Stuhllager oder Personalratsbüro? SPD will an Mertens festhalten
Eckum · In der vergangenen Woche lag der Redaktionsschluss des Erft-Kurier (wegen des Feiertages) schon auf dem Mittwoch-Abend. Deshalb konnten wir auf die sich überschlagenden Ereignisse rund ums Rommerskirchener Rathaus nicht mehr eingehen. Hier nun eine Aufarbeitung.
Unter der Überschrift „Toxisches Arbeitsumfeld im Gillbach-Rathaus: Opposition fordert Mertens´ Rücktritt – der bittet per Video um Verzeihung“ berichteten wir bereits am vergangenen Freitag auf unserer Homepage ( https://www.erft-kurier.de/rommerskirchen/rommerskirchen-toxisches-arbeitsumfeld-im-gillbach-rathaus_aid-112438945) über die Vorwürfe, die gegen Bürgermeister Martin Mertens von ehemaligen Mitarbeitern der Gemeinde erhoben werden und warum die Oppositions-Fraktionen CDU, FDP, „Grüne“ und auch UWG im Rat nun dessen schnellen Rücktritt fordern.
„Alle kamen von außerhalb und sind auch wieder nach außerhalb gegangen. Mit Franziska Velder hat sich das Thema geändert: Sie war die erste Frau, die aus Rommerskirchen kommt und die hier lebt. Sie hat den Stein ins Rollen gebracht.“ CDU-Vorsitzender Holger Hambloch zeigte stellvertretend auf, warum Bürgermeister Martin Mertens erst unter Beschuss und dann in Bedrängnis geraten ist: Es geht um gezieltes Mobbing und um Verletzung des Arbeitszeitgesetzes.
Personalrat, Personal-Dezernentin und Gemeindesprecher wurden gleichermaßen angegangen, weil sie das „toxische System Mertens“ erst möglich gemacht hätten.
In einer Videobotschaft, die Bürgermeister Martin Mertens Freitag Mittag verbreitete, betont dieser, dass er vieles von dem Rathausgeschehen nach intensivem Nachdenken „kritisch“ sehen würde. Er habe es an „Feingefühl und Augenmaß“ fehlen lassen. Für diesen Fehler bitte er seine „heutigen und früheren Mitarbeitenden um Verzeihung“.
In dieser Woche konkretisierte Mertens seine Position gegenüber dem Erft-Kurier: Sein Umgangston habe „offenbar Leute verletzt. Das tut mir leid. Das war so nicht gemeint.“ Er sei „grob, ja barsch“ gewesen, was nicht richtig gewesen wäre. Und: Er müsse seine Einstellung zum Job, zum Amt umgehend ändern.
Gleichzeitig merkte er an, dass einige der zusammengetragenen Darstellungen nicht zutreffend seien. Der ehemalige Rechtsamtsleiter sei in keinem Fall in ein „Stuhllager“ versetzt worden. Vielmehr habe er das Personalratsbüro in der Zeit bekommen, in der sein Büro („das ehemalige Büro von Albert Glöckner“) umgebaut wurde.
Entscheidend für die politische Zukunft des Bürgermeisters ist natürlich die Haltung seiner eigenen Fraktion. Die teilte in dieser Woche mit: „Auch wenn der Bürgermeister sich mit 150-prozentigem Arbeitseinsatz für die Gemeinde einsetzt und auch, wenn er selbst unter hohem Druck steht, darf dies nicht zu Lasten der Mitarbeitenden gehen. Er hat diese Fehler eingestanden (...). Worten werden auch Taten folgen und diesen Prozess werden wir kritisch-konstruktiv begleiten.“
An anderer Stelle machen die Sozialdemokraten aber deutlich: „Die Auswirkungen eines Rücktritts (...) des unbestreitbar über die Maßen engagierten, bürgernahen und erfolgreichen Bürgermeisters wäre für die Gemeindeentwicklung ein herber Rückschlag. Wir stehen als Fraktion hinter unserem Bürgermeister Martin Mertens und werden die erfolgreiche Politik an seiner Seite deshalb weiterführen.“