Über 80 schwere Taten: Geschäfts- und Büroeinbrüche, Homejacking und Brandstiftung Elfköpfiger Bande wurde das Handwerk gelegt

Jüchen · Geschäfts- und Büroeinbrüche, „Homejacking“ – Wohnungseinbrüche mit anschließender Entwendung der vor dem Haus stehenden Fahrzeuge – und Brandstiftung – über 80 schwere Straftaten seit Weihnachten 2022 in ganz NRW, vor allem aber im Rhein-Kreis Neuss, konnten nach Ermittlungen nun einer elfköpfigen Bande zugeordnet werden. Den Anfang machte ein Einbruch in das Jüchener Rathaus.

Der Dienstwagen von Bürgermeister Harald Zillikens wurde brennend in Mönchengladbach gefunden.

Foto: Polizei

„Es geht hier um schweren Bandendiebstahl, das heißt, es hat sich eine Tätergruppe zusammengeschlossen und nach Absprache Straftaten im Eigentumsbereich begangen“, erklärt der Leiter der Ermittlungskommission. Elf Tatverdächtige im Alter zwischen 17 und 40 Jahren wurden ermittelt, einer ist wohnhaft in Jüchen, einer in Kürten und der Rest in Grevenbroich.

„Ausgangspunkt war der Einbruch in das Jüchener Rathaus in der Weihnachtszeit vergangenen Jahres“, erklärt der Leiter der Ermittlungskommission weiter, „dort hat man unter anderem aus einem Tresor den Fahrzeugschlüssel des Bürgermeisters und die Bürgermeisterkette entwendet. Im Anschluss hat man dann mit dem Schlüssel das Dienstfahrzeug des Bürgermeisters entwendet.“

Mit dem Audi A4 seien in den darauffolgenden Nächten fünf weitere Einbrüche in Apotheken und Pflegedienstbüros in Mönchengladbach und Meerbusch begangen worden, wie im Nachgang festgestellt wurde. Am 5. Januar wurde der Dienstwagen in Mönchengladbach aufgefunden – in Brand gesteckt von den vermeintlichen Tätern. Von der Amtskette des Bürgermeisters fehlt bis heute jede Spur.

Bei einer Pressekonferenz präsentierten die Ermittler unter anderem bei Durchsuchungen gefundene Tatwerkzeuge, Tresore und Autoschlüssel, die noch nicht zugeordnet werden können.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Diese Einbruchsserie war ausschlaggebend für die Polizei im Rhein-Kreis Neuss, eine Ermittlungskommission zu bilden: „Weil wir festgestellt haben, dass es doch größere Ausmaße hat.“ Die ermittelnden Beamten konnten der Bande 14 seit dem 20. Januar begangene Homejacking-Taten, davon fünf Versuche, zuordnen. Ziel waren hochwertige Pkw der Marke Audi, unter anderem ein Audi RS 6 im Wert von 140.000 Euro aus Jüchen, aber auch vereinzelt BMW und Mercedes. Die Fahrzeuge wurden häufig selbst weitergefahren, um mit diesen weitere Taten zu verüben, einige sollten aber auch weiterverkauft werden. „Die Versetzung der Fahrzeuge ist wohl nicht gelungen, weil wir schneller waren und die Fahrzeuge durch gute Ermittlungsarbeit sichergestellt werden konnten“, so der leitende Beamte.

Zu den Homejacking-Taten kommen 25 Geschäfts- und Büroeinbrüche, unter anderem in Grevenbroich, Mönchengladbach, Neuss, Düsseldorf, Hückeswagen und Niederzier. Tatorte waren Apotheken, Praxen, Autohäuser, Büros für Betreutes Wohnen und Pflegedienste sowie Schulen. Dort wurden Fahrzeuge sowie Tresore entwendet. Insgesamt 33 Fahrzeuge entwendeten die Tatverdächtigen. Gesamtwert der Fahrzeuge: rund 1,5 Millionen Euro!

„Nicht alle Fahrzeuge konnten sichergestellt werden, ein paar wurden in Brand gesetzt. Wir gehen davon aus, dass dies geschah, um Spuren zu vernichten“, erklärt der Leiter der Ermittlungskommission. Neun der 33 Fahrzeuge wurden in Brand gesteckt und brannten zum Großteil komplett aus – darunter auch der 140.000 Euro teure Audi RS 6. 20 Fahrzeuge konnten sichergestellt werden, zu vier Fahrzeugen dauern die Ermittlungen an.

Diverse Male wurden in den vergangenen Wochen Spezialeinheiten eingesetzt, um der Tätergruppe habhaft zu werden. In diesem Zusammenhang gab es drei Einsätze, die die Polizei bisher erfolgreich abschließen konnten: Am 8. und 9. März sowie 21. April wurden insgesamt neun Objekte durchsucht. Am 9. März wurde der 40-jährige Bandenchef in Dormagen bei einer Homejacking-Tat nach Observation von Spezialkräften der Polizei im zuvor entwendeten Audi SQ5 angetroffen und festgenommen. Am 21. April folgte die Vollstreckung von drei weiteren U-Haftbefehlen in Grevenbroich und Jüchen. Alle drei festgenommenen Bandenmitglieder sind 18 Jahre alt.

„Wir hoffen, dass nun ein bisschen Ruhe einkehren wird“, schließt der leitende Ermittler. Das hofft auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, der sich sehr freut, „dass unsere Polizeibehörde hier erfolgreich weit über 80 Straftaten aufklären konnte.“ Solch eine Serie schweren Bandendiebstahls habe es so in den vergangenen Jahren noch nicht im Kreis gegeben.