Ein Gastbeitrag von Pfarrer Ulrich Clancett Ein Blick Richtung Norden lohnt sich

Jüchen · Pfarrer Ulrich Clancett teilt seine Gedanken zum Osterfest.

Pfarrer Ulrich Clancett.

Foto: Privat

Von Hunderten von Milliarden Euros war in den vergangenen Wochen bei uns die Rede – aktuell werden solche Beträge durch die chaotische Wirtschaftspolitik des amerikanischen Präsidenten mal eben von einem Augenblick auf den anderen vernichtet. Irgendwie vollkommen unvorstellbare Summen Geldes wurden hin- und hergeschoben. Schwindelerregend!

Die Rede war von Ausverkauf und Überlastung der jungen Generationen. Und davon, dass man sich von Geld alleine nichts leisten könne, weil das ja nicht glücklich mache. Und davon, dass Geld nichts nutze, wenn es keinen gäbe, der Brücken bauen, Schulen sanieren, Straßen reparieren, Panzer konstruieren und am Ende auch fahren könne… Trotz der eigentlich hoffnungsvoll stimmenden, epochalen Beschlüsse im Bund machte sich schnell wieder (typisch deutsch?) Hoffnungslosigkeit und Trübsal breit. Was kann uns also noch glücklich machen – wenn es schon so viel Geld nicht ist?

Wie gerufen kam da Mitte März die Veröffentlichung des „Glücksatlas“ – des „World Happiness Report“ 2025 der Vereinten Nationen. Danach leben die glücklichsten und zufriedensten Menschen der Welt in Finnland (das ist seit acht Jahren schon so), Dänemark, Island und Schweden. Deutschland landet auf Platz 22. Was aber macht das Glücksgefühl etwa der Finnen aus? Eine ARD-Korrespondentin, Sophie Donges, fasst das kurz und präzise so zusammen: „Das Glücksgefühl der Finnen ist: ‚Der Staat kümmert sich!‘“ Also: Hängematte – der Staat kümmert sich schon? Nein, lautet die klare Antwort, weil jede Finnin und jeder Finne sich selbst als ein Stück dieses Staates betrachte.

Und das zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Leben in diesem nordischen Land. Getreu dem Motto, das einst John F. Kennedy anlässlich seiner Amtseinführung ausgab: „Frage nicht danach, was dein Land für dich tun kann – sondern danach, was du für dein Land tun kannst!“ Das ist den Finnen in Fleisch und Blut übergegangen. Ganz selbstverständlich und gleichzeitig unspektakulär: Freiwillige Mithilfe in Schule und Kindertagesstätte? – Kein Problem! Auf die Nachbarn achten? Selbstverständlich! Irgendein Ehrenamt ausüben zum Wohl der Gesellschaft? – Gehört zum guten Ton!

Der Satz: „Ich muss auch mal an mich denken!“ kommt Finnen nur schwer über die Lippen. Weil sie erkannt haben, dass sie alle ein Gemeinwesen bilden. Drücken zählt nicht – die Gemeinschaft zählt alles. Nicht, dass wir alle das alles schon aus der Bibel gehört hätten – hier wird das ganz konkret und hat entsprechende, äußerst positive Auswirkungen. Mir macht das Hoffnung, dass es so etwas noch gibt. Vielleicht lohnt sich ein Blick Richtung Norden und die Bereitschaft, sich nicht immer nur auszuruhen und an sich selbst zu denken.

Und kleine Lichtblicke gibt es in der Tat auch bei uns, wenn ich mir nur unser „Café Welcome“ ansehe… Vielleicht gelingt es ja, diese Lichtblicke im Licht des Osterfestes zu immer größeren Strahlen werden zu lassen. In diesem Sinne: Hoffnungsvolle, lichtvolle Ostern! Und: Achtet aufeinander, kümmert Euch umeinander! Das macht glücklich.