„Gegenwind aus Rommerskirchen“ überzeugt mit Fakten. Und Alternativen. Ist der Kölner Feldhamster vielleicht flexibler als der Düsseldorfer?

Rommerskirchen · Der Ansteler Info-Abend der Aktion „Gegenwind aus Rommerskirchen“ (in Zusammenarbeit mit dem Verein „Pro Natur und Heimat“) war mit seinen gut 400 Teilnehmern eine starke Demonstration dafür, dass sich die Bürger von der Gillbach nicht kampflos den im Entwurf des Regionalplanes gemachten Festsetzungen in Sachen Windkraftanlagen (wir berichteten) beugen wollen. 3.000 Unterschriften gegen den Regionalplan unterstreichen den Widerstand.

Im Dezember ist aufgrund der tief stehenden Sonne der Schattenwurf am größten. Hier wird gezeigt, wie sich die laut Regionalplan vorgesehenen Windkraftanlagen im Murental auswirken würden. Oekoven, Deelen und Ückinghoven verschwinden komplett im „Morgen-Schatten“ (gelb und grün).

Foto: KV./Gerhard P. Müller/Repro

Unter den rund 400 Besuchern des Abends waren die Bundestags-Kandidaten Carl-Philipp Sassenrath (CDU), Daniel Rinkert (SPD) und Katharina Janetta („Grüne“), die alle drei ihre politische Unterstützung zusagten und versprachen, in ihren Fraktionen im Regionalrat für die Rommerskirchener Position zu werben.

Unter den Besuchern war auch eine Vertretung der Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister Martin Mertens an der Spitze. Sie brachte bereits eine Online-Petion auf den Weg und reichte zwei Klagen (eine gegen das Land und eine gegen den Rhein-Kreis) ein. Auch anwesend waren an diesem Abend Vertreter von vier Windkraft-Unternehmen, die wohl wissen wollten, wann es mit dem Geldverdienen losgehen kann.

Ein Tortendiagramm, das Klartext spricht: In Rommerskirchen sollen 40 Prozent aller Windkraftanlagen des Rhein-Kreises stehen. Korschenbroich und Kaarst bekommen zum Beispiel nur vier Prozent.

Foto: KV./Gerhard P. Müller/Repro

Die einzelnen Akteure von „Gegenwind aus Rommerskirchen“ hatten eine umfassende Powerpoint-Präsentation vorbereitet, in der wohl so gut wie alle Fakten in diesem Zusammenhang aufbereitet und beleuchtet wurden. (Drei beispielhafte Slides finden Sie nebenstehend.)

Rolf Zillmer von der Bürger-Aktion machte bei seinem Besuch in der Redaktion des Erft-Kurier deutlich, dass es ihm und seinen Mitstreitern nicht darum ginge, Windkraft in Rommerskirchen generell zu verhindern. Vielmehr gehe es darum, verträgliche Alternativen zu den Plänen fürs Murental zu finden.

Rolf Zillmer und Helmut Wichert von der Aktion „Gegenwind aus Rommerskirchen“ bei ihrem Besuch in der Redaktion.

Foto: KV./Gerhard P. Müller/Repro

Die dort geplanten zehn Windräder mit einer Höhe von jeweils 260 Metern würden nämlich Rommerskirchen und das Leben seiner Bürger dauerhaft und zutiefst verändern. Fast alle Ortsteile – von Sinsteden bis Anstel, von Deelen bis Frixheim – würden unter den Auswirkungen (Lärm, Schattenwurf, Betriebsmittelverwirbelung und so weiter) leiden.

Übrigens müsste für diesen Windpark, weil eine normale Trafostation nicht ausreicht, auch noch ein neues Umspannwerk (wahrscheinlich in Butzheim) gebaut werden.

Früher durften die Rotorblätter sich nur innerhalb des Plangeländes drehen. Mittlerweile dürfen die Spitzen auch über die Grenzen hinausreichen. Dadurch sinkt der Abstand der Wohnbebauung auf 400 und weniger Meter. In Deelen wären es gar nur 329 Meter und in Sinsteden 345 Meter.

Foto: KV./Gerhard P. Müller/Repro

Einzig sinnvolle Alternative in den Augen der aktiv gewordenen Bürger ist der „Butzheimer Bruch“, den die Gemeinde in ihren Planungen auch vorgeschlagen hatte. Hier könnte ausreichender Abstand zur Wohnbebauung eingehalten werden, sind Zillmer, Wichert & Co sich sicher.

Dort gibt es jedoch eine Feldhamster-Population, die bisher als Ausschlusskriterium für etwaige Windkraftanlagen gesehen wurde. Katharina Janetta von den „Grünen“ brachte jetzt aber von der „Biologischen Station“ des Rhein-Kreises die Information mit, dass aus Sicht der dortigen Fachleute Feldhamster keine Probleme mit Windrädern hätten.

Zwar gibt es dort die geschützte Aufzuchtstation für die Feldhamster, die im erwachsenen Alter ausgewildert und dann „über die Felder ziehen“ würden. Schon allein der übliche Fruchtwechsel auf den Äckern würde den Feldhamster immer wieder zwingen, sich ein neues Revier zu suchen. Die Bezirksregierung Köln sieht das zudem genauso gelassen: Im „Butzheimer Bruch“ verläuft die Bezirksgrenze und während die Düsseldorfer Bezirksregierung auf ihrer Seite wegen der Feldhamster keine Windkraftanlagen haben will, plant die Kölner Bezirksregierung auf ihrer Seite, direkt an der Grenze, gleich mehrere Windräder. „... die interessieren sich nicht für Feldhamster“, bringt es Helmut Wichert auf den Punkt.

Im Februar will die Initiative „Gegenwind“ zu einem erneuten Treffen einladen. „Wir wollen uns mit allen Parteien, Politikern, Verantwortlichen und Interessierten zusammen an den Tisch setzen und nach Lösungswegen suchen“, macht Zillmer deutlich. Vor allem die örtlichen Vertreter im Regionalrat will er dann gezielt einladen (Rainer Thiel war jetzt schon vor Ort; Landrat Hans-Jürgen Petrauschke soll für den Februar zugesagt haben).

Die Hoffnung: Der Regionalplan-Entwurf weist 4.900 Hektar für Windkraftanlagen aus. Erreicht werden müssen aber nur 4.100 Hektar. Es gibt also noch Spielraum.