Herlitz zitiert Karl Valentin „Heute ist die gute alte Zeit von morgen“

Grevenbroich · Die Kirche im Dorf lassen… viele von uns kennen den Spruch, der aber gleichzeitig ein wenig antiquiert, wie von gestern klingt. Doch was heißt das eigentlich auf heutige Zeiten übertragen?!?

Ulrich Herlitz führt den Geschichtsverein.

Foto: privat

Natürlich ist bei „St. Peter und Paul“ in der Innenstadt immer noch ein beeindruckendes Bauwerk. Gerade in diesen Tagen rund um Weihnachten spüren viele von uns die Bedeutung unserer „christlich-abendländischen“ Kultur und ihres Einflusses. Doch in Zeiten existenzieller Krisen der Kirchen, zunehmend religionsfernen, säkularen Zeiten sind dies oft noch Reminiszenzen. Aber immer weniger der Mittelpunkt des städtischen Lebens, wie es einmal war.

Und doch ist der Spruch immer noch aktuell. Denn es ist die Geschichte, die das Gesicht einer Stadt, ihre Unverkennbarkeit und Einzigartigkeit ausmacht. Nicht umsonst bildet das Ensemble mit Kirche, Rathaus, „Haus Portz“ und Marktplatz noch heute einen Mittelpunkt.

Und dies im Kreuzungsbereich der auf römische Zeiten zurückführenden Kölner Straße, dem Steinweg als befestigter Zugang zum „Alten Schloss“ sowie der Breite Straße als Stadtkern!

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Die Erft markiert heute noch die historische Erft-Niederung, die Brücken-Querung an der Grenze zwischen Jülicher und erzstiftlich-kölnischem Gebiet, die einstig bedeutende und strategische Lage der Stadt.

Baubestand und Straßennetz spiegeln ein über Jahrhunderte gewachsenes Gemeinwesen wider. Eine solche historische Landkarte können wir für alle 30 Stadt- und Ortsteile der heutigen, im kommenden Jahr bereits 50 Jahre junge Stadt Grevenbroich zeichnen.

Es ist die Geschichte, die unsere Stadt in jeglicher Hinsicht geprägt hat und zu dem macht, was sie ist: Heimat! Durch ein über Generationen gewachsenes Gemeinwesen, ihre durch und mit der Zeit gewachsene Kulturlandschaft, das organisches Wachsen und städtebauliche Entwicklung sowie die oftmals historischen Verkehrswege.

Denken wir immer daran: Heute ist die gute alte Zeit von morgen, wie es Karl Valentin augenzwinkernd formulierte. Geschichte ist eben keine Versteinerung der Vergangenheit, sondern ein immerwährender Prozess bis in unsere Jetzt-Zeit, der das Heute prägt und unsere Geschichte von Morgen schreibt.

Die Kirche im Dorf lassen – gehen wir verantwortungsvoll mit unserer Stadtinfrastruktur um. Kirmesplatzverlagerung, Buchenallee und jüngst Platanenallee, Verkehrswende hin zu mehr Fahrradwegen, Bahn-Anbindung, städtebauliche Akzente, Baugebiete in den Stadtteilen, Pflege des grünen Bandes entlang der Erft auch im 30. Jahr nach der Landes-Garten-Schau … nur einige politische Themen, es gibt derer genug.

Schauen wir genau hin, achten wir, wie Generationen vor uns unsere Stadt gedacht und gelebt haben, gehen wir behutsam mit ihrem Erbe, Natur und Gemeinwesen um.

Im Geschichtsverein sehen wir unsere Aufgabe darin, dieses Erbe zu bewahren, sichtbar und wieder erlebbar zu machen. Lassen wir gemeinsam die Kirche im Dorf – und bleiben wir geschichtsbewusst - es ist unsere Heimat!

Ulrich Herlitz

Geschichtsverein Grevenbroich