Bauern, Bohnen, Bürokratie: Viel Input für die Ministerin

Rommerskirchen · Dunkle Wolken zogen von Westen auf, als Silke Gorißen, Landwirtschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, den Hof von Heinrich Trippen besuchte. Und wenn auch der Himmel trocken blieb, folgte dennoch ein heftiges Gewitter, denn der Chef des „Kartoffel-Kults“ in Rommerskirchen ist mächtig unzufrieden mit der bundesdeutschen Bauern-Politik.

Landwirt Heinrich Trippen (rechts) mit den CDU-Gästen Hermann Gröhe (MdB), Silke Gorißen (Ministerin) und Heike Troles (MdL)(von links). Sie erfuhren unter anderem, dass der Hof viele Restaurants in der Umgebung auch mit peruanischen Bohnen, Salzklee, speziellen Kürbissen und Zucchinis sowie anderen Spezialitäten beliefert.

Foto: KV./CDU/Gerhard P. Müller/Pellico

„Der Boden ist mein Kapital. Da macht es doch keinen Sinn, diesen Boden zu zerstören“, argumentierte Trippen zum Beispiel. Verantwortungsvoller und nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen der Natur (also auch mit Blick auf die Insekten) sei in seinem eigenen Interesse.

Dafür brauche er als Antrieb nicht immer wieder neue Auflagen, Öko-Bilanzen und Nachweisverfahren. Früher habe er 30 Prozent seiner Arbeitszeit im Büro verbracht, heute seien es 70 Prozent. „Ich muss alles hundertfach dokumentieren“, stöhnte Heinrich Trippen auf. Und er fügte an: „Das hat alles nichts mehr mit gesundem Menschenverstand zu tun.“

Süffisante Bemerkung am Rande: Unter anderem muss ein 20-seitiger Fragebogen zur Nachhaltigkeit ausgefüllt werden. „Das kann aber nicht digital gemacht werden. Der muss ausgedruckt werden. Von allen Bauern in Deutschland.“

Übrigens treffe der bürokratische Aufwand besonders die kleineren Betriebe wie den seinen. Denn die Dokumentationspflicht mache keinen Unterschied zwischen 80 oder 2.000 Hektar. „Aber ich muss halt auch selbst hinaus aufs Feld und dort meine Arbeit erledigen“, machte der Rommerskirchener Landwirt deutlich, dass er über keinen großen Mitarbeiterstamm verfügen könne.

Ministerin Silke Gorißen konnte die Probleme regelrecht greifen.

Foto: KV./CDU/Gerhard P. Müller/Pellico

Das Politik manchmal mehr schadet als hilft, machte Trippen dann noch an der „Bauern-Milliarden“, die vom Bund ausgeschrieben worden sei, um Landwirten bei der technischen Modernisierung zu helfen. Auch hier seien wieder die kleinen Betriebe benachteiligt gewesen. Vor allem aber seien die Preise für landwirtschaftliche Maschinen quasi über Nacht explodiert. Immer noch lägen sie in Deutschland deutlich höher als im Ausland.

Doch gerade die technische Aufrüstung sei wichtig, machte Silke Gorißen deutlich. Zum Beispiel die Spritzmaschinen der Zukunft sollen mit GPS und KI helfen, „pflanzengenau“ zu düngen. Bis 80 Prozent der eingesetzten Substrate sollen dann eingespart werden können.

Im „Kartoffel-Kult“-Hof sind schon jetzt GPS-gesteuerte Traktoren unterwegs. Und KI kommt bei der Wetterbeobachtung zum Einsatz. „Der Wetterbericht ist so schlecht geworden, da kann man nichts mehr drauf geben“, betont Heinrich Trippen. Seine Äcker befinden sich in einem fünf Kilometer Radius. Er hat dort drei Wetterstationen verteilt, die jeweils mit einem Prognoseprogramm ausgestattet seien. Und da zeigten die drei Stationen oft ganz andere Ergebnisse.

Auch ein Problem für den engagierten Bauern, für den Planung das A und O sei. Trippen erläuterte, dass er schon jetzt Fruchtwechsel und Getreideanbau für 2025 und 2026 planen müsse. Ein Problem dabei: Politische Rahmenbedingungen aus Berlin oder Brüssel (zum Beispiel in Sachen GLÖZ) lägen noch gar nicht vor. In diesem Jahr seien wichtige Spielregeln erst im März/April bekanntgemacht worden.

Ein ganzer Sack voll Informationen aus erster Hand für die Landesministerin Silke Gorißen (CDU), die den Ball dann aber in Richtung Berlin weiterspielte: Die Bauern müssten „den ganzen Quatsch an Bürokratie erdulden“. Deshalb habe die Landesregierung eine Liste von rund 200 Vorschlägen nach Berlin geleitet, die nach ihrer Meinung (und auch nach der anderen Bundesländer) gestrichen werden können. „Da sind auch dicke Bretter bei“, betonte sie. Und fügte an: „Sogar unsere (Ministerial-)Beamten sagen, das kann weg“.

Aktuell müssen die Landwirte „Daten erheben, die keiner braucht“.