kam sie zu den „Grünen“ und in die Politik. Am 23. Februar kandidiert sie für den Bundestag. Aus aussichtslosem Listenplatz. Das stört sie aber nicht, denn jetzt im Wahlkampf könnte sie die Fragen, die sie bewegen, immerhin zum Thema machen ...
Zusammen mit ihrem Lebensgefährten wohnt sie auf einem Hof in Anstel. „Mein Garten sieht fürchterlich aus“, lacht sie auf Nachfrage. Denn ihr geht es natürlich nicht um schöne Blüh-Arrangements, sondern um Lebensräume für Insekten, Schmetterlinge, Igel & Co.
Deshalb steht die Vegetation aus dem Vorjahr noch, denn die brauchen viele Lebewesen zum sicheren Überwintern. „Wir freuen uns über Igel“, strahlt sie. Und fügt an: „Wir haben Reisighaufen gebaut und – zack – war die Heckenbraunelle da.“
Ja, es gebe einen Apfelbaum, auch Dahlien und Pfingstrosen, hin und wieder würde auch Gemüse angebaut (Salat und rote Beete), aber eigentlich gehe es ihr um einen bunten Garten, wie sie ihn von ihrer Oma her kenne: „Die Leute müssen nicht den ganzen Garten umbauen, sondern nur eine Ecke, wo man der Natur freien Lauf lässt“, argumentiert sie.
Nach dem gleichen Prinzip könnte Artenvielfalt auch im Großen gesichert werden: Ihre Forderung lautet, dass man bundesweit 20 Prozent der Flächen der Natur zurückgibt.
Und dann kommt Katharina Janetta, die bei dieser Bundestagswahl die Farben der „Grünen“ hochhält, auf einen Vorwurf zu sprechen, der des Öfteren fällt: „Die ,Grünen’ wissen alles besser‘, hört man oft. Das mache ich in Rommerskirchen anders“, betont sie.
Als Beispiel nennt sie den „Arbeitskreis für Biodiversität“, den sie in Rommerskirchen leitet. Hier hole sie alle zusammen an einen Tisch – Landwirte, Wissenschaftler, Verwaltungen und Politiker. Und dann gehe man gemeinsam Fragen nach wie „Wo macht ein Blühstreifen Sinn? Wo braucht es Sträucher oder Sandflächen?“
Denn so viel ist auf der anderen Seite klar: Überlässt man die zurückgegebenen Flächen einfach sich selbst, so bildet sich nach kurzer Zeit ein dichter, dunkler Wald.
„Nur gemeinsam haben wir eine Chance“, postuliert sie und zeigt sich von der Zusammenarbeit mit der örtlichen Landwirtschaft angetan. Der dürfe man weder Schuld noch Verantwortung alleine anlasten, resümiert Janetta mit Nachdruck.
Mit ihren typischen Erfahrungen aus der Gillbach-Gemeinde blickt sie dabei auch auf die ganz großen Themen Klimawandel, ÖPNV oder auch Schuldenbremse. Von Villau oder Vanikum aus in die große, weite Welt zu kommen, sei nicht einfach und – wenn die Bahnen wieder einmal Verspätung hätten – stressig. „Regelmäßig zu spät zu Meetings zu kommen, ist nicht zufriedenstellend“, seufzt sie als Bahn-Fahrerin aus Erfahrung.
Schuld sei unter anderem der Investitionsstau, der sich in vergangenen Jahrzehnten angehäuft habe. Dieser Stau könne nur abgebaut werden, wenn man zu einer „Modernisierung der Schuldenbremse“ komme. Ihr Credo: Auch wenn nicht investiert, wenn nicht erneuert würde, würde man den Kindern „Schulden“ hinterlassen. Dann eben nicht in der Bilanz, dafür aber in Form von Bau- und Reparaturbedarf.
Die Lösung könne ein „Deutschland-Fond“ sein, deutet sie vage an.