Nur wenige nutzen „Kiss & Go-Zonen“ Im Einsatz gegen Elterntaxis
Bedburdyck/Stessen · Besonders am Morgen sieht man sie: Kolonnen von „Elterntaxis“, die sich ihren Weg durch die Dörfer bahnen, um ihre Kinder im besten Fall direkt vor dem Schultor abzusetzen. Ein Ärgernis für die Anwohner rund um die Institutionen, aber auch für viele Eltern, die bei dem Verkehrschaos um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg besorgt sind.
Insbesondere betroffen von den „Elterntaxis“ seien die Sackgassen an den Grundschulen in Hochneukirch und Bedburdyck-Stessen, berichtet die Stadt. Seit einiger Zeit beschäftigt sie sich mit diesem Problem und hat im Rahmen der Schulwegsicherung so genannte „Kiss & Go-Zonen“ eingerichtet, damit Kinder von dort aus den restlichen Weg zur Schule zu Fuß zurücklegen können.
„Wir haben die Eltern aufgefordert, nicht bis direkt vor die Tür zu fahren. Den Kindern sollte auch die Chance gegeben werden, die letzten Meter alleine gehen zu können“, heißt es auf Nachfrage des Top-Kuriers bei der Stadt, „wir stehen im Kontakt mit der Polizei und den Schulleitungen im Stadtgebiet sowie den Elternvertretern in den Schulkonferenzen. Leider wurde unser Appell an die Eltern bisher nicht so aufgenommen, wie wir dies erhofft hatten.“
Ein konkretes Beispiel: In Bedburdyck befindet sich die „Kiss & Go-Zone“ an der Bürgerhalle, nur einen kurzen Fußweg von Lindenschule und Montessori-Kinderhaus entfernt. Doch wird das Konzept angenommen? Nur von wenigen, berichtet eine Gruppe von Eltern, die sich unter anderem aus den Fördervereinen von Grundschule und Familienzentrum zusammensetzt, bei einem Gespräch mit dem Top-Kurier vor den Toren des Schul- und Kitageländes.
Eva Stevens, deren Tochter die Grundschule besucht und deren Sohn in die KiTa geht, erlebt das Verkehrschaos tagtäglich mit: „Wenn die Schulkinder hier alleine unterwegs sind, besonders wenn es dunkel ist, dann wird es gefährlich mit den vielen rangierenden Autos. Oft wird hier obendrein in zweiter Reihe geparkt. Die Situation wird schnell unübersichtlich, wodurch Autofahrer die Kinder schnell übersehen können.“
Bis jetzt sei zum Glück noch nie etwas passiert. Und damit es gar nicht erst soweit komme, müsse sich schnellstmöglich etwas ändern. Deswegen hat sich die zuvor erwähnte Elterngruppe gesagt: „Wir machen jetzt etwas auf eigene Initiative!“ So hängen nun gut sichtbar zwei Schilder in leuchtendem Rot – eines an der Durchfahrt zu den Parkplätzen am Schul- und KiTagelände und eines neben dem Tor –, mit der Bitte, die öffentlichen Parkplätze außerhalb des Schul- und Kitageländes zu nutzen. Die Fördervereine der Grundschule und des Montessori Kinderhauses haben sich die Kosten für die Anschaffung der Schilder geteilt.
„Es kommen viele Familien aus umliegenden Orten, wo Kinder keine Möglichkeit haben, alleine zur Schule zu gehen. Da müssen Eltern mit dem Auto kommen, das wollen wir auch nicht abschaffen. Nur darauf aufmerksam machen, dass sie nicht direkt bis vor die Tür fahren müssen“, betont Stevens, „wir hoffen, dass die Eltern, wenn sie die Botschaft weiß auf rot lesen, etwas ändern.“
Und auch Bürgermeister Harald Zillikens richtet noch einmal den dringenden Appell an alle Eltern schulpflichtiger Kinder, die Eigenverantwortung zu fördern und Kinder zu Fuß, mindestens die letzten Meter, alleine gehen zu lassen: „Die Kinder lernen so nicht aktiv und selbstständig am Straßenverkehr teilzunehmen. So erleben sie den Verkehr ausschließlich vom Rücksitz eines Autos und entsprechende Erfahrungen bleiben aus. Die Kinder können das! Und die Eltern können das lernen!“ Die Stadt Jüchen prüft derzeit obendrein, ob wie in Hochneukirch ein Durchfahrtsverbot ab dem Bereich „Alter Sportplatz“ für die Zeit von 7 bis 8 Uhr angeordnet werden kann.