Sascha Bordelius ist ein musikalischer Selbstversorger Zwischen „Todsünde“ und Garten-Paradies

Deelen · Lange dunkle Haare, die beim Headbangen durch die Luft fliegen, das Gesicht schwarz-weiß geschminkt und die Gitarre fest im Griff – so bringt Sascha Bordelius mit seinen Bandkollegen von „Todsünde“ die Bühnen Deutschlands zum Beben.

Foto: privat.

Als Gründungsmitglied der Dormagener Band, die 2016 noch unter dem Namen „Ghost Basterds“ vorerst mit Coversongs auftrat, kann er schon auf das eine oder andere Highlight zurückblicken. So platzierten sich die ersten beiden Alben von „Todsünde“ mit eigens geschriebenen Songs in den deutschen Charts und im vergangenen Jahr heizte die Band den Zuschauern beim „Wacken Open Air“ ein.

Voraussichtlich im Herbst wird Sascha Bordelius außerdem eigene Musik herausbringen: „Das sind Songs, die ich gut finde, die aber zu ,Todsünde‘ nicht so passen. Und die in der Schublade verstauben zu lassen, wäre zu schade.“

Wer jetzt aber denkt, dass Sascha Bordelius das Klischee des wilden Musiker-Leben erfüllt, der hat weit gefehlt. Wie er lachend verrät, seien tatsächlich viele erstaunt, wer sich privat hinter dem „Metalhead“ verstecke. Der 36-Jährige hat ein Elektroingenieur-Studium abgeschlossen und arbeitet bei der Stadt Dormagen als Teamleiter für Bauunterhaltung. Mit seiner Gattin Dr. Maria Bordelius, Fachärztin für Viszeralchirurgie, Notärztin und Autorin der Bücher „Baby-Notfall-Ampel“ und „Kinder-Notfall-Ampel“ (wir berichteten), und den beiden kleinen Töchtern lebt er in einem Haus im beschaulichen Deelen.

Und dort geht er auf gut 4.000 Quadratmetern und zusätzlich gepachteten 800 Quadratmetern seiner großen Leidenschaft neben der Musik nach: dem Anpflanzen von zahlreichem Gemüse und Obst sowie der Pflege der familieneigenen Hühner, Schafe und Ponys.

Kartoffeln (ungefähr 150 Kilo Ernte können es im Jahr sein), Rotkohl, Broccoli, Grünkohl, Paprika, Tomaten, Weißkohl (aus dem Sauerkraut gemacht wird), Kürbis, Gurken – die Liste, was Sascha Bordelius anbaut ist lang. Auch Futterrüben für die aktuell 13 Schafe gehören dazu. „Aber das ist in diesem Jahr komplett in die Hose gegangen“, verrät er. Generell falle die Ernte etwas geringer aus. Grund sei zum einen das unbeständige Wetter, aber auch die Nacktschnecken-Plage, die vielen Gärtnern in diesem Jahr das Leben schwer mache.

Foto: privat.

Das Thema Selbstversorgung spielt für den gebürtigen Dormagener schon lange eine Rolle. Im Elternhaus machte er Bekanntschaft damit und bereits die erste Studentenwohnung habe einen Mini-Garten gehabt, wo drei Hühner, später auch noch Wachteln, gehalten wurden. Und so stand für ihn und seine Gattin bei der Suche nach einem Haus fest, dass genügend Platz für seine Leidenschaft da sein sollte. „Wir haben immer geschaut, dass das Grundstück nicht kleiner als 1.000 Quadratmeter ist. Ich wollte die Hühner mitnehmen und einen Gemüsegarten haben“, erklärt Bordelius und schmunzelt, wenn er die Wünsche damals und die tatsächliche Größe des heutigen Grundstücks vergleicht.

In Deelen fand Familie Bordelius schließlich ihr Traumgrundstück, baute dort 2016 ihr Haus und verwandelte eine Pferdeweide in ein Selbstversorger-Paradies. 2017 zog sie samt den Hühnern ein und schon 2018 kamen die ersten Schafe dazu. Mit dem selbstangebauten Obst und Gemüse, den Eiern und dem Fleisch der Tiere kann die Familie seither gut leben und auch schon mal Familie und Freunde mitversorgen. Bald wird sie auch wieder zwei Puten auf ihrer kleinen Farm aufnehmen, die bis Dezember bleiben, bevor sie geschlachtet werden. „Wir leben ein Jahr von den Tieren, eine Pute hat vergangenes Jahr 20 Kilogramm gewogen“, berichtet Sascha Bordelius nicht ohne Stolz, „wir kaufen ganz selten Fleisch und Wurst und wenn auch nur bei regionalen Bauern.“ An Weihnachten versucht das Paar sogar immer, das Essen komplett mit Erzeugnissen aus dem heimischen Garten zuzubereiten: „Vergangenes Jahr gab es beispielsweise Pute mit Thymiankruste, Kartoffeln und Sauerkraut.“

Bei all dem bleibt die Frage: Wie schafft Sascha Bordelius das alles neben Familie, Beruf und Band? „Ich nutze jede freie Minute im Garten“, bringt er es auf den Punkt und betont: „Außerdem ist das alles nur möglich dank der Unterstützung meiner Frau.“ Denn sie packt natürlich immer wieder mit an, insbesondere, wenn „Todsünde“ am Wochenende auf der Bühne stehen.

Und auch wenn es primär seine Leidenschaft ist, unterstützt Maria Bordelius das Hobby ihres Mannes gerne: „Unsere Kinder können so sehen, wie alles wächst. Sie können zum Beispiel Johannisbeeren von Himbeeren unterscheiden… da bin ich stolz drauf.“

(Daniela Furth)