Eckumer geht am 26. Oktober bei der Triathlon-Weltmeisterschaft an den Start Triathlet Norbert Schröder feierte „Comeback in mehrfacher Hinsicht“
Eckum · Am 10. September 2023 feierte Triathlet Norbert Schröder seinen bisher größten sportlichen Erfolg – und war dennoch unzufrieden. Bei der erstmals in Nizza ausgetragenen Triathlon-Weltmeisterschaft erreichte er in der Altersklasse der über 60-Jährigen damals zwar den siebten Platz, doch reichte dies nicht für die Qualifikation zur nächsten WM.
Die findet am 26. Oktober ganz „klassisch“ wieder auf Hawaii statt, und dort wollte Schröder nach seiner ersten Teilnahme 2019 unbedingt noch einmal an den Start gehen.
Die einzige Möglichkeit, sich doch noch zu qualifizieren, hatte der Eckumer im April und diese Chance hat er in einem „Herzschlag-Finale“ genutzt. Im südafrikanischen Port Elizabeth belegte er fast buchstäblich in letzter Sekunde den ersten Platz – den einzigen, der zur Teilnahme in Hawaii berechtigte.
Dass es dazu kommen würde, war kurz nach seinem Wettkampf in Nizza 2023 nicht absehbar: Nur zwei Wochen später bestritt der Eckumer ein Radrennen im Schwarzwald, verlor bei regennasser Straße die Kontrolle und stürzte schwer. Ellbogen und Schlüsselbein waren gebrochen, nach der OP gab es die nächste Hiobsbotschaft: Drei Monate nicht schwimmen, sechs Wochen weder Rennrad noch Laufen und auf unbestimmte Zeit kein Krafttraining lautete die Prognose der Ärzte. Hawaii schien in unerreichbare Ferne gerückt, Norbert Schröder begann zumindest, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass es mit dem Triathlonsport nun wohl vorbei sei.
Dass es zu einem „Comeback in mehrfacher Hinsicht“ kommen konnte, wie Schröder sagt, lag maßgeblich an seiner Gattin Heike und seinem Trainer Stavro Petri. Hatte seine Ehefrau bereits erste Termine für die Physiotherapie festgemacht, wartete sein langjähriger Trainer mit einer neuen Trainingsplanung auf. „Bereits eine Woche nach der OP saß ich wieder auf dem Indoor-Rad in unserem Fitneßraum im Keller“, erinnert sich Schröder an den „Neuanfang“ im vergangenen Herbst, den er mit der „langweiligsten Trainingsform, die ich kenne“, bestritt.
Für Abwechslung sorgte vier Wochen lang lediglich ein wenig Athletiktraining. Norbert Schröders gute körperliche Verfassung machte es möglich, nicht erst nach drei Monaten, sondern bereits nach sechs Wochen mit dem Schwimmen zu beginnen.
Im Familienrat reifte der Beschluss, sich zum zweiten Mal für den „Ironman South-Africa“ anzumelden. Das Training verlief bestens, bei der Anreise nach Kapstadt brachte Norbert Schröder „ein noch nie gesehenes Kampfgewicht von 65 Kilogramm auf die Waage“.
Am Wettkampfort in Port Elizabeth angekommen, absolvierte er erst einmal eine zweistündige Radeinheit. Zwei Tage später machte er sich mit dem Ozean vertraut. Nach 40-minütigem Schwimmen bei einer Wassertemperatur von 16° Celsius kam er völlig unterkühlt wieder an Land und brauchte mehr als eine Stunde, um sich zu regenerieren.
Bis zum Wettkampftag galt es, abgesehen von etwas Training, wieder Kraft zu tanken. Norbert Schröders Sohn nutzte derweil die Gelegenheit, um per Internet-Recherche David Labouchere aus England als potenziell stärksten Gegner seines Vaters zu ermitteln – was sich als zutreffend herausstellte.
Der Start verlief holprig. Für den erfahrenen Athleten, der immerhin seinen 20. Triathlon bestritt, war es „umso unverständlicher, dass ich mal wieder wie ein Wahnsinniger ins Wasser laufe. Der Weg war weit. Bis ich schwimmen konnte, war ich schon so außer Atem, so dass mir die hohen und frontal zukommenden Wellen regelrecht Atemnot verschafften“, so Schröder.
