„Tour de Erft“ 3 führte zur Sophienhöhe Konik-Pferde begrüßten die Teilnehmer

Kaster · Bereits vor vielen Jahren entstand beim Bedburger Norbert Pleuß die Idee, die Region an der Erft mit ihrer Geschichte, der aktuellen Situation und den Möglichkeiten einer zukünftigen Entwicklung in den Fokus interessierter Bürger zu rücken.

Foto: Norbert Pleuß

Unter dem Namen „Tour de Erft“ organisierte er folgend Exkursionen und Touren, die weit über den Rhein-Erft-Kreis hinaus eine große Akzeptanz und Anklang in der Bevölkerung fanden.

Bereits bei der ersten „Tour de Erft“, die unter dem Motto “Geschichte - Burgen und Schlösser” stand, wurde deutlich, wie stark der Braunkohletagebau in der Region die Geschichte beeinflusst und geprägt hat.

Startpunkt der ersten Tour war der historische Ortskern von Alt-Kaster mit seinen Stadttoren, der Burg-Ruine und den alten Stadtmauern. Ein Ort, der sich der damals schon beschlossenen Abbaggerung erfolgreich widersetzte.

Hengst und Stute.

Foto: Norbert Pleuß

Weiter ging es mit dem Bus zu den damaligen Ortsbereichen von Königshoven und Morken-Harff mit seinem Schloss, an das nach dem Tagebau heute vor Ort nur noch ein Gedenkstein und eine schon fast unscheinbare Pflasterung erinnern.

Die durchweg positive Umsiedlung von Königshoven, wo die Ortsbürger zur Erinnerung an den alten Ort in alter Ortslage die Petruskapelle errichtet haben, fand hierbei großes Interesse. Weiter ging es zum Schloss Bedburg mit seinen Arkaden, zur Stadt Bergheim mit seinem Aachener Tor und zu den Schlössern Paffendorf, Loersfeld und Gymnich.

Die „Tour de Erft 2“ machte dank der Unterstützung durch das RWE erstmals für viele Teilnehmer die Tagebaue Garzweiler und Hambach live erlebbar. Erkennbar war, dass Personen, die nicht aus der Region kamen, keinerlei Vorstellungen von den Dimensionen der Gruben hatten oder den Begriff Hambach meist nur aus den damals aktuellen Presseberichten über die Vorgänge im Hambacher Forst kannten.

Der „Höller-Turm“,

Foto: Norbert Pleuß

Der Skywalk am Jackerather Kreuz ließ einen ersten spektakulären Blick in den rund 180 Meter tiefen Tagebau Garzweiler zu, vom Elsdorfer Aussichtspunkt „Terra Nova“ aus wurden die Dimensionen des Tagebaus Hambach mit seiner rund 450 Meter tiefen Sohle deutlich, bevor die Gruppe mit geländegängigen Fahrzeugen des RWE hinunter in den Tagebau zu den riesigen Baggern und Absetzern fuhr.

Nach der Corona bedingten Unterbrechung führte Norbert Pleuß nunmehr bei der „Tour de Erft 3“ mit Unterstützung durch die RWE Forschungsstelle Rekultivierung in einer Bustour unter dem Motto “Rekultivierung - was kommt nach dem Tagebau” die Teilnehmer hinauf auf die Sophienhöhe. Dort ist, beginnend im Herbst 1978, eine Berg- und Naturlandschaft entstanden, die seinesgleichen sucht.

„Mir war es wichtig“, so Initiator Pleuß, „zu zeigen, dass wir in der Region viel mehr zu bieten haben als Kohlegruben, Kraftwerke und eine damit verbundene hohe Umweltbelastung.“

Gregor Eßer, Leiter der Forschungsstelle Rekultivierung und Moderator bei der Tour, erläuterte die Bemühungen der RWE, auf dem rund 13 Quaratkilometer großen und bis zu 200 Meter hohen Berg Natur- und Tierschutz in Einklang zu bringen. “Die Standortvielfalt schafft hier Artenvielfalt.

Das RWE fördert gezielt die Entwicklung unterschiedlicher Landschaftstypen, um so in Art und Ausprägung den unterschiedlichsten Tierarten einen optimalen Lebensraum bieten zu können. Dazu gehört eine gezielte Bewaldung, die bewusste Schaffung von Wiesen und Freiflächen, Fließgewässer, Biotope und Naturseen“.

Rund 120 Kilometer Wanderwege sind bereits angelegt, Landmarken wie das „Höller Horn“ erleichtern die Orientierung und geben einen weiten Blick in die Landschaft frei – vorausgesetzt das Wetter spielt mit. “Auch wenn die Sophienhöhe ein Bergbaugelände ist, alle Wege sind für Fußgänger und Radfahrer öffentlich zugängig“, so Eßer.

Zur angestrebten Biodiversität gehört auch die Ansiedlung einer Gruppe von Konik-Wildpferden in der Goldenen Aue, die es sich nicht nehmen ließ, sich bei einem Bus-Stopp in Szene zu setzen. Kaum hielt der Bus, kam der Leithengst mit seiner Lieblingsstute im Schlepp gemächlich auf den Bus zu, um sich dort zahlreich fotografieren zu lassen.

Nach der Pilotphase soll die ganzjährige Beweidung auf eine rund 500 Hektar große Fläche ausgedehnt werden. Die Planung sieht vor, dann auch andere Tierarten wie Hochlandrinder oder Wasserbüffel in die Beweidungsflächen aufzunehmen. „Neben dem Hambacher See, der nach seiner Auffüllung in rund 40 Jahren hinter dem Bodensee der zweitgrößte See in Deutschland sein wird, wird die Weidefläche auf der Sophienhöhe dann das größte Reservat dieser Art in NRW sein.“

Im Herbst bei früh einsetzender Dunkelheit eine solche Tour durchzuführen, erschien vielen Teilnehmern vielfach als riskant. Sie wurden jedoch durch trockenes Wetter und die Herbstfärbung der Blätter auf der Höhe mehr als entschädigt.

Pleuß kündigte an, im kommenden Frühjahr unter dem Motto „Blütenzauber“ eine weitere „Tour de Erft“ auf die Sophienhöhe anbieten zu wollen. Interessenten können sich dazu unter n.pleuss@t-online.de melden.

Das Interesse an den 50 Teilnehmer-Plätzen ist riesig - zur jetzt durchgeführten „Tour de Erft 3“ hatten sich bereits über 150 Personen gemeldet.

(-ekG.)
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