Emely Reepen: Torfrau in einer Jungen-Mannschaft „Sie ist ein kleiner Rohdiamant“

Ramrath-Villau · Emely Reepen aus Ramrath-Villau spielt als Torhüterin in einer Jungenmannschaft beim BV Wevelinghoven und in der Regionalauswahl. Mit ihrem Talent überzeugte die Zehnjährige sogar „Borussia“ Mönchengladbach.

„Die Leute jubelten und grölten“: Schon bei ihrem ersten Auftritt als Torhüterin begeisterte Emely Reepen das Publikum.

Foto: KV./Dirk Herrmann

Möglicherweise waren Jasmin und Hans-Peter Reepen selbst ein wenig überrascht, als sie ihre Tochter Emely zum ersten Mal im Tor erlebten. Das anwesende Publikum jedenfalls geriet völlig aus dem Häuschen angesichts des kleinen, sechsjährigen Mädchens mit den langen blonden Haaren, das sich augenscheinlich ohne Furcht in jeden Ball schmiss und keinem Zweikampf aus dem Weg ging. Dabei war sie eigentlich Feldspielerin und nur für eine verletzte Kollegin eingesprungen.

„Die Leute haben gegrölt und gejubelt“, erinnert sich die Mutter. Und Emely wusste plötzlich, was sie wollte: Torhüterin sein. „Es hat mir so viel Spaß gemacht“, erzählt sie, „von Anfang an.“ Heute, vier Jahre später, gilt sie als hoffnungsvolles Nachwuchstalent, spielt nicht nur beim BV Wevelinghoven in der Jungenmannschaft ihrer Altersklasse, sondern auch in der Regionalauswahl Düsseldorf-Neuss-Grevenbroich. Unlängst hat sie ein Sichtungstraining für die Niederrheinauswahl absolviert und im kommenden Jahr spielt sie in der U13 von „Borussia“ Mönchengladbach, wo sie bereits im Regionalkader steht.

Emely liebt, was sie tut, sie brennt vor Ehrgeiz, und während sie im richtigen Leben fast schüchtern wirkt, strotzt sie auf dem Fußballplatz vor Selbstvertrauen. Seit 2021 besucht sie die im Kreis Düren gelegene Torwartschule von Harald Schenk, der seinem Schützling großes Potenzial attestiert. „Sie ist ein kleiner Rohdiamant“, so der 64-Jährige, der selbst lange aktiv als Torwart in der Oberliga spielte und seit 2013 die Schule leitet, in der aktuell rund 50 Kinder das Torhüter-Handwerk erlernen.

Bei Emely gerät er schon mal ins Schwärmen: „Sie ist sehr couragiert. Zielstrebig. Trifft fast immer die richtigen Entscheidungen auf dem Platz.“ Dieser Wille und der Mut und die Übersicht seien gerade am Beginn einer Torhüter-Karriere von großer Bedeutung. „Bei ihr kommen noch weitere Dinge hinzu“, so Schenk. „Ihre Sprungkraft, ihre Fangsicherheit. Wo andere den Ball nur wegstoßen, hält sie ihn fest.“ Überdies könne sie gut Fußball spielen, was heutzutage für jeden Torwart eine wichtige Qualität sei.

Fußballverrückte Familie: Hannah, Emely und Max (vorne, von links) mit ihren Eltern Jasmin und Hans-Peter Reepen.

Foto: KV./Dirk Herrmann

Harald Schenks Fazit: „Da kann etwas Großes draus werden.“ Das wäre in Emelys Sinne. Ihr Traum: Eines Tages das Tor der Frauen-Nationalmannschaft hüten, so wie aktuell ihr Vorbild Merle Frohms.

Jasmin und Hans-Peter Reepen unterstützen ihre Tochter, wo sie können, begleiten sie zu den Spielen, feuern sie an, fahren sie zum Training, zwei Mal pro Woche plus Torwartschule.

Da trifft es sich gut, dass nicht nur Emely, sondern überhaupt die ganze Familie Reepen fußballverrückt ist. Schon die Eltern haben in Mönchengladbach im Verein gekickt, bevor sie 2015 berufsbedingt nach Ramrath zogen.

Sohn Max, zwölf Jahre alt, besucht, wie seine Schwester, die Torwartschule. Und die acht Jahre alte Hannah spielt auch. Dank ihrer gemeinsamen Leidenschaft verbringt die Familie viel Zeit miteinander. Aber es muss nicht immer Fußball sein.

Auch die Schützen in Ramrath-Villau spielen eine große Rolle im Leben der Reepens. Mutter Jasmin hatte 2023 den Vogel abgeschossen und stand folglich bei den diesjährigen Feierlichkeiten als Königin im Mittelpunkt des Geschehens. Auch hier zieht die ganze Familie gerne mit. Vater Hans-Peter haut im Tambourcorps „Blüh auf“ auf die Pauke, seine Gattin spielt Querflöte und Max trommelt. Emely wollte eigentlich auch Flöte spielen, hat sich dann aber voll und ganz dem Fußball verschrieben. Alles geht nun einmal nicht.

Die Eltern achten darauf, dass sie trotz aller Begeisterung die Balance hält. „Sie ist ein Kind“, sagt Jasmin Reepen, „und das soll sie auch sein. Sie hat Freunde, mit denen sie sich gerne trifft. Und die Schule darf natürlich nicht zu kurz kommen.“ Essen darf sie auch, was sie möchte. Die Sache mit der Ernährungsberatung bei der Regionalauswahl ging den Eltern vorläufig noch etwas zu weit. Emely liebt Pommes.

Der Sport soll vor allem eins: Spaß machen. Torwarttrainer Harald Schenk sagt, mit 15 oder 16 Jahren würde sich bei jungen Sportlern alles entscheiden. Wenn Emely darüber hinaus motiviert bleibe, sei alles möglich. Ihre Eltern lassen das entspannt auf sich zukommen. Jasmin Reepen: „Wir sagen ihr ganz klar: Wenn sie nicht mehr möchte, dann muss sie auch nicht. Aber im Moment möchte sie halt unbedingt.“