Johannes Siebens dritter Roman ist wieder ein Schocker Wo die Fiktion endet, wird es schier unerträglich!

Neuenhoven · Wenn Johannes Sieben zur Feder greift, kommt dabei keine "angenehme" Lektüre heraus. Das Schicksal von Koma-Patienten und sexueller Missbrauch hinter Klostermauern waren Themen in den ersten beiden Romanen.

Johannes Sieben greift mit Sachkunde schwierigste Themen auf.

Foto: Fotos: Top-Kurier

Nun geht es um Pädophilie. Und die wird gleich mehrfach beleuchtet, entlarvt, gnadenlos beim Namen genannt.

Wie gesagt, ein Stoff, der dem Leser durch Mark und Bein geht. Vor allem die "Fall-Schilderungen", die Sieben zitiert, können, müssen erschüttern: Der Junge, der von seiner Tante missbraucht wird. Das Mädchen, das von seinen Eltern "vermietet" wird. Der Lehrer, der sich an kleinen Kindern vergeht. Geschwister von indischen Reisbauern, die in der Großstadt ins Bordell gesteckt werden. Brüder, die erst vergewaltigt und dann als Kindersoldaten weiterhin missbraucht werden.

Daneben wirken die beiden (fiktiven) Hauptgeschichten, die in "Pädoleaks" erzählt werden, vergleichsweise "normaler". Vielleicht auch deshalb, weil man solche Geschichten aus Film und Fernsehen schon kennt: Der Lehrer, der im reiferen Alter seine Pädophilie erkennt und Hilfe beim Therapeuten sucht (als Auslöser werden aufgrund strenger Moral im Pubertätsalter niemals stattgefundene "Doktorspiele" genannt).

Und der Straftäter, der in seiner eigenen (Alp)-Traumwelt so seinen Hass gegen Frauen auslebt.

Leider erfolgt die "Auflösung" im neuen Sieben-Buch recht abrupt.

Und schon aus "Klosterrauschen" weiß man, dass Johannes Sieben zum trüb-dunklen Schluss neigt.

Wirklich schockierender ist dagegen die letzte, aus der Realität stammende Fallschilderung, die auch dem Letzten klarmachen dürfte, wie wichtig es wäre, wenn wir alle ein wacheres Auge auf die Kinder hätten, um sie zu schützen.

-gpm.

(Kurier-Verlag)