Vorbildlicher Einsatz Sehen und handeln: Neunzig Frauen und ihre „Herzkissen“

Grevenbroich · „St. Martin, St. Martin…“: Bald ziehen wieder die Kinder mit ihren Laternen singend durch die Straßen. Sie folgen dabei einem Mann, der im Rheinland als ein besonderer Heiliger verehrt wird. Was hat er gemacht? Warum ist er seit Jahrhunderten ein Vorbild?

Von links: Dr. Irene Kämper („Lions-Club“), Ute Trienekens und Gisela Steinhäuser (Aktion „Herzkissen“). Oben: Jedem Herzkissen wird ein handgeschriebener Gruß angehängt.

Foto: Hildebrandt

Ganz einfach: Der Ritter Martin sah einen Menschen in Not (einen frierenden Bettler) und fühlte die Notwendigkeit zu helfen (er teilte mit ihm seinen Mantel und rettete den armen Mann damit vor dem Erfrieren).

So ist er bis heute ein Vorbild für unzählige Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Um ihm nachzueifern, bringen sie stets zwei Voraussetzungen mit: Sie sehen einen Bedarf. Und sie handeln.

„Davon lebt unsere Gesellschaft, sie wird durch solche Menschen lebenswert. Da ist es ganz egal, ob sich solches Engagement im Sport, in der Kultur, im Sozialen oder im Politischen zeigt. Sehen und Handeln – das ist wichtig“, bringt es Dr. Jürgen Hildebrandt von „Lions-Club“ Grevenbroich auf den Punkt. Und er nennt als leuchtendes Beispiel 90 Frauen aus Grevenbroich, die sich seit 2019 auf besondere Weise einbringen: Sie nähen „Herzkissen“.

Jedem Herzkissen wird ein handgeschriebener Gruß angehängt.

Foto: Hildebrandt

Die Idee stammt aus Amerika, wo erstmals solche Kissen genäht wurden. Frauen kann man damit nach einer Brustkrebsoperation die Druck- und Wundschmerzen in den Achselhöhlen nehmen.

Jedem Herzkissen wird ein handgeschriebener Gruß angehängt.

Foto: Hildebrandt

Neben dem körperlichen Effekt erleben diese Patientinnen dazu auch, dass sie mit ihren Ängsten und ihrem Leid nicht allein gelassen werden.

Die Kissen aus Grevenbroich werden mittlerweile in 16 Kliniken kostenlos den Patientinnen zur Verfügung gestellt. Die Herstellung erfolgt uneigennützig von den Frauen, die sich zum größten Teil regelmäßig monatlich im Pfarrzentrum Noithausen zu gemeinsamen Nähstunden treffen.

Die Materialkosten (Stoffe, Füllmaterial) werden aus Spenden finanziert. Das ist natürlich nicht immer einfach. „Wir sind eine nette Gemeinschaft. Bei uns sind Frauen jeden Alters, verschiedener Konfessionen und Nationalitäten“, betont Ute Trienekens mit Nachdruck, die die Treffen organisiert. „Jede Frau, die helfen möchte, ist bei uns willkommen und wird sich bestimmt bei uns wohlfühlen.“

Als kürzlich der „Lions-Club“ Grevenbroich von diesem segensreichen Wirken im Stillen erfuhr, waren die Mitglieder spontan bereit, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Beeindruckt vom Engagement der Ehrenamtlerinnen äußerte sich Dr. Irene Kämper vom „Lions-Club“ bei ihrem Besuch: „Es ist bemerkenswert, wie die gemeinsamen Abende für einen guten Zweck aus den nähenden, stickenden und verzierenden Frauen eine Gemeinschaft machen. Vor allem aber schenken sie betroffenen Frauen durch ihre liebevoll genähten Kissen und aufmunternden Worte in besonders schwierigen Situationen Mut und Hoffnung. Ein solches Projekt verdient Unterstützung!“