Workshop „Songs around the world - Iran“ Das Niederrhein Musikfestival zu Gast bei der Gesamtschule und dem Gymnasium Jüchen
Jüchen · Ungewöhnliche Klänge wanderten in der vergangenen Woche durch die Gänge des Gymnasiums und der Gesamtschule Jüchen.
Indessen hatten an die zweihundert Schüler der Jahrgänge 10 und 11 die Gelegenheit, sich bei dem aktuellen Workshop „Songs around the world – Iran“ mit einer uralten Hochkultur auseinanderzusetzen. Eingeladen hatten die Musiker des Niederrhein Musikfestivals um die Flötistin Anette Maiburg. Sie hatten nicht nur bekannte Lieder des großen asiatischen Landes auf den Notenpulten, sondern auch klassische und „jazzige” Stücke, denen man anhörte, dass sie vom Orient inspiriert worden waren.
Die Jugendlichen und die Lehrkräfte durften sich entspannt zurücklehnen und die Musik absorbieren, wozu die Erfolgsautorin und erfahrene Pädagogin Mehrnousch Zaeri-Esfahani einige Seiten ihrer Autobiographie las. Es geht darin um ein sehr junges Mädchen, das miterleben musste, wie ihr gewohntes Leben unter dem Schah von Persien sein radikales Ende fand. Die Verführungskünste der islamischen Revolution waren darauf berechnet, Mehrnouschs Brüder zu instrumentalisieren – doch die Familie ergriff die Flucht und kam über die Türkei und Ostdeutschland bis nach Berlin, wo ein neues Leben begann.
„Wir werden alle im Leben auseinandergerissen und müssen uns wieder neu zusammensetzen”, so Mehrnousch, deren Geschichte den Schülern viele Denkanstöße mit auf den Weg gegeben hat. Mit ihrer leisen, überaus modulationsfähigen Stimme veranschaulichte die mehrfach ausgezeichnete Autorin nicht nur ihre ursprüngliche Kultur; sie wies auch nachdrücklich auf die immer gleichen Mittel hin, mit denen die Unfreiheit des Einzelnen und ganzer Gesellschaften etabliert wird – und sie ermutigte die Anwesenden dazu, auf das eigene Selbst zu hören, individuelle Stärken zu erkennen und sich nicht einfach von „den Erwachsenen” von dem eigenen Weg abbringen zu lassen, der bisweilen in ein völlig neues Leben führen kann. Lachen und sich frei entwickeln können – das sind unverzichtbare Elemente dessen, was man wirklich Leben nennen darf.
Dazu gab es, wie bereits beschrieben, viel Musik. Neben Anette Maiburg, der Leiterin des Niederrhein Musikfestivals, spielten der Jazzpianist Pascal Schweren und der niederländische Kontrabassist Caspar van Meel, für die orientalische Note sorgte Kioomars Musayebbi auf der Santur, dem traditionellen persischen Hackbrett, das in abgewandelter Form auch bei uns bekannt ist. Die unwiderstehlichen Rhythmen kamen von dem türkischen Schlagzeuger Fethi Ak, einem Meister des perkussiven Arsenals, der nur nach dem Gehör spielt und mit einem Solo begeisterte. Ein ebenso begeisterndes wie „nachhaltiges” Erlebnis für die Teenager und ihre Lehrer.
Die Musik ist online unter erleben.niederrhein-musikfestival.de oder youtube.com/@niederrheinmusikfestival zu finden.