Chancen und Perspektiven: Aus dem Instrumentenkasten für politische Entscheidungen
Grevenbroich · Als ich gefragt wurde, ob ich an dieser Stelle etwas Hoffnungsvolles zum Jahreswechsel beitragen kann, musste ich zugegebenermaßen doch etwas intensiver nachdenken in Anbetracht der Situation in Deutschland und in der Welt. Schließlich will ich nicht irgendwelche Plattitüden zum Thema Zuversicht und Hoffnung in den Ozean gleichlautender Beiträge gießen.
Was also formulieren? 2025 wird für uns in Grevenbroich wie in Deutschland politisch ein wichtiges Jahr, weil Wahlen in der Kommune und im Bund anstehen.
Machen wir uns eigentlich bewusst, dass sich unser demokratisches System mit seinem Wettbewerb der besten Ideen und Personen doch eigentlich entwickelt hat, weil es den Anspruch besitzt, den nicht pluralistischen und autokratischen Systemen überlegen zu sein?
Betrachten wir uns jedoch selber, sehen wir diesen systemischen Überlegenheitsanspruch mit dem geforderten Wettbewerb nicht mehr, sondern verzwergen uns gerne selbst zu einem Wahlvolk des geringsten Übels oder Protestes.
Hier sollten wir doch, und das gilt für Wählende wie für Politiker gleichermaßen, einen deutlich höheren Anspruch und damit Selbstbewusstsein für unser System haben. Deshalb will ich an dieser Stelle bewusst einmal einige Impulse für den Instrumentenkasten von persönlichen und politischen Entscheidungen aufzeigen.
Welche Tugenden können weiterhelfen, um die Gestaltung der Zukunft heute schon in einem guten Maß auf den Weg zu bringen? An erster Stelle Besonnenheit. Nicht immer alles im Affekt mit Schaum vor dem Mund kommentieren und bewerten. Mal durchatmen, seine Gefühle bewusst zurückhalten.
Dann die Weisheit. Damit ist nicht Intelligenz gemeint, sondern die Fähigkeit, rationale Abwägungen vorzunehmen und nicht vorschnell zu kurzgesprungenen Entscheidungen zu treffen.
Als Drittes Gerechtigkeit. Gerechtigkeit zielt immer auf die Einbeziehung des großen Ganzen, indem Interessen ausbalanciert werden. Nicht nur meine Wahrnehmung oder Meinung oder Interessenslage zählt. Nicht mein materieller Vorteil oder mein persönliches Prestige sollte der erste Antrieb einer Wahl, eines Engagements oder einer Entscheidung sein.
Und schließlich: Tapferkeit. Tapferkeit bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen, die zwar begründet und mit einer gewissen Erfolgswahrscheinlichkeit behaftet, aber der Natur der Sache gemäß nun einmal nicht hundertprozentig sicher sind. Nichts bewegt sich ohne kalkulierten Mut.
Und hier schließt sich der Kreis mit meiner dringenden Bitte an uns alle und besonders an die Politik: Lassen Sie uns alle unsere Verantwortung privat wie öffentlich unter diesen vier Dimensionen wahrnehmen!
Je mehr dieser Qualitäten in unser Handeln einfließen, desto besser wird es uns gehen und desto zuversichtlicher dürfen wir sein. Ich wünsche uns die Kraft, die Dinge zu ändern, die wir ändern können. Die Gelassenheit, die Dinge zu ertragen, die wir nicht ändern können und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Clemens Stock
Arzt, engagiert in Kirche und Schützenwesen