Verkehrssituation an der Hamscher Straße 35/L 31 Familie Beuters: „Es wird keine Rücksicht genommen“

Jüchen · „Ich dachte immer, Leute nehmen Rücksicht, wenn man da mit Kindern steht, aber das ist totaler Quatsch“, ärgert sich Vera Beuters. Sie lebt mit ihrer Familie auf einem Hof an der Hamscher Straße 35/L 31, überquert mehrfach täglich die Straße. Zuweilen ein gefährliches Unterfangen, berichtet sie.

 Vera Beuters appelliert, sich an die vorgegebene Geschwindikeit zu halten.

Vera Beuters appelliert, sich an die vorgegebene Geschwindikeit zu halten.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

„Endlich freie Fahrt“, scheinen viele zu denken, wenn sie auf der Hamscher Straße in Richtung Kelzenberg unterwegs sind, so der Eindruck von Familie Beuters. Kurz hinter ihrer Ein-/Ausfahrt steht ein 70er-Schild. Doch schon weit vorher werde sich nicht mehr an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 50 km/h gehalten, berichtet die Jüchenerin: „In der Woche ist das Verkehrsaufkommen sehr hoch, nicht nur Kraftfahrzeuge, sondern auch LKW, Motorräder und Landmaschinen rasen hier.“

Schon lange ist den Beuters die Verkehrssituation ein Dorn im Auge. Beispielsweise könne man die Kurve in Richtung Ortseingang schlecht überblicken, wenn man mit den großen Landmaschinen vom Hof fahre. „Aus Eigeninitiative haben wir daher an der gegenüberliegenden Seite einen Spiegel aufgestellt“, erzählt Beuters, „den mussten wir wieder abnehmen, weil das ein Eingriff in den Straßenverkehr sei“.

Wie gefährlich es direkt vor ihrer Haustür werden könne, sei ihnen aber erst mit der Geburt ihres ersten Kindes richtig bewusst geworden. Mit den mittlerweile drei Kindern – fünf Jahre, vier Jahre und elf Monate alt – ist Vera Beuters oft zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs, wenn es zur Kita in Garzweiler geht. Dafür müssen sie die Hamscher Straße überqueren.

Ihnen ist klar: Hier muss sich etwas tun. Sei es, die 50er-Zone in Richtung Kelzenberg zu verlängern oder auch eine Querungshilfe anzulegen. „Wir versuchen schon seit drei Jahren, dass sich hier etwas tut“, erzählt Verea Beuters. Mit der Stadt Jüchen, dem Landesbetrieb Straßenbau NRW und der Polizei sei die Familie in Kontakt getreten. Doch getan habe sich an der Verkehrssituation seither nichts: „Es wurde von allen Seiten gesagt, dass es nicht so schlimm sei und es beispielsweise keine Unfallhäufung gebe.“

 Die Playmobil-Figur wurde gewaltsam entfernt.

Die Playmobil-Figur wurde gewaltsam entfernt.

Foto: privat

Also nahmen die Beuters vor gut anderthalb Jahren die Dinge selbst in die Hand. Mit Aufstellern machen sie seither auf Fußgänger und spielende Kinder aufmerksam. Außerdem stellten sie für mehr Aufmerksamkeit alte Bobbycars auf, die aber leider geklaut wurden. Ein neuer Versuch, mit großen Playmobil-Figuren und einem eigens gekauften 50er-Schild, endete vor Kurzem ähnlich. Und wie Vera Beuters im Nachhinein erfuhr, sei dies ebenfalls ein Eingriff in den Straßenverkehr.

Auf Nachfrage beim Landesbetrieb Straßenbau NRW heißt es zu der Situation: „Bereits im Jahre 2021 gab es Beschwerden der Anwohner bezüglich der zugelassenen Geschwindigkeit und der ,gefährlichen‘ Straßenquerung. Im Bereich der Grundstückszufahrt gilt in beide Fahrtrichtungen eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Die Unfallsituation ist in diesem Bereich unauffällig.“

Mit der Stadt Jüchen und der Polizei sei die Beschwerde diskutiert worden und man sei zu dem Ergebnis gekommen, dass weitere Maßnahmen nicht erforderlich seien. „Im Juli 2023 wurde die örtliche Situation durch eine erneute Beschwerde der Anwohner in unserem Hause wieder thematisiert. Da sich bis dato nichts an der Situation geändert hat, wurde in Absprache mit der Stadt Jüchen, auf die Stellungnahme aus dem Jahre 2021 verwiesen“, so der Landesbetrieb weiter.

Warum beispielsweise eine Querungshilfe an dieser Stelle keine Option sei, erklärt die Stadt Jüchen: „Da es sich um einen Aussiedlerhof handelt, der im Bereich der freien Strecke an die Landstraße angebunden wurde, bestehen keine Rechtsansprüche auf den Bau von Querungshilfen, die im Außerortsbereich auch nicht zu realisieren sind.“

In den nächsten Tagen, Stand Dienstag, solle in dem Bereich ein Geschwindigkeitsmessgerät aufgestellt werden, mit dem die Verkehrsteilnehmer auf die zulässige Geschwindigkeit hingewiesen werden. „Die Auswertung wird dann an die Kreispolizeibehörde und den Rhein-Kreis Neuss weitergeleitet, damit von dort eine Geschwindigkeitsüberprüfung vorgenommen wird. Die Stadt Jüchen selbst darf keine Geschwindigkeitsmessungen vornehmen und diese ahnden“, so die Stadt weiter. Ob das etwas bringt, bleibt abzuwarten. Familie Beuters hofft es jedenfalls und appelliert an alle, umsichtig zu fahren.