„Talk auf dem Roten Sofa“ mit Benedikt Obst „Brauchtum muss sich verändern, um bestehen zu bleiben“
Jüchen · „Das Brauchtum muss sich verändern, um bestehen zu bleiben. Denn ich wünsche mir, dass auch meine Kinder, wenn ich mal welche haben sollte, in 50 Jahren noch Schützenfest feiern können.“ Interessante Einblicke in die Welt des Schützenwesens und des Brauchtums vermittelte Benedikt Obst beim „Talk auf dem Roten Sofa“ der SPD Jüchen.
Der Präsident des Heimatvereins Hochneukirch unterstrich bei seinem Besuch im „Roten Salon“, wie wichtig die Arbeit der Vereine für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist – und warum er manchmal verzweifeln möchte.
Nachdem bereits Vertreter von Feuerwehr und Sport auf dem „Roten Sofa“ Platz genommen hatten, war nun einer der wichtigsten Repräsentanten des Brauchtums in der Stadt Jüchen Gast der SPD. Benedikt Obst fand dabei auf alle Fragen des Ortsvereinsvorsitzenden Norbert John ebenso differenzierte wie aufschlussreiche Antworten.
Allein die Vita des 35-Jährigen bot reichlich Gesprächsstoff. Schließlich war bereits sein Vater Präsident des Heimatvereins Hochneukirch – Benedikt Obst selbst fungierte schon mit 23 Jahren als Schützenkönig in Hochneukirch und übernahm später als Präsident Verantwortung. Daneben leitet er nach einem Lehramtsstudium nun den Bäckerei-Familienbetrieb an der Hochstraße.
Einen klaren Blick auf die Verhältnisse brachte Benedikt Obst daher mit in den „Roten Salon“. So bleibt ihm die Diskussion um weibliche Mitglieder von Schützenvereinen ein Rätsel: „Es ist doch heutzutage selbstverständlich, Frauen ins Brauchtum einzubinden.“
In Hochneukirch ging man hier beispielsweise mit der ersten Schützenkönigin und dem ersten weiblichen Schützenzug neue Wege – auch um den Heimatverein für junge Menschen attraktiv zu gestalten. „Geschichte verändert sich, Brauchtum verändert sich – ansonsten ist es eines Tages weg.“ In Hochneukirch scheint der Heimatverein hier auf einem guten Weg: „Wir haben schon für das nächste Jahrzehnt Bewerber für das Königsamt“, berichtete der Präsident lachend.
Benedikt Obst schilderte in dem kurzweiligen Talk jedoch auch Schwierigkeiten, wie die ausufernde Bürokratie: „Jedes Jahr neue Verordnungen, neue Anforderungen. Das ist in der Vorstandsarbeit oft frustrierend.“ Forderungen an die Politik hatte der Heimatvereins-Präsident gleichfalls mitgebracht: „Die Politik sollte das Ehrenamt mehr wertschätzen. Schließlich leisten wir in den Vereinen derart viel ehrenamtliche Arbeit, die sich ein Außenstehender kaum vorstellen kann.“
Im finalen „Talk auf dem Roten Sofa“ des Jahres 2023 erwartet die Jüchener SPD nochmals einen spannenden Gast: Am Freitag, 8. Dezember, kommt um 19 Uhr Margarete Kranz in den „Roten Salon“: Die frühere Jüchener Bürgermeisterin hat ohne Frage eine Menge zu erzählen.