Niederrheintheater zu Gast am Gymnasium Jüchen „Click Safer“ klärte spielerisch über Cybermobbing und -grooming auf

Jüchen · Dass das Internet für Heranwachsende auch mit vielfältigen Gefahren verbunden ist, ist landläufig bekannt, dennoch stehen Pädagogen und Eltern oft vor der Frage, in welcher Form die Nutzung digitaler Medien förderlich oder hinderlich ist und wie diese reguliert werden soll, um den Heranwachsenden einen Weg zu einem verantwortungsvollen und reflektierten Umgang damit zu ebnen. Einen konfrontativen und sehr nahegehenden Ansatz wählte jetzt Deutschlehrerin Nicole Hummelsheim, die das Niederrheintheater aus Brüggen ans Gymnasium holte.

„Click Safer“ heißt das Theaterstück, welches das Niederrheintheater für die Jahrgangsstufe 7 aufführte.

Foto: Gymnasium Jüchen

„Ich kenne das Niederrheintheater aus meiner Zeit an der Gesamtschule Brüggen. Wir haben damals Theaterworkshops bei ihnen belegt. Beide Schauspieler, Verena Bill und Michael Koenen, beeindrucken mich und auch das Stück ,Click Safer‘ habe ich schon mit Klassen geschaut. Besonders innovativ finde ich, dass es jedes Jahr an die aktuelle digitale Entwicklung angepasst wird“, beschreibt die engagierte Klassenlehrerin der 7c ihre Motivation, das Theaterduo für das Gymnasium Jüchen anzuwerben. Hummelsheim sorgte damit dafür, dass im Rahmen der Medien- und Demokratieerziehung am Gymnasium Jüchen das Jugendtheaterstück für die gesamte Jahrgangsstufe 7 im Atrium der Schule aufgeführt werden konnte.

„Click Safer“ erzählt die Geschichte von Lara, die über soziale Netzwerke mit Fremden in Kontakt tritt. Was harmlos beginnt, entwickelt sich zur Bedrohung, als sie entführt wird. Ihr Schulfreund versucht, sie zu retten, erkennt aber, dass er sie allein nicht retten kann und Hilfe benötigt. Damit beleuchtet die Inszenierung die Gefahren der digitalen Welt und will junge Menschen für sicheres Verhalten im Netz sensibilisieren. Dabei schlüpfen die beiden Schauspieler während der 75-minütigen Darbietung in verschiedene Rollen, die sie durch das Wechseln von Charaktershirts darstellen.

„Für mich ist es eine der wichtigsten Präventionsveranstaltungen. Das Handy ist aus der Welt der Kinder nicht mehr wegzudenken und man darf sie nicht damit allein lassen. Die Eltern beugen sich oft dem sozialen Druck und möchten ihr Kind nicht ausgeschlossen wissen“, bezieht sich Hummelsheim indirekt auf eine Einstiegsszene, in der Laras Eltern sich uneinig darüber zeigen, ob und in welcher Form sie den Handy- und Internetkonsum ihres Kindes kontrollieren und in welchem Ausmaß sie ihrem Kind vertrauen sollen.

Aufmerksam lauschten die Siebtklässer dem Theaterduo Verena Bill und Michael Koenen .

Foto: Gymnasium Jüchen

Verena Bill und Michael Koenen sind bereits seit 2008 mit „Click Safer“ erfolgreich unterwegs und haben zahlreiche Aufklärungsveranstaltungen samt Theaterstück durchgeführt. „Wir haben ursprünglich mit Präventionstheater begonnen und uns überlegt, welche Themen in Zukunft immer relevanter und dringlicher werden“, erklären die beiden im Interview den ursprünglichen Funken ihrer Arbeit. „Dabei sind wir auf das Thema Mobbing gestoßen – insbesondere Cybermobbing. Schon damals spielte die Handynutzung eine große Rolle, ebenso wie die Gefahren des Internets. Deshalb war uns schnell klar, dass wir dieses Thema in einem Theaterstück aufgreifen wollen.“

Besonders eingängig ist das Theaterstück, da es auf dem authentischen Fall eines vermissten Mädchens basiert. „Bei einer Internetrecherche sind wir auf diesen besonders erschütternden Fall gestoßen. Das Mädchen, um das es damals ging, war tatsächlich verschwunden, und man wusste lange Zeit nicht, was mit ihr passiert war. Dieser Fall hat uns sehr berührt und dazu bewogen, ihn als Basis für unser Stück zu verwenden“, erläutert Koenen den Anstoß für den Plot, der auch Matti Küppers aus der 7a beeindruckt hat: „Mich hat es echt überrascht, dass das Mädchen im echten Fall fünf Jahre verschwunden war.“ Vito Claßen aus der 7b fand erschreckend, „dass der Täter nur sieben Jahre Gefängnis für diese schwerwiegende Tat bekommen hat, denn er hat ihr ihre Kindheit genommen!“

Hummelsheim, die die Veranstaltung in Absprache mit der Fachschaft Deutsch organisiert hat, war die Vor- und Nachbereitung besonders wichtig, um sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen und praxisnahe Strategien für einen verantwortungsbewussten Umgang im Netz zu vermitteln. „Das Niederrheintheater hat uns im Vorfeld eine Materialmappe zur Verfügung gestellt mit Definitionen von Begriffen wie Cybergrooming und Cybermobbing mit beispielhaften Chatverläufen, Warnhinweisen, Verhaltenstipps und Kontaktadressen, die Hilfe anbieten. Wir Deutschlehrer haben dann jeweils eine Stunde vorbereitet und ein bis zwei Stunden nachbereitet“, so die Sasseratherin.

„Mich haben besonders die Aufmerksamkeit und Betroffenheit der Siebener, die sehr ruhig und aufmerksam waren, sowie die Einbindung der Schülerschaft durch die Schauspieler beeindruckt“, so Hummelsheim weiter. Auch das Schauspielerduo zeigt sich positiv angetan von der Atmosphäre während der Nachbesprechung: „Besonders beeindruckt hat uns, wie aktiv sich die Schülerinnen und Schüler beteiligt haben. Sie hatten nicht nur vorbereitete Fragen, sondern haben auch weitergehende Fragen gestellt und echtes Interesse am Thema gezeigt. Wir hatten das Gefühl, die Nachbesprechung hätte noch viel länger dauern können“, bestätigen Bill und Koenen den positiven Grundtenor. „Click Safer“ hat auf jeden Fall Eindruck bei den Kindern hinterlassen. So plant Hummelsheim bereits weiter und verrät, dass man langfristig eine Veranstaltung am Gymnasium Jüchen zu diesem Thema für die Jahrgangsstufe 7 etablieren möchte.