Jetzt mit der Antwort aus dem Rathaus Verrechnet oder getrickst?
Eckum · Mit der Meldung „Rommerskirchen ab Herbst 2023 klimaneutral“ versuchte das Gillbach-Rathaus kürzlich zu punkten. Die örtlichen „Grünen“ melden da jetzt Zweifel an. „Wenn Klimaneutralität so einfach wäre...“
Norbert Wrobel, Fraktionsvorsitzender der „Grünen“ im Gemeinderat, will diese Aussage zum Thema in der Donnerstag-Ratsitzung machen.
Bisher habe Rommerskirchen einen Anteil von 10,5 Prozent an erneuerbaren Energien in der Stromproduktion. (Quelle: Energieatlas NRW https://www.energieatlas.nrw.de/site/werkzeuge/planungsrechner).
Rommerskirchen hat demnach einen Strombedarf von 100 Gwh/a. Elf Gwh/a werden durch erneuerbare Energien gedeckt. Wrobel weiter: „Unsere Nachbarn in Jüchen sind führend im Rhein-Kreis, sie haben einen Anteil von 53 Prozent erneuerbare Energien. Nordrhein-Westfalen hat einen Anteil von 19,2 Prozent. Selbst davon ist Rommerskirchen noch weit entfernt.“
Mit vier neuen Windrädern für 2023 soll Rommerskirchen plötzlich klimaneutral werden, fragt sich der „Grüne“: „Wenn Klimaneutralität so einfach wäre, braucht sich keiner mehr Sorgen um die Zukunft machen. Uns wird vorgegaukelt das Klimaziel von 1,5° Celsisus wäre problemlos einzuhalten. Wir wissen aber, dass wir uns eher den 2,5° nähern, als die 1,5° Celsius einzuhalten.“
Und Norbert Wrobel schließt mit den Worten: „Der Energiebedarf von Industrie, Gewerbe und Kommune sind völlig aus der Betrachtung herausgenommen, genau wie auch der Strombedarf für Verkehr und Straßenbeleuchtung. Das ist nach meiner Ansicht der Hauptfehler in dieser Berechnung. Vor allem der Bedarf an fossiler Energie ist scheinbar völlig außer Acht gelassen worden.“ Vom Bürgermeister erwartet Wrobel genaue(re) Zahlen.
Hier die Stellungnahme aus dem Rathaus:
Was die Frage der „Klimaneutralität“ angeht, hat sich seitens der Gemeinde niemand „verrechnet“, noch wurde von irgendjemand „getrickst“.
Die Aussage von Bürgermeister Dr. Martin Mertens und NOTUS-Geschäftsführer Heinrich Lieser, wonach die beiden geplanten Windkraftanlagen an der Gemeindegrenze zu Bedburg Rommerskirchen „klimaneutral“ machen werde, bezog sich expressis verbis ausschließlich auf Privathaushalte, wie der Pressemitteilung vom 26. September zu entnehmen ist.
Dass der Begriff der „Klimaneutralität“ nur unter diesem Vorbehalt zu verstehen sei, wurde in der Diskussion der Ratssitzung vom 22. September deutlich.
Die beiden Anlagen sollen jährlich 24.478.000 Kilowattstunden Strom produzieren. Damit könnten rund 5800 Vier- Personen-Haushalte versorgt werden – in Rommerskirchen gibt es derzeit ca. 5500 Haushalte.
Die bereits bestehenden, kleinen Windkraftanblagen an der Grenze zu Pulheim werden durch ein Repowering ihre Kapazitäten deutlich erhöhen. Damit werden nochmals knapp 25 Millionen Kilowattstunden Strom produziert.
Eine im Bau befindliche Anlage der „ABO Wind“ an der Grenze zu Pulheim und Bergheim wird 15.900.000 Kilowattstunden Strom produzieren. Mit den genannten Windkraftanlagen zusammen genommen, ließen sich – theoretisch – 15.000 Privathaushalte versorgen (Ende der Stellungnahme).