Ausstellung von Schülern für Schülern in der Gesamtschule Jüchen Geschichte greifbar machen: „Alles begann mit Ausgrenzung! – Ist ,Nie wieder!‘ jetzt?“

Jüchen · 12 Prozent der 18- bis 29-Jährigen Befragten aus Deutschland haben das Wort Holocaust noch nie gehört. Es sind erschreckende Zahlen, die die „Jewish Claims Conference“ kurz vor dem 27. Januar veröffentlichte. Dem Tag, an dem vor genau 80 Jahren sowjetische Truppen die überlebenden Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz befreiten. Den Gedenktag nahm die Gesamtschule Jüchen zum Anlass, sich dem Thema in besonderer Weise zu widmen, und Geschichte greifbar zu machen.

Lehrerin Chiara Peruzzini (l.) und Lehrer Robin Weihbrecht (r.) vom „Team Courage“ mit Schülern der Jahrgangsstufe 10 nach dem Besuch der Ausstellung.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

„Alles begann mit Ausgrenzung! – Ist ,Nie wieder!‘ jetzt“? – unter diesem Motto stand eine Ausstellung, die von Schülern des Religionskurses der 10B, des Projektkurses Geschichte der 12. Jahrgangsstufe und dem Sowi-Zusatzkurs der Stufe 13 gestaltet wurde. Chiara Peruzzini, die mit ihren Kollegen Robin Weihbrecht, Jana Niewenhuizen und Christoph Schweitzer im Team Courage für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, aktiv ist, erklärt: „Die Demokratieerziehung ist uns ein besonderes Anliegen. Daher kam uns die Idee dieser Ausstellung von Schülern für Schüler.“

Die ganze Woche über war die Ausstellung im Forum der Gesamtschule aufgebaut, sodass alle Schüler ab Klasse 10 aufwärts die Chance bekamen, sie zu besuchen. Und schon beim Betreten der abgedunkelten Räumlichkeiten, in denen Plakate, Fotos und Co. mit Kerzen und einzelnen Spotlights in Szene gesetzt wurden, wurde spürbar: Mit Bedacht und viel Fingerspitzengefühl, aber auch Kreativität wurde das Thema Nationalsozialismus für die Mitschüler zugänglich gemacht.

Den ersten Teil der Ausstellung, in dem es allgemein um den Nationalsozialismus und das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ging, gestaltete der Sowi-Kurs unter anderem mithilfe eines KI-generierten Videos.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Den Anfang der Ausstellung hatte der Sowi-Kurs gestaltet. Dabei erfuhren die Besucher Allgemeines zum Nationalsozialismus und dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Hier kam sogar Künstliche Intelligenz zum Einsatz, mit deren Hilfe die Schüler ein Video generiert hatten.

Der zweite Teil behandelte das Thema „Kunst im Verbogenen“ – Kunst in Auschwitz –, dem sich die 10B gewidmet hatte. Zu sehