Bistum Aachen geht neue Wege Von der „GdG Jüchen“ zum „Pastoralen Raum Jüchen“

Jüchen · Alles anders – oder doch nicht? Zum 1. Januar wurde aus der „Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Jüchen“ der „Pastorale Raum Jüchen“. Pfarrer Ulrich Clancett sowie Gemeindereferent und „Promotor“ Alexander Tetzlaff haben im Gespräch mit dem Top-Kurier erklärt, was das bedeutet.

Pfarrer Ulrich Clancett und Gemeindereferent Alexander Tetzlaff (r.).

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Die vergangenen Jahre zeigen, dass sich die gesellschaftliche Bedeutung von Kirche verändert und es immer weniger Christen gibt. Aus diesem Grund hat das Bistum Aachen beschlossen, neue Wege zu gehen, und den „Heute bei dir“-Prozess ins Leben gerufen. Seit 2017 wird daran gearbeitet, die katholische Kirche im Bistum zukunftsfähig aufzustellen. „Wir mussten dabei auch einfach feststellen, dass unsere Einheiten viel zu kleingliedrig geworden sind“, erklärt Pfarrer Ulrich Clancett. Aus 71 „Gemeinschaften der Gemeinden“ wurden daher zum 1. Januar 44 „Pastorale Räume“, die die seelsorgerischen Grundaufgaben wie Gottesdienste, den Empfang der Sakramente und mehr in ihren Regionen sichern.

Während mancherorts neue Zusammenschlüsse entstanden, gibt es in Jüchen diesbezüglich keine Änderungen: Die Pfarreien Jüchen, Hochneukirch, Gierath, Beburdyck und Neuenhoven bilden nun den „Pastoralen Raum Jüchen“. Am Ende des „Heute bei dir“-Prozesses soll aus den zusammengeschlossenen Gemeinden eine Einheit, eine Kirchengemeinde werden. Das Gemeindeleben vor Ort werde aber natürlich weiter bestehen, nimmt Alexander Tetzlaff manchem Gemeindemitglied vielleicht Sorgen, die mit dem Prozess einhergehen. Wie der „Promotor“, der die nötigen Prozesse vor Ort koordiniert, fördert und moderiert, erklärt, gelte es nun vor allem, gemeinsam zu schauen, wo die Reise hingehen soll. Wie kann die Zusammenarbeit ausgebaut werden? Welche neuen Möglichkeiten zur Vernetzung gibt es?

Ein wichtiges Thema seien dabei sogenannte „Orte von Kirche“. „Wir müssen weg vom Kirchturmdenken“, betonen Tetzlaff und Clancett. Denn Glauben und Gemeinschaft seien heutzutage nicht mehr nur an einen Ort, an eine Kirche, gebunden. In einem ersten Austausch mit Gemeindemitgliedern, mit Haupt- und Ehrenamtlern der verschiedenen Gemeinden hat der „Promotor“ zahlreiche „Orte von Kirche“ gesammelt – von Schützenvereinen und Pfadfindern über Seniorengruppen und Kitas bis hin zu Büchereien und Wohlfahrtsverbänden. Vielleicht würden Angebote aus mangelndem Interesse einmal wegfallen; vielleicht würden sich auch Gruppen zusammenfinden oder neue Angebote ins Leben gerufen werden. Das werde erst die Zeit zeigen. Alexander Tetzlaff betont: „Wir möchten alles ermöglichen. Wir werden niemandem, der etwas für das Leben in der Gemeinde machen möchte, Steine in den Weg legen. Wir möchten das Ehrenamt, über das vieles läuft, aber auch nicht überlasten.“

Während es nun zum einen darum geht, wie man den „Pastoralen Raum Jüchen“ gemeinsam gestalten und das Leben in der künftigen katholischen Kirchengemeinde Jüchen zukunftsfähig machen möchte, gehört zum anderen auch einiges an Bürokratie zum „Heute-bei-dir“-Prozess. Denn mit der Schaffung der „Pastoralen Räume“ gibt es auch eine Neuordnung der „Körperschaften des Öffentlichen Rechts“ („Kirchengemeinden als Rechtsträger“).

Schon im vergangenen Jahr haben die Kirchenvorstände bezüglich der Zusammenführung der Kirchengemeinden in eine Einheit entsprechende Beschlüsse gefasst. Diese gilt es nun konkret umzusetzen. Am 8. und 9. November 2025 werden dazu die Gremien im Bistum Aachen neu gewählt. Damit werden der „Rat des Pastoralen Raumes Jüchen“ und der Kirchenvorstand der künftigen katholischen Kirchengemeinde Jüchen neu bestimmt. „Beim neuen Kirchenvorstand wird es keine Quoten geben, wie viele Mitglieder aus den ehemaligen Gemeinden vertreten sein werden. Wir sind da ganz frei. Wenn sich niemand aus einer Gemeinde zur Wahl stellt, dann ist das so“, erklärt Pfarrer Ulrich Clancett.

Im Prinzip werde der neu gewählte Kirchenvorstand dann die Arbeit des bisherigen Katholischen Kirchengemeindeverbands Jüchen übernehmen, so Clancett. Dieser sei ein Zusammenschluss der Pfarreien der GdG Jüchen zum Zwecke einer gemeinsamen Personalwirtschaft und Trägerschaft der fünf katholischen Kindertagesstätten. Zum 1. Januar 2026 werden der „Rat des Pastoralen Raumes Jüchen“ und der Kirchenvorstand der künftigen katholischen Kirchengemeinde Jüchen nach den neu gefassten Bestimmungen und gesetzlichen Regelungen ihre Arbeit für die neu gestalteten Einheiten aufnehmen.

Der „Heute-bei-dir“-Prozess ist ein komplexer und wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen. „Es sind spannende Zeiten“, sind sich Ulrich Clancett und Alexander Tetzlaff einig. Sie blicken der Zukunft jedoch entspannt entgegen und lassen auf sich zukommen, wie sich alles entwickelt. Getreu dem Motto „Net kalle – donn!“ möchten sie mit allen Beteiligten die Veränderungen angehen – mit Bedacht und sehr vorsichtig – und gemeinsam die katholische Kirchengemeinde Jüchen von Morgen gestalten.