Jetzt fliegen die Fetzen: „St. Elisabeth“: Kampf um die Klinik oder doch nur purer Wahlkampf?

Grevenbroich · Nach den Entwicklungen am Karnevalswochenende (siehe nebenstehenden Kasten) lud Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die lokale Presse an den runden Tisch im „Blauen Saal“ des „Ständehauses“ ein, um in einer für ihn ungewohnt heftigen Weise für Klarheit zu sorgen. Andere würden sagen: um zurückzuschlagen.

Krützen, Mertens, Goergens, Schnabel und Petrauschke bei der missglückten Unterschriften-Übergabe. Wer hat es verbockt? Da gibt es zwei Versionen.

Foto: SGV.

Dabei ging er – assistiert von Kreissprecher Benjamin Josephs – ins Detail: Die gesamte Außendarstellung der angeblichen Unterschriftenübergabe sei „inszeniert“ gewesen. Petrauschke wörtlich: „Ich habe die Unterschriften nicht abgewiesen.“

Im Gegenteil: Er habe sich (wie im Übrigen auch im WDR-Bericht zu sehen) bedankt für das große Engagement der Unterschreibenden und der Unterschriftensammler.

Dann habe er allerdings klar gemacht, dass er eigentlich der falsche Adressat sei. Die auslösenden Rahmenbedingungen kämen aus Berlin, von Bundesgesundheits-Minister Lauterbach, dessen Ziel es sei, die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland zu senken.

Landrat Petrauschke gibt offen zu, dass er sich von den öffentlichen Vorwürfen betroffen fühlt. Immerhin habe er sich stets für das Grevenbroicher Krankenhaus stark gemacht.

Foto: Rhein-Kreis Neuss/A. Baum

Die besseren Adressaten seien also SPD-Bundestags-Abgeordneter Daniel Rinkert und natürlich Reiner Breuer, SPD-Bürgermeister aus Neuss, der schon lange für die Schließung des Grevenbroicher Krankenhauses argumentiere.

Später habe Jenny Goergens von der Bürger-Initiative die Kiste für ein Foto mit auf den Flur genommen. Als Kreissprecher Benjamin Josephs sie aufforderte, ihm die Kiste zu geben, damit er sie ins Landrats-Büro bringen könne, habe sie gesagt: „Ne, die nehme ich wieder mit.“

Im Übrigen habe Bürgermeister Klaus Krützen die aktuellen Beschlüsse des Aufsichtsrates noch Ende September in der Presse als „gut und erfreulich“ sowie „zukunftsfähig“ beschrieben.

Hart ins Gericht ging Petrauschke auch mit Hakan Temel, dem Landrats-Kandidaten der SPD: Er habe am 14. und 15. Dezember 2023 zweimal (Aufsichtsrat und Neusser Stadtrat) für die Komplett-Schließung des Grevenbroicher Krankenhauses gestimmt.

Nur der Kreis habe sich dagegen gestemmt. Mitte 2024 drohte dann allerdings die Insolvenz. Es hätten nur 14 Tage gefehlt, dann wäre – so Petrauschke offen – das komplette „Rheinland-Klinikum“ „vom Netz gegangen“.

„Mit unabsehbaren Folgen“, so der Landrat weiter. Deshalb habe man das Team von „Roland Berger“ ins Haus geholt. Restrukturierungspläne und ein finanzieller Rettungsschirm seien das Ziel gewesen. Ihm sei es darum gegangen, alle drei Standorte mit ihren inhaltlichen Einrichtungen zu erhalten. „Das waren keine Liebes-Beschlüsse, sondern eine Notsituation“, so der Landrat.

Wie berichtet müssen die Vorschläge des Aufsichtsrates jetzt noch vom Landes-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) genehmigt werden. Das will sich im Laufe dieses Monats äußern.

Solange Laumann sich aber noch nicht positioniert habe, könne nicht gesagt werden, wohin die Reise mit dem „Rheinland-Klinikum“ gehe. Schon im Gespräch mit Heike Troles (CDU-Landtags-Abgeordnete; wir berichteten) sei deutlich geworden, dass das Ministerium die Pläne keinesfalls einfach durchwinken wird.

So mache nach den gesetzlichen Vorgaben eine Ausrichtung auf die Geriatrie auch das Vorhalten einer inneren Abteilung erforderlich. Und eine Notfallambulanz setze zwölf Betten für Intensivmedizin und Beatmung inklusive des Personals voraus.

Im Falle einer Schließung der Grevenbroicher Notfallambulanz müsse zudem geklärt werden, wie viele freie Kapazitäten die umliegenden Krankenhäuser überhaupt bieten könnten.

Eine klare Tendenz gebe es beim MAGS nicht: Im Sauerland habe es die Schließung einer Notfallambulanz glattweg abgelehnt, im Aachener Raum dagegen auch gerichtlich durchgeboxt.

So lange aber nicht feststehe, wohin die Reise gehen wird, könne man, so Petrauschke, weder solide öffentlich informieren noch konkret weiterplanen. Die von der Krankenhaus-Geschäftsführung genannten Zeitrahmen seien deshalb ebenfalls nicht wirklich hilfreich (weil nicht fundiert).

Schließlich gab der Landrat SPD-Chef Daniel Rinkert noch einen mit, der gelassen zuschaue, wie seine vier „roten“ Bürgermeister gegeneinander agitieren würden. Aufsichtsrat-„Kollege“ Reiner Breuer habe schon des längeren und des öfteren die Schließung des „St. Elisabeth“-Krankenhause in Grevenbroich gefordert. „Ich lasse mich da jetzt nicht zum Schuldigen deklarieren“, so Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.