SPD-Kandidat resümiert: „Die großen Dinge sind mir alle gelungen“ Warum Rinkert im „Berliner Raumschiff“ beim Wasser bleibt

Grevenbroich/Neuss · Vor gut zweieinhalb Jahren rückte Daniel Rinkert (SPD) in den Bundestag nach. Diesmal kann er sich aufgrund seines Listenplatzes Hoffnung machen, von Anfang an dabei zu sein. Mit dem Kurier-Verlag sprach er über das Politik-Machen in Berlin, plauderte über das Geschehen hinter den Kulissen, erzählte über die von ihm schon hinterlassenen Spuren und warf einen klaren Blick nach vorne.

Daniel Rinkert plaudert über seine ersten Jahre im Bundestag. Nach dem Wahlkampf ist für ihn übrigens vor dem Wahlkampf: Bürgermeister Klaus Krützen hat ihn zu seinem verantwortlichen „Wahlkampf-Manager“ gemacht ...

Foto: SPD Jüchen/Tobi Holzweiler

Berlin ist für viele ein Synonym für „Kultur & Party“. „Das wäre schön“, lacht SPD-Bundestags-Abgeordneter und Kreis-Vorsitzender Daniel Rinkert. Und er nennt ein Beispiel aus seiner Anfangszeit.

Da hatte er mit einigen Parlaments-Kollegen die Einladung eines Sozialverbandes angenommen, der im Kino mit einem ganz speziellen Film auf sein Anliegen hinweisen wollte. So nach 40 Minuten piepsten die Handys und verkündeten „Hammelsprung“. Also mussten alle Politiker los und zurück in den Bundestag eilen, um an einer verspäteten Abstimmung teilzunehmen.

Seitdem weiß Rinkert, dass in den Sitzungswochen, in denen er in Berlin weilt, weder Zeit für Kultur noch für Party ist (Alkohol trinkt er in Berlin übrigens grundsätzlich nicht).

Dabei ist die Anwesenheitspflicht im Plenum klar geregelt: „Wir müssen da sein, wenn der Kanzler redet, wenn wir Sitzungsdienst haben oder wenn die eigenen Themen behandelt werden.“

Der „Sitzungsdienst“ ist im Zweieinhalb-Stunden-Rhythmus geregelt. „Wir sitzen dann da, um die Mehrheit sicherzustellen“, erklärt Rinkert, dessen Konterfei derzeit den gesamten Rhein-Kreis zu dominieren scheint. Übrigens: Dem Vernehmen nach lässt er sich seinen Wahlkampf einige zehntausend Euro kosten ...

Dieses Foto, das uns Daniel Rinkert zur Verfügung stellte, stammt „aus meinem Osterurlaub in Südtirol im vergangenen Jahr.“ Der „Schnäuzer-Versuch“ musste am Ende dann doch wieder fallen.

Foto: rinkert

Dass nicht immer alle Abgeordneten im Parlament sitzen, hängt mit Parallel-Terminen zusammen: Berichterstatter-Runden, Gesetzesverhandlungen, Arbeitskreise, Ausschusssitzungen und noch einiges mehr findet gleichzeitig statt. Und abends folgen Podien zu bestimmten Themen, Verbandseinladungen und immer wieder auch Empfänge, bei denen Rinkert wie gesagt beim Wasser bleibt.

Lang werden die Abende übrigens auch nicht, weil Rinkert ein Frühaufsteher ist. So ab 6 Uhr sitzt er während seiner Grevenbroicher Wochen daheim auf der Ruderbank und schwitzt sich gesund. Anschließend liest er zur Erholung, immer eine halbe Stunde, aktuell das Buch „Aber es wird regnen“ von Clarice Lispector.

Und in den Heimatwochen genießt er sozusagen seine Arbeit auf der kommunalpolitischen Ebene, um „nicht nur im Berliner Raumschiff“ zu versauern. Der Kontakt zu Freunden und Familie falle schwer genug, wenn man quasi immer ein halbes Jahr in Berlin sei.

Den SPD-Politiker, der oft wie frisch aus dem Willy-Brandt-Haus geschult argumentiert (Sein Kommentar: „Ich mache keine Schulungen mit. Das ist der Alltag, der einen schult.“ Und an anderer Stelle: „Reden, argumentieren – das hat sich in den vergangenen Jahren gebessert.“), ist derzeit übrigens nicht liiert. Wenn ihn „emotionaler Frust“ packe, telefoniere er mit seinen zwei besten Freunden: Philipp aus München, den er aus seiner Studienzeit her kennt, und mit einem Kölner Kumpel, den er 2016 im Wahlkampf über die Partei kennenlernte.

Ganz selbstbewusst antwortet Daniel Rinkert auf die Frage, ob er in den ersten zweieinhalb Jahren denn schon Spuren hinterlassen habe: Ja, immerhin habe er viel Geld für Projekte im Wahlkreis (Quirinus-Münster fünf Millionen, Turnhalle Käthe-Kollwitz-Gesamtschule vier Millionen, „Alte Feuerwache“ eine Million und 500.000 Euro für die Insel Hombroich) locker gemacht. Dafür müsse man es „mit den Haushältern gut können und auch schon mal ein Getränk mit ihnen nehmen“, griemelt er. Da reiche oft ein Kaffee, schiebt er nach.

Außerdem habe er im Bundes-Emissionsschutzgesetz, das er führend für die SPD verhandelt (wie berichtet geht es unter anderem um die Frage, wie stark die Kühe im Stall stinken dürfen ...), vieles von seinen Vorstellungen einbringen können.

Und ist er denn auch mal gescheitert? Sicherlich sei nicht jeder Bürgermeister auf jedes Förder-Angebot des Bundes angesprungen, aber: „Großes ist mir da nicht in Erinnerung geblieben. Die Großen sind mir alle gelungen“, betont Daniel Rinkert im Brustton der Überzeugung.