Nach einer Stunde und 13 Minuten kam er aus dem Wasser, ohne zu wissen, dass es anderen und auch den Profis bei diesen Bedingungen nicht besser erging. Auch nach dem strapaziösen Radfahren – zwei Mal 45 Kilometer mit und zwei Mal 45 Kilometer gegen den Wind – war Norbert Schröder jedoch nicht zufrieden.
Der Marathon musste dann die Entscheidung bringen: Die Laufdisziplin liegt Norbert Schröder, der bei seiner ersten Hawaii-Quali drei Stunden und 48 Minuten für die mehr als 40 Kilometer brauchte. Was sein Sohn auch herausgefunden hatte: David Labouchere ist zwar ein hervorragender Radfahrer, beim Marathon benötigt er jedoch öfter mal deutlich mehr als vier Stunden.
Von Ehefrau und Sohn über den jeweiligen Zwischenstand informiert, beschloss Schröder, auf die Zähne zu beißen. Auf Platz zwei liegend verkürzte er bis zur Hälfte der Distanz zwar den Abstand, deutlich genug, dass es erfolgversprechend war, wurde es jedoch erst danach. Vor den letzten zehn Kilometern waren es noch vier Minuten Rückstand – und dann wurde es richtig spannend. In Norbert Schröders Worten: „Ich zog das Tempo noch ein wenig an, frisch war ich ja auch nicht mehr, bekam meinen Konkurrenten aber einfach nicht ins Blickfeld. Als ich mich schon fast damit abgefunden hatte und die letzten drei Kilometer locker genießen wollte, war es aber doch soweit. Ich sprintete an ihm vorbei, so dass er nicht mehr reagieren konnte, hielt das Tempo bis ins Ziel durch und wartete auf seinen Zieleinlauf.“
David Labouchere kam letztlich mit nur fünf Sekunden mehr ins Ziel – dennoch zu viel, um Norbert Schröder den ersten Platz und die Qualifikation für Hawaii noch streitig machen zu können. „Ein solch spannendes Rennen hatte ich bis jetzt noch nie und ich gönne es jedem Sportler einmal. Die Energie, die man freisetzen kann, wenn das Ziel noch irgendwie erreichbar ist, die Beine aber auch schon müde sind, ist einfach großartig“, sagt der Ausdauersportler, der längst mit dem Training für den Ironman auf Hawaii begonnen hat.
Beim Niederrhein-Triathlon in Kleve ging es am 30. Juni über „kurze“ Distanzen. Zwar sei das Schwimmen im Visseler See „sehr schön“ gewesen, und am Ende wurde er Zweiter, doch „leider war es einer meiner schlechtesten Wettkämpfe in den vergangenen 20 Jahren“, sagt der Ex-Fußballer und erst spät zum Triathlon gekommene Sportler. „Unter normalen Umständen hätte ich locker gewinnen müssen“, so Schröder, dem die Umstellung auf die kurze Strecke „extrem schwer“ gefallen ist.
„Auf jeden Fall weiß ich jetzt, wo ich stehe und dass noch viel Arbeit vor mir liegt. Der nächste Wettkampf am 25. August in Krefeld muss definitiv besser werden“, zeigt sich Schröder entschlossen. Dort geht es gleichfalls über die kurze Distanz von 500 Metern Schwimmen, 40 Kilometern per Rad und einem Zehn-Kilometer-Lauf. Schon wenige Tage darauf steht am 1. September der „Willicher Triathlon“ auf dem Programm. Erhöht wird die Schlagzahl dann beim „Ironman 70.3“ im belgischen Knokke am 8. September: Dort gilt es, zwei Kilometer in der Nordsee zu schwimmen, 90 Kilometer mit dem Rad zurückzulegen und einen Halbmarathon zu laufen.
Ins Trainingslager geht Norbert Schröder vom 21. bis 29. September nach Kaltern in Südtirol, worauf dann der Countdown für Hawaii beginnt, der just am Geburtstag von Heike Schröder stattfindet.