„Unser Ziel war es, einen gemeinsamen See für die gesamte Region zu gestalten – über Grenzen von Städten, Gemeinden und Kreisen hinweg. Das ist gelungen“, so Verbandsvorsteher Harald Zillikens, der gleichzeitig Bürgermeister von Jüchen ist. Rund 450.000 Menschen leben im unmittelbaren Umfeld des Sees in Mönchengladbach, Erkelenz, Grevenbroich, Jüchen, Titz und Bedburg.
Nach etwa 30 Jahren wird der See seinen Zielwasserspiegel erreichen. Er wird dann eine Fläche von rund 2.200 Hektar und eine Tiefe von rund 165 Metern haben. Damit zählt er zu den größten Seen in Deutschland, wird nach dem künftigen Tagebausee Hambach das zweitgrößte künstliche Gewässer Deutschlands sein und eine hochwertige, naturnahe und vielfältig nutzbare Seenlandschaft in der Region prägen.
Die Erstellung des Masterplans für die Nutzungen des Sees erfolgte seit Anfang 2024 durch den Zweckverband in Zusammenarbeit mit den Fachbüros RHA Reicher Haase Assoziierte, Club 94, Planersozietät sowie Project M und gemeinsam mit Fachleuten aus den Kommunen und Landesbehörden. Beteiligt an der Erarbeitung des Plans waren neben den Kommunen als Mitglieder des Zweckverbands auch die RWE Power AG sowie verschiedene Verbände, Organisationen und die Wirtschaft auf lokaler und regionaler Ebene. Auch die Vorschläge und Ideen der Bürgerschaft wurden in zahlreichen Veranstaltungen und mit einer Online-Befragung, an der rund 3.000 Menschen teilgenommen haben, einbezogen.
Die Grundlagen für den Plan sind seit der Erarbeitung des ersten „Drehbuchs“ für die Entwicklung des Verbandsgebiets im Jahr 2016 schrittweise in vielen Planungsprozessen geschaffen worden. Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands LANDFOLGE Garzweiler: „Unsere Aufgabe war es, einen möglichst ausgewogenen Konsens zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen der Menschen, der Natur und Umwelt sowie den Potenzialen für eine wirtschaftliche Inwertsetzung des Sees zu finden. Dabei müssen die Konzepte gleichzeitig einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten bis in die 2060er Jahre berücksichtigen.“ So wird der See bereits 2041 etwa zur Hälfte gefüllt sein, und erste Nutzungen auf dem Wasser werden möglich. Auch temporäre Nutzungen in der Zwischenlandschaft sind vorstellbar und werden überprüft.
Aufgrund des langen Entwicklungszeitraums ist vorgesehen, dass der Masterplan als informelles, zwischen den Kommunen abgestimmtes Planungsinstrument nach etwa zehn Jahren fortgeschrieben wird. Für die kommenden Jahre liegt ein klares Handlungsprogramm mit Projekten vor. Wichtige Grundsatzentscheidungen wie die Lage von Zugängen zum See, von naturbelassenen Zonen, Hafenbecken, etwaigen Siedlungen oder künftigen Freizeit- und Strandanlagen sind in dem Masterplan beschrieben. Insgesamt ist etwa die Hälfte der gesamten, rund 20 Kilometer langen Uferbereiche als Naturschutzflächen oder Flächen für eine naturbelassene Gestaltung vorgesehen. Dort bietet der See naturnahe Uferzonen als Rückzugsgebiete für Fauna und Flora. 16 Prozent des Ufers sind, in Regel ausgehend von den heutigen Dorfstrukturen, für Freizeit und Tourismus, Siedlungen oder Infrastruktur vorgesehen. Ein weiteres Drittel sind Freiflächen, die vom Menschen – beispielsweise landwirtschaftlich – genutzt werden können.
Geplant ist, dass in Mönchengladbach-Wanlo, bei Erkelenz-Holzweiler und beim Titzer Ortsteil Jackerath Sportboothäfen entstehen. Schätzungsweise rund 1.000 Boote – vorwiegend Segelboote – werden auf dem See beheimatet sein. Als technischer Hafen mit Werft und Werkstätten soll Jackerath entwickelt werden, wo auch die Schaffung des einzigen Gewerbegebietes am See vorgesehen ist.
Die Tourismus- und Freizeitangebote zielen vor allem auf Naherholung für die Einwohner sowie Tagestouristen ab. So sind verschiedene lokale Strände als Zugang zum See vorgesehen, etwa bei Erkelenz-Keyenberg oder Jackerath. Bei Wanlo, südlich von Hochneukirch sowie nördlich von Bedburg sind regional bedeutsame Strandbereiche für Freizeit und Unterhaltung vorgesehen – bei Hochneukirch beispielsweise eine große Eventfläche am See oder bei der jetzigen Bandtrasse des Tagebaus zwischen Jüchen und Bedburg eine Strandlandschaft. Ein geschlossener Rundweg wird für Radfahrende und Fußverkehr den See erschließen.
Als besonderer Höhepunkt soll im nördlichen Teil des Sees eine schwimmende Insel entstehen. Vorstellbar sind zudem schwimmende Häuser im Bereich der Sportboothäfen, beispielsweise bei Holzweiler. Die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2037 ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Sees. Sie dient der Erschließung und landschaftsbezogenen Gestaltung der Standorte und der Schaffung von ersten attraktiven Angeboten.
Bereits seit den 1990er Jahren war auf Ebene der Landesplanung ein See für die Zeit nach Beendigung des Braunkohletagebaus Garzweiler vorgesehen. Konkrete Planungen konnten jedoch erst auf Grundlage der im Oktober 2023 veröffentlichten Leitentscheidung des Landes zum beschleunigten Kohleausstieg erarbeitet werden. Erst damit stehen Lage, Größe und Form des Sees endgültig fest. Die Leitentscheidung hat eine grundlegende Anpassung der Betriebsplanung von RWE Power und der Braunkohleplanung des Landes für den Tagebau Garzweiler II erforderlich gemacht. Das Änderungsverfahren für den Braunkohlenplan wird von der Bezirksregierung Köln zurzeit durchgeführt. Ein Ziel des Masterplans ist es, dass die darin beschriebenen räumlichen Ziele in die Braunkohleplanungen und die Betriebsplanung von RWE überführt werden.
Der vollständige „Masterplan Seeentwicklung Tagebau Garzweiler“ ist unter www.landfolge.de/seeentwicklung abrufbar.