Was Anwohner und Polizei zur Situation sagen Motorräder zu schnell und zu laut?
Jüchen · Mit Start in die Motorradsaison wird es wieder voller auf den Straßen und in den beliebten Motorradtreffs – so auch in Jüchen. Und jedes Jahr kommt die Diskussion wieder auf, ob sich alle Biker an die Straßenverkehrsregeln halten oder der Geräuschpegel annehmbar ist. Was Anwohner berichten und wie die Polizei die Situation vor Ort einschätzt.
Mit einem Beitrag auf „Facebook“ machte sich Silke Heimanns Salmann vor Kurzem Luft. Sie wohnt gegenüber der SB Tankstelle an der Neusser Straße in Jüchen und berichtet: „Ich konnte am Samstag beobachten, dass ein Motorradfahrer über zwei Fahrbahnen die B59 sperrte, um nach dem Tanken seine Mitstreiter in Kolone mit circa 15 Motorrädern die Straße überqueren zu lassen, die dann nochmal richtig den Motor hoch jagten in Richtung Ortsmitte.“ Immer wieder werde auch „auf dem Hinterrad fahrend die Neusser Straße runtergebrettert“.
Auch Verena Vieten, die in der Nähe des Marktplatzes wohnt, berichtet von „Rasern“, die sich beispielsweise nicht an das Tempolimit von 30 km/h in der Stadtmitte halten würden. Außerdem werde auf die Zebrastreifen am Kreisverkehr direkt am Marktplatz kaum Rücksicht genommen.
Neben der Gefahren durch angebliches zu schnelles oder rücksichtsloses Fahren, stört die Frauen aber vor allem eines: der Lärm. „Wir können am Wochenende kein Fenster aufmachen, geschweige uns auf die Terrasse setzen, da man sonst sein eigenes Wort nicht versteht!“, berichtet Salmann. Und Vieten ergänzt, dass das Knattern der Motorräder in den engen Straßen rund um den Markt besonders laut schalle: „Ich habe zur Straßenseite einen Balkon und es ist so laut, dass man sich darauf gar nicht unterhalten kann. Und wenn man das Fenster bei schönem Wetter öffnet, bekommt man selbst in den eigenen vier Wänden keine Ruhe.“
Schon mehrfach haben sich beide Frauen mit Beschwerden an Stadt und Polizei gewandt. Sie würden sich wünschen, dass diese sich des Themas mehr annehmen und gegebenenfalls auch Maßnahmen, zum Beispiel die Einführung weiterer Tempolimits oder die Umleitung des Verkehrs über die Autobahn, ergreifen. „Würden die Motorradfahrer mit einem normalen Tempo fahren, wäre es ja gut, aber normal gibt es auf der B59 nicht!“, meint Salmann.
Der Stadt Jüchen sei das jährlich wiederkehrende Thema des „Lärms durch Motorräder“ natürlich bekannt, so ein Sprecher der Stadt. „Originär zuständig für die Überwachung ist die Polizei“, heißt es. Entsprechend werden eingegangene Beschwerden an die Behörde weitergeleitet. Die Polizei im Rhein-Kreis Neuss weiß um die Sorgen und Beschwerden der Anwohner und erklärt, dass in den entsprechenden Bereichen immer wieder Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt wurden und das auch künftig der Fall sein wird: „Durch den Verkehrsdienst wurde im vergangenen Jahr auf Höhe der Beschwerdestelle an verschiedenen Tagen und zu unterschiedlichen Zeiten Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt. Insgesamt wurden in einer Gesamtkontrollzeit von drei Stunden zehn Verstöße festgestellt, was aus Sicht der Fachdirektion Verkehr als durchschnittlicher Wert für eine ländliche Durchgangsstraße zu bewerten ist. Die Feststellungen der Beschwerdeführer haben sich daher nicht in dem Ausmaß bestätigt.“
Dass es immer wieder „Poser“ gebe, die die Geschwindigkeitsbeschränkungen deutlich missachten, sei nicht auszuschließen: „Vereinzelt lässt sich vor Ort feststellen, dass übermotivierte Zweiradfahrer mit typischem ,Poser‘-Gehabe das Firmengelände in Richtung Jüchen mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit verlassen, was jedoch unmittelbar nach Verlassen des Geländes auch wieder nachlässt.“
Eine Einsatzrecherche der Polizei ergab, dass in den vergangenen 400 Tagen (zurzeit der gestellten Anfrage vom Top-Kurier) eine einstellige Anzahl an polizeilichen Einsätzen in dem Bereich wahrgenommen wurden. Notwendige Maßnahme (zum Beispiel Strafanzeige wegen des Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz) seien konsequent getroffen worden. Für bauliche Maßnahmen oder aber auch Einrichtung von verkehrsberuhigten Bereichen ist die Polizei nicht originär zuständig. Silke Heimanns Salmann und Verena Vieten appellieren zum Schluss noch einmal an die Motorradfahrer, ein wenig Rücksicht zu nehmen: „Fahrt vernünftig und denkt an die Anwohner!“