Nicht nur für „Prepper“ interessant: Kochen und Heizen ohne Strom
Hoeningen · Ist es Kunst? Ist es Handwerk? Oder ist es die Rettung, sollte es in diesem Winter gas- und stromtechnisch so richtig dicke kommen? Im Grunde genommen wäre ein dreifaches „Ja“ die einzig richtige Antwort, denn Thomas Binke hat mit seiner Vielfach-Bildung und -Begabung etwas geschaffen, für das die Bewertung „nachhaltig“ wirklich einmal zutrifft. Und man muss kein „Prepper“ (Menschen, die jederzeit auf jede Katastrophe vorbereitet sein wollen) sein, um die multifunktionalen „Feuerkelche“ gut zu finden.
Thomas Binke (59) aus Hoeningen hat Zerspanungstechniker im Schwermaschinenbau gelernt, bevor er ein Studium des „Produktdesign“ an der Fachhochschule Düsseldorf angeschlossen hat. Er kann also beides: Ideen entwickeln und sie dann auch technisch umsetzen. Seit nunmehr fast 20 Jahren hat er sich dabei auf das kreative Schaffen von Outdoor-Feuer-Produkten konzentriert. Imposante Feuerschalen, feinere Feuerkelche und „beheizbare Holzbänke“ sind dabei entstanden. „Multifunktionale Feuergeräte mit Blickfanggarantie“. Das ist die kürzeste und zugleich präziseste Beschreibung der Werke von Binke.
Dabei bestechen sie in gleich zweierlei Hinsicht: Zum einen lassen sie sich durch ihr neutrales, zeitloses Design in nahezu jedes Gartenambiente integrieren und sind dabei höchst dekorativ. Die klare Formgebung bleibt, einmal gesehen, unvergessen. Andererseits eignen sich Feuergeräte hervorragend zu Outdoor-Koch-Aktivitäten, deren Möglichkeiten weit über das übliche Grillen hinausgehen – angesichts zunehmender Energieknappheit eine ernstzunehmende Alternative. Doch der Reihe nach.
Die Holzbänke werden durch Teelichter „beheizt“, die mit einer Spezialaufhängung in den Füßen der Konstruktion untergebracht sind. Vier Teelichter reichen, um den jeweiligen Fuß bis zu sechs Stunden zu beheizen. Die Konstruktion ist dabei höhenverstellbar: Hängen die Teelichter ganz unten, entsteht in dem Fuß nur Umgebungstemperatur. Werden sie ganz nach oben gezogen, liefern sie 80° Celsius. „Beheizt“ wird eine Metallplatte, die zugleich das Holz schützt.
„Holz ist ein träger Wärmeleiter. Die Bänke müssen also 20 Minuten vorgeheizt werden. Wenn die Kerzen ausgehen, bleibt die Bank aber noch eine Stunde warm, weil Holz Wärme gut halten kann“, weiß Binke zu berichten. Das Ziel, „Energie möglichst lange nutzen zu können“, wird also erfüllt. Und acht Teelichter genügen dabei für einen wohligen Abend im Garten oder auf der Terrasse.
Und der macht umso mehr Spaß, wenn es dann noch Gutes zu essen oder zu trinken gibt. Das System aus den beheizten Bänken lasse sich auch als „Stövchen für Glühwein“ nutzen, lacht der quirlige Bastler, dessen eigentlicher Clou aber der „Feuerkelch“ ist, den er zum Grill und Outdoor-Herd umfunktioniert hat. „Ich habe auf ihm sogar schon Gurken eingekocht“, strahlt er und fügt an, man könne sich also ganz ohne Strom prima selbst versorgen.
Die Feuerkelche bestehen aus drei gewölbten Stahlplatten, die sich nach dem Ineinanderstecken so verkeilen, dass sie höchste Stabilität bieten. In den Kelch setzt Binke dann ein Platte, auf die die Grillkohle geschüttet wird. Was dann folgt, ist ein komplettes Sortiment an Zubehör, dass er sich gefertigt hat und das einem „Daniel Düsentrieb“ oder auch „MacGyver“ alle Ehre gemacht hätte: Grillrost, Grillschale, Wok, „Kartoffeldeck“, Schwenkgrill und Kochring sind nur die wichtigsten Beispiele. Klar, dass man die Familie so problemlos mehrgängig bekochen und dabei auch noch viel Spaß haben kann. Vom gebratenen Zimtapfel bis zu Knoblauch-Garnelen, vom perfekten Steak bis zum Pfannkuchen – kulinarisch ist alles möglich.
Da er nicht nur Designer und Konstrukteur, sondern auch „Nutzer“ ist, legt Thomas Binke viel Wert auf die Feststellung: „Der Feuerkelch-Grill ist anschließend ganz einfach zu reinigen: Regenwasser, Gießkanne und ein Handfeger genügen.“
Wenn sich nun jemand fragen sollte, wie man mit den heißen Stahlplatten hantieren kann, dann sei vermerkt, das Binke ein Griffsystem entwickelt hat, das sich einfach auf die Platten oder Schalen schieben lässt und das sich wiederum so verkeilt, dass sich alles problemlos bewegen lässt.
Ein Patent hat er auf diesen Feuerkelch-Grill allerdings noch nicht angemeldet. „Ich habe schon 10.000 Euro für andere Patente gezahlt. Aber ich habe nichts davon“, weiß er aus Erfahrung. Sein Feuerkelch aber habe ein paar Spezifikationen, die nicht so leicht nachzumachen wären. Besonders stolz ist er aber auf die schon beschriebene Nachhaltigkeit seines Konzeptes und fügt fröhlich an: „Und wenn ich den Feuerkelch mal nicht benutze, steht er noch als schöne Dekoration auf dem Rasen“.