Präventionsprogramm startet im Rhein-Kreis „KiTa mit Biss“

Grevenbroich · Der „Zahnärztliche Dienst“ des Gesundheitsamts im Rhein-Kreis bietet ab dem kommenden Kindergarten-Jahr das Präventionsprogramm „KiTa mit Biss“ für alle Tageseinrichtungen an. Hintergrund: Karies ist nach wie vor die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter.

Zähneputzen und mehr: Der Zahnärztliche Dienst des Gesundheitsamts im Rhein-Kreis bietet das Präventionsprogramm „KiTa mit Biss“ gegen frühkindliche Karies an.

Foto: Getty Images/Andreia Castro

Genau 13,7 Prozent der Dreijährigen sind bereits davon betroffen. Im Durchschnitt haben diese Jungen und Mädchen dreieinhalb kranke Zähne.

Aktuelle Daten zeigen, dass in Deutschland nach wie vor jedes zweite Kind im Alter von sechs Jahren eine Karieserkrankung vorweist. Der Sanierungsgrad in dieser Altersklasse ist weiterhin ungenügend, 43 Prozent der kariösen Milchzähne sind nicht versorgt. Für diese Kinder bedeutet dies häufig ein Martyrium, und die häufig nur unter Vollnarkose durchführbare Behandlung ist mit deutlichen Risiken für sie und hohen Kosten für das Gesundheitssystem verbunden.

Das Projekt „KiTa mit Biss“ hat das Ziel, die Mundgesundheit zu fördern und die frühkindliche Karies zu vermeiden durch ein Ernährungs- und Aufklärungsprogramm. Dafür wurden praktikable Handlungsleitlinien wie ein zahngesundes Frühstück, das Anbieten von zuckerfreien Getränken, das Zähneputzen nach der Hauptmahlzeit und vor allem das frühzeitige Abgewöhnen von Trinkhilfen bei Kindern, die schon aus der Tasse trinken können, entwickelt.

Dadurch sollen das Verhalten verbessert und die bestmöglichen Voraussetzungen für eine dauerhafte Zahn- und Mundgesundheit etabliert werden, um Karies, Zahnfleischentzündungen, Zahnverlust und daraus resultierende Folgeerkrankungen zu vermeiden. „Denn gerade die ersten Lebensjahre sind für die weitere Mundgesundheit außerordentlich prägend und bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit“, wissen die Fachleute des Rhein-Kreises Neuss.

Durch das neue Projekt sollen möglichst viele Kindertagesstätten wieder zum täglichen Zähneputzen und zur Schaffung eines zahngesunden Umfelds animiert werden. „Als tägliches Ritual ersetzt das Zähneputzen in der KiTa zwar nicht die häusliche Zahnpflege, führt aber dazu, dass das Zähneputzen für Kinder zu einer Gewohnheit und einem Bedürfnis wird“, heißt es. Das Erlernen motorischer Fertigkeiten sei ein langwieriger Prozess, der durch Nachahmung, Üben, Verbessern und Automatisieren erfolge.

In vielen KiTas im Rhein-Kreis gehört das tägliche Zähneputzen nach einer der Hauptmahlzeiten seit Jahrzehnten ganz selbstverständlich zum Tagesablauf dazu. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Verunsicherung im Hinblick auf Hygiene und Infektionsschutz wurde aber in vielen Einrichtungen das Zähneputzen abgeschafft und noch nicht wieder in den Alltag aufgenommen.

Meist basiert dies auf weitgehend unbegründeten Vorbehalten, die die Experten des „Zahnärztlichen Dienstes“ ausräumen möchten. Das Programm ist verknüpft mit einem umfassenden Informationsangebot an alle Träger und Einrichtungen.

Das Präventionsprogramm „KiTa mit Biss“ wurde in Frankfurt/Oder entwickelt und dort bereits im Dezember 2003 durch den „Jugendzahnärztlichen Dienst“ des Gesundheitsamts ins Leben gerufen. Wie effektiv die Umsetzung einfacher und praktikabler Handlungsleitlinien zur Förderung der Mundhygiene ist, zeigte die mittlerweile erfolgte Auswertung des Programms: Der Anteil der Jungen und Mädchen mit frühkindlicher Karies ging innerhalb von drei Jahren deutlich zurück.

Der Rhein-Kreis wird daher künftig alle KiTas, die das tägliche Zähneputzen und zahngesunde Rahmenbedingungen bereits praktizieren oder wieder einführen, besonders unterstützen. Möchte eine Tagesstätte das Präventionsprogramm „KiTa mit Biss“ nutzen, verpflichtet sich das Team mit der schriftlichen Beitrittserklärung freiwillig, die Handlungsleitlinien umzusetzen.

Zur Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit erhält die „KiTa mit Biss“ ein Zertifikat für den Eingangsbereich, um Eltern und Gästen zu zeigen, dass dort die Mundgesundheit der Jungen und Mädchen besonders gefördert wird.

Die Zertifizierung wird voraussichtlich am 29. September im Rahmen des großen Familienfestes des Rhein-Kreises auf dem Dycker Feld stattfinden. Schirmherr des Projekts ist Gesundheitsdezernent Gregor Küpper.

Eltern können mit einem Faltblatt für das Thema gezielt sensibilisiert werden. Um den Mitarbeitern in der Kindertagespflege einen umfassenden Eindruck von den Inhalten und Hintergründen des Programms zu vermitteln, wird der „Zahnärztliche Dienst“ am 5. Juni in der Kreisverwaltung in Grevenbroich um 10 Uhr Informationsveranstaltungen ausrichten.

Alle Kindertagesstätten und deren Träger wurden bereits informiert und eingeladen.

(-ekG.)