„Wir können mit der Erde doch nicht umgehen wie Hulle.“ Das „Energie-Wunder“ von „St. Jakobus“
Jüchen · Das Credo von Papst Franziskus ist die „Bewahrung der Schöpfung“. „St. Jakobus“-Pfarrer Ulrich Clancett bringt es in seinen eigenen Worten auf den Punkt: „Wir können mit der Erde doch nicht umgehen wie Hulle.“ Und deshalb macht er Ernst mit Energie-Sparen und Ökologie.
So wurde zum Beispiel vor wenigen Jahren der Anbau ans Pfarrheim im Vollholzbau erstellt mit „Dämmwerten jenseits von Gut und Böse“. Und, so schließt der Jüchener Pfarrer lächelnd an, wenn der Bau irgendwann mal nicht mehr gebraucht werde, könne er quasi komplett in den Ofen wandern. Noch beachtlicher, ja fast ein Wunder ist, wie viel an Strom und Gas in der Innenstadt-Pfarrei mit den sieben dazu gehörenden Gebäuden eingespart werden konnte. Anlass fürs große Umdenken war, dass der damals gebuchte Energieversorger wegen Putins Krieg in der Ukraine und der damit verbundenen Mangellage alle Verträge kündigte.
So landete dann auch die katholische Kirche bei der NEW. „Damals war eh nix billig und da konnten wir auch in der Region bleiben“, zuckt Küster Dirk Wendland, der auch stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes ist, rückblickend die Schultern. Die Konditionen waren nicht günstig: Gas kostete plötzlich das Fünffache, Strom das Zweieinhalbfache. „Da mussten wir natürlich alles hinterfragen“, betont der Küster. Bekanntermaßen ist es eh eine Kunst, eine Kirche richtig und gut zu beheizen. „Manche Lampen haben 24/7 gebrannt“, so Dirk Wendland weiter.
Zum Glück aber war die Kirchenbeleuchtung (rund 80 Strahler plus Ausleuchtung des Gewölbes) bereits 2022 auf LED umgestellt worden. Was zum einen „gut Geld gekostet“ hat, zum anderen aber auch technisch aufwendig war, weil die alten Lampen erhalten werden sollten. Zudem wurde der Gebrauch „so weit wie möglich heruntergefahren, aber zu besonderen Anlässen und am Wochenende sollten die Leute die Kirche schon sehen“, betont Clancett. Und die Maßnahmen haben gewirkt: 15 Prozent Energie konnte beim Strom eingespart werden, wodurch die Kosten sogar um 30 Prozent gedrückt wurden. Beim Gas wurden 20 Prozent Energie (= 34 Prozent der Kosten) erwirtschaftet.
„Das ist richtig Geld. Schon ein mittlerer fünfstelliger Betrag“, freut sich der Küster. Und: „Da schlägt die NEW das Rad noch drüber“, ergänzt der Pfarrer: Sie errechnet, wie viel wegen der Energiesparbremse der Bundesregierung (die Geschichte mit den zwölf Cent und den 80 Prozent) noch abgezogen werden können. Nach Überzeugung der beiden Kirchenmänner geht die Summe am Ende in Richtung Sechsstelligkeit.
Geld, das in der Gemeinde bleibt. Die ersten Investitionen hätten sich so schon amortisiert. Jetzt soll der Weg natürlich weitergegangen werden: So würden die beiden gerne Fotovoltaik aufs Kirchendach bringen. Das ist in Niedersachsen erlaubt, in Nordrhein-Westfalen aber noch verboten. Und es müsse mit Ingenieuren geschaut werden, welche Heizform für den 20 Meter hohen Kirchenbau „die der Zukunft“ sei.
Der Trick beim Heizen einer so großen Kirche sei es, verrät Küster Dirk Wendland, die Temperatur konstant bei 11° Celsius zu halten. Denn wenn ein völlig ausgekühltes Gotteshaus wieder (und dann vielleicht auch noch kurzfristig) angeheizt werden solle, koste das jede Menge Energie. In Zukunft könnte es aber noch ganz andere Modelle geben: So gibt es einen Anbieter für Akku betriebene Sitzkissen (die funktionieren so wie ein beheizbarer Autositz), die dem Gottesdienstbesucher ein Gefühl von Wärme geben, ohne dass die ganze Kirche angeheizt werden muss.
„Das Beste aber ist, wenn Kirchen genutzt werden“, strahlt Ulrich Clancett. In der Tat wird „St. Jakobus“ in Jüchens Stadtmitte auch über die Gottesdienste hinaus vielfältig genutzt. Und das nicht nur am nächsten Wochenende, wenn dort drinnen (und auch drumherum) der Weihnachtsmarkt begangen wird.