Verein „Oceanpure Solutions“ setzt sich auf Bali ein Mit Hilfe aus Jüchen wachsen Korallenriffe im Indischen Ozean

Jüchen · Was haben Jüchen und Bali gemein? Dank des Wissens von Michael Grigoriadis wachsen an beiden Orten Korallen. In Jüchen zwar „nur“ in den Meerwasser-Aquarien der Familie. Auf Bali hingegen sorgen der Jüchener und seine Mitstreiter des Vereins „Oceanpure Solutions“ für die Aufforstung von Korallenriffen im Indischen Ozean.

Michael Grigoriadis bei seinem ersten Besuch auf Bali.

Foto: Oceanpure Solutions

Er sei schon von klein auf von der Meereswelt fasziniert gewesen, verrät Michael Grigoriadis. Da verwundert es nicht, dass die Entscheidung, als er 2008 mit seiner Frau über die Anschaffung eines Aquariums sprach, auf ein Meerwasseraquarium mit Korallen fiel.

„So fing die Leidenschaft für diese Tiere an“, strahlt der Jüchener. Richtig gelesen: Tiere. Denn auch wenn ihr Aussehen es vermuten lässt, sind Korallen keine Pflanzen. Sie gehören zur Gattung der Nesseltiere und zeigen mit mehr als 5.000 Arten eine besonders große Vielfalt. Wie sich bald herausstellte, hat Michael Grigoriadis ein Händchen für die Aufzucht der exotischen Lebewesen. Sie wuchsen schnell und ließen sich mittels der so genannten „Fragmentation“ (dabei wird einer Koralle ein Teil abgenommen, dieser auf einen Stein geklebt und so eine neue Koralle herangezogen) sogar erfolgreich vermehren. Daher entschloss er sich, neben seinem Hauptjob beim Versicherungskonzern ARAG als Korallenzüchter und -händler aktiv zu werden.

„So habe ich mir ein riesengroßes Netzwerk aufgebaut und Menschen von Australien bis hin zur Karibik kennengelernt“, berichtet der 43-Jährige. So entstand schließlich auch der Kontakt zu Melvin Eisensteck aus der Schweiz. Beide merkten schnell, dass sie auf einer Wellenlänge liegen und gleiche Ziele vor Augen haben. Berichte vom Korallensterben und Korallenbleichen brachten sie zum Nachdenken. In beiden Männern wuchs daher der Wunsch, mit ihrem Wissen rund um die Korallenzucht zur Renaturierung von Korallenriffen beizutragen. Bald stand fest: „Wir können nicht immer nur reden, wir müssen auch anpacken.“

Weitere Mitstreiter in Form von Astrid Dali, Marc Koller und Kevin Duss waren schnell gefunden. Durch den Import von Korallen aus Indonesien bestand bereits ein sehr guter Draht zu den Menschen vor Ort, erklärt Grigoriadis. Und als die Gruppe mit ihrer Idee von der Renaturierung der Riffe auf sie zuging, hätten sie offene Türen eingerannt. So traten alle im September 2023 die Reise nach Bali an, um vor Ort zu schauen, wie ihre Idee in die Tat umgesetzt werden könne. Die erste persönliche Begegnung zeigte gleich: Die Chemie stimmt.

Festgeklebt auf Metallvorrichtungen bringen die Ehrenamtler die Korallenfragmente zum Wachsen ins Meer.

Foto: Oceanpure Solutions

„Wir hatten direkt eine besondere Harmonie und es fühlte sich an wie eine Familie“, strahlt der Jüchener Michael Grigoriadis. Mit vielen Plänen und noch mehr Tatendrang ging es schließlich für die Gruppe nach Hause und es wurde der Verein „Oceanpure Solutions“ um Präsident Melvin Eisensteck in der Schweiz gegründet. Der Verein, in dem Korallen-Experten und Meeresbiologen aus unterschiedlichen Ländern aktiv sind, machte sich dann direkt an die Umsetzung dreier Herzensprojekte: dem Schutz und Erhalt der Korallenriffe, der Beseitigung von Müll und der Aufforstung der Mangroven. Außerdem möchten die Mitglieder die Menschen vor Ort mit Ausbildungen im Tauchen und der Ersten Hilfe unterstützen.

Da ein besonderes Augenmerk von „Oceanpure Solution“ von Anfang an auf den Korallen liegt, verwundert es nicht, dass hier schon Beachtliches erreicht wurde. Sehr zur Freude von Michael Grigoriadis und seinen Mitstreitern konnten sie bereits um die 220 künstliche Riffe installieren und mit rund 10.000 Korallenfragmenten bestücken. Hinter diesen künstlichen Riffen verbergen sich Metallgestelle, so genannte „CoralCones“, an denen an Land die Korallenfragmente befestigt werden, bevor sie zu Wasser gelassen werden. „Die Wachstumsrate ist sehr schnell. Innerhalb unseres ersten Jahres sind die Korallen so gut gewachsen, dass sich sogar schon die Fischpopulation verbessert hat.“

Neben der Fragmentation arbeitet der Verein auch an der natürlichen Vermehrung von Korallen. In der vereinseigenen Korallenfarm, die dank eines Spenders aus der Schweiz errichtet werden konnte und direkt mit dem Meer verbunden ist, können tausende Korallen in einer idealen Umgebung laichen. Die Larven können so in einer sicheren Umgebung aufwachsen und haben eine deutlich höhere Überlebenschance als im Meer.

Mit Staunen blickt Michael Grigoriadis auf die ersten knapp anderthalb Jahre des Vereins zurück: „Das ist ein Wahnsinnstempo, wie sich alles entwickelt hat. Das müssen wir erst einmal begreifen.“ Aber nach wie vor sprudelt das Team von „Oceanpure Solutions“ nur so vor Ideen und arbeitet unermüdlich daran, seine Projekte voranzutreiben. Aus diesem Grund steht für den Jüchener Mitte des Jahres auch die nächste Reise nach Indonesien an. Alle Informationen zum Verein sowie Spendenmöglichkeiten gibt es unter www.oceanpure-solutions.ch.