„Die Stadt sollte schon jetzt nach einer Lösung suchen“ Banges Warten um einen OGATA-Platz in Otzenrath

Otzenrath · 290 Jüchener i-Dötzchen feierten in dieser Woche ihre Einschulung. Für die Kinder bedeutet dies einen neuen Alltag – aber auch für die Eltern. Viele Berufstätige mussten sich die Frage stellen: Wer betreut mein Kind zwischen Schulschluss und Feierabend? Für mehrere Eltern aus Otzenrath kam die Antwort erst kurz vor Schulbeginn.

Catrin Scheufen (links) und Familie Borrmann gingen bei der Vergabe der OGATA-Plätze leer aus.

Catrin Scheufen (links) und Familie Borrmann gingen bei der Vergabe der OGATA-Plätze leer aus.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

82 OGATA-Plätze gibt es am Standort Otzenrath der Grundschule Hochneukirch-Otzenrath, von denen 15 mit Beginn des neuen Schuljahrs nachbesetzt wurden. Unter Berücksichtigung der verbleibenden zwei Kinder von der Warteliste 2022/23 gab es insgesamt 34 Anträge – 19 Kinder bekamen also keinen Platz. Darunter auch die Kids von Familie Borrmann, Sylvia Krämer, Christoph Siemer und Catrin Scheufen.

„Ende November ist eine Abfrage gemacht worden, wie der Bedarf ist. Und dann kriegen wir Ende April eine Absage, drei Monate vor Schulbeginn“, ärgert sich Christoph Siemer, „diese Intransparenz ist unmöglich. Wenn man mir im Januar sagt, dass es definitiv keine Plätze gibt, dann kann ich mich nach einer anderen Lösung umsehen. Das kann ich aber nicht unbedingt, wenn ich Ende April eine Absage bekomme.“

Und Sylvia Krämer, die selbst von 2016 bis 2017 im Betreuungsverein „Pusteblume“ der OGATA in Otzenrath gearbeitet hat, ergänzt: „Seit Jahren steigen die Zahlen von Familien mit Kindern und die Stadt bekommt es in Hinblick auf die Zukunft nicht hin, vorausschauend zu planen und dafür zu sorgen dass die Grundschule in Otzenrath vergrößert wird beziehungsweise, dass eine Nachmittagsbetreuung gewährleistet wird.“

Einige der betroffenen Eltern suchten den Austausch mit der Stadt, in der Hoffnung, schnell Klarheit bezüglich der Betreuungssituation zu schaffen. Die ließ jedoch lange auf sich warten, sehr zum Unmut der Eltern. Eine alternative Betreuungsmöglichkeit an der Grundschule Hochneukirch-Otzenrath wurde schließlich mit der Einführung der so genannten „Kleinen Betreuung“ geschaffen, die bereits im vergangenen Jahr in der Grundschule Jüchen eingeführt wurde. „Die Kleine Betreuung beinhaltet keine Hausaufgabenbetreuung und kein warmes Mittagessen. Die Kinder verbringen dort die Zeit nach Unterrichtsende bis 13.30 Uhr mit Spielen, Basteln, sportlichen Aktivitäten et cetera“, erklärt die Stadt, „durchgeführt wird die Kleine Betreuung durch den jeweiligen Betreuungsverein, der auch die Offene Ganztagsschule am jeweiligen Grundschulstandort betreibt.“

Von den 19 Kindern ohne OGATA-Platz nutzen nun 13 das Angebot der „Kleinen Betreuung“. Doch warum mussten die Eltern bis kurz vor Schulbeginn auf die offizielle Bestätigung warten? Dazu die Stadt: „Alle erforderlichen Beschlüsse zur Einrichtung der Kleinen Betreuung an der Verbundschule Hochneukirch-Otzenrath zum Schuljahresbeginn 2023/24 wurden im Vorfeld eingeholt. Die Zeitverzögerung ergab sich insbesondere durch die Schwierigkeit, geeignetes Personal zu finden, und bei der damit verbundenen kurzfristigen Abstimmung der Vertragskonditionen und der Klärung steuerrechtlicher Fragen.“

Als „Notlösung“ und „besser als nichts“ beschreibt Familie Borrmann das Angebot der „Kleinen Betreuung“. Zufrieden ist sie damit nicht: „Uns hilft das wenig, wir müssen noch gucken, wie wir den Rest abdecken.“ Auch Catrin Scheufen sieht es ähnlich und überlegt, ob nicht jedes Jahr neu entschieden werden sollte, wer einen OGATA-Platz bekomme. Denn wer einmal das Angebot in Anspruch nehme, müsse keinen erneuten Antrag stellen: „Für die Planbarkeit ist es natürlich angenehmer, wenn man nicht jedes Jahr bangen muss. Aber andererseits brauchen vielleicht Eltern, die schon länger das Angebot nutzen, den Platz nicht mehr so dringend wie andere.“

Doch eine Frage bleibt: Wie wird die Stadt dem steigenden Bedarf künftig gerecht? Besonders im Hinblick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026. „Im Zuge der Einführung des Anspruches auf einen OGS-Platz wird das Betreuungsangebot weiter ausgebaut“, heißt es vonseiten der Stadt, „die im Rahmen der Schulentwicklungsplanung beschlossenen Baumaßnahmen berücksichtigen auch die zukünftigen Raumbedarfe der Offenen Ganztagsgrundschule. Die immer wieder von den Städten eingeforderten und von Bund und Land angekündigten Fördermittel für den Ausbau des Offenen Ganztags sind immer noch nicht beschlossen.“

Langfristig zu planen ist die eine Sache, doch Familie Borrmann würde sich auch kurzfristige Lösungsansätze wünschen: „Wenn es jetzt diese Probleme gibt, könnte die Stadt schon für das kommende Jahr nach einer Lösung suchen. Schön wäre, wenn man nicht wartet, bis es einen gesetzlichen Anspruch auf einen OGATA-Platz gibt, sondern vorher schon aktiv wird bei der Stadt.“