Informationsveranstaltung zur Ressourcenschutzsiedlung Vermarktung für Otzenrath-Süd startet

Otzenrath · 2021 wurde mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt Jüchen und der RWE Power AG der Grundstein für ein besonderes Bauprojekt gelegt: die Ressourcenschutzsiedlung Otzenrath-Süd. Welche Anforderungen Bauherren erfüllen müssen, wie die Vermarktung abläuft und mehr erfuhren interessierte Bürger nun im Rahmen einer Informationsveranstaltung.

Auf dieser Fläche zwischen Bahn und Hofstraße soll die Ressourcenschutzsiedlung entstehen.

Foto: RWE

Auf der rund 2,6 Hektar großen Fläche zwischen Hofstraße und Bahngleisen soll ein zukunftsweisendes Baugebiet entstehen. Ziel der Ressourcenschutzsiedlung ist die Einsparung von Rohstoffen, CO2 und Energie, die ein Gebäude über seinen gesamten Lebenszyklus benötigt. Sie soll Bauherren aufzeigen, wie beim Hausbau nachhaltiger Ressourcenschutz betrieben werden kann. Das Konzept wird ergänzt durch ein innovatives Wärmeversorgungssystem, welches durch die Stadtentfalter Jüchen GmbH zur Verfügung gestellt und betrieben wird. „Wir haben hier ein sehr spannendes Projekt vor der Brust“, betonte Bürgermeister Harald Zillikens.

Einfamilienhäuser, Gartenhofhäuser und Mehrfamilienhäuser sind in der neuen Siedlung vorgesehen, wie Saskia Schrade vom Amt für Stadtentwicklung der Stadt Jüchen, berichtete. 26 Grundstücke gehen dabei für private Bauherren in die Vermarktung. Für die künftigen Häuslebauer gibt es dann verschiedene Punkte zu erfüllen, wie zum Beispiel mindestens 40 Prozent der Vorgartenfläche dauerhaft zu begrünen, nur wasserdurchlässige Stellplatzflächen und Zuwege anzulegen sowie, je nach Art des Daches, Dachbegrünung einplanen zu müssen. Obendrein seien Photovoltaikanlagen verpflichtend zu errichten und die Nutzung von fossilen Brennstoffen für Wärme- und Warmwasserversorgung nicht zulässig.

In diesem Zusammenhang erläuterte Maximilian Hampel, Geschäftsführer der Stadtentfalter Jüchen GmbH, dass in der Ratssitzung am 10. Oktober eine Anschluss- und Benutzungssatzung für die Wärmeversorgung beschlossen werden soll. „Es soll ein Anschluss- und Benutzungszwang gelten, ähnlich wie man es vom Anschluss an die Kanalisation kennt“, erklärt er. Ausnahmefälle könne es natürlich immer geben, das müsse aber im Einzelfall geklärt werden. Grund für den Anschluss- und Benutzungszwang sei, mit Blick auf die kommunale Wärmeplanung, für neu entstehende Quartiere von Anfang an ein nachhaltiges, effizientes und langlebiges Wärmenetz zu schaffen.

Wie Kai Werner, Prokurist der Stadtentfalter Jüchen GmbH, erklärte, werde für die Wärmeversorgung in erster Linie Erdwärme genutzt, die zweite Quelle sei Luft (für die Spitzenlast). Über eine Technikzentrale, die zu großen Teilen von einer neu errichteten Photovoltaikanlage Energie-technisch versorgt werden soll, werde die so gewonnene Wärme (konstant 43 Grad sollen es sein) an die angeschlossenen Haushalte verteilt. Kai Werner betont: „Das ist eine zukunftssichere Wärmeversorgung, weil wir die Wärme vor Ort produzieren.“

Noch ist hier ein Feld, ab Ende des vierten Quartals 2025 ist der Baustart für die künftigen Bauherren geplant.

Foto: RWE Power AG

Nun soll bald die Vermarktung der Grundstücke für private Bauherren starten, wie Viktoria Vreemann, Projektleiterin von der RWE Power AG, verriet. Die ersten Mails an Interessenten, die dann ihr Wunschgrundstück nennen können, würden in der nächsten Zeit rausgehen. Dabei gehe das Unternehmen chronologisch nach dem Datum der Eintragung auf der Interessentenliste vor. 360 Euro pro Quadratmeter müssen künftige Bauherren beim Grundstückspreis einplanen. Ausgelegt sei das Ganze dann nur für die Eigennutzung, erklärt Vreemann: „Wir möchten so vielen Familien wie möglich die Chance auf ein Grundstück bieten. Daher ist pro Interessent nur ein Grundstückskauf vorgesehen. Wir möchten nicht den Mietmarkt anheizen.“

Manch ein Besucher der Infoveranstaltung musste die Informationen zur Ressourcenschutzsiedlung erst einmal sacken lassen. Insbesondere der aufgerufene Quadratmeterpreis und die vielen Vorgaben sorgten für Diskussion. „360 Euro – ist das Ihr Ernst?“, kam beispielsweise eine Meldung aus dem Publikum, immerhin liege der Bodenrichtwert in Otzenrath bei 260 Euro, „da kriegen Sie viele Düsseldorfer, aber keine Otzenrather“. Viktoria Vreemann erklärte darauf, dass der Preis abgeleitet sei von der Lage und der Umgebung und die RWE Power AG diesen als Angebot verstehe.

Dass (junge) Otzenrather sich wohl eher nicht für den Bau eines Hauses in der neuen Siedlung entscheiden würden, sah auch eine Dame aus dem Publikum so: „Wir haben vor über 25 Jahren für den Ort und die Umsiedlung gekämpft und alles möglich gemacht, um ein dörfliches Wohnumfeld für die umgesiedelten Bürger zu schaffen. Wenn ich diese Pläne und Vorgaben sehe, entsteht eine Neubausiedlung, die nichts mehr mit dem Dorf zu tun hat. Viele junge Otzenrather hätten gerne Grundstücke, aber in dem Sinne, wie wir es damals erkämpft und erstritten haben.“

Ein großes Fragezeichen stand für manche Besucher auch noch hinter dem Anschluss an das Wärmenetz: Wie viel müsse darin investiert werden und gebe es dafür am Ende einen Preisvorteil zum Beispiel im Vergleich zum Heizen mit Gas? Kai Werner konnte hier aktuell nur sagen, dass der einmalige Hausanschlusspreis wohl im mittleren vierstelligen Bereich pro Haus liegen werde. Der Grundpreis sei letztlich auch davon abhängig, wie viele Leute sich an das Netz anschließen und wie viel investiert werden müsse: „Meine Hoffnung ist, dass wir unter den Gaspreisen liegen.“

Nun fällt mit dem Beginn der Vermarktung also wirklich der Startschuss für den Bau der Ressourcenschutzsiedlung. Ab dem ersten Quartal 2025 ist die Herstellung des Grundausbaus geplant, ab Ende des vierten Quartals der Baubeginn für private Bauherren. Da eine Bauverpflichtung gilt, müssen die Grundstücke innerhalb von drei Jahren nach Fertigstellung des Grundausbaus mit einem bezugsfertigen Wohnhaus bebaut werden. So wird Otzenrath in nicht allzuferner Zukunft ordentlich wachsen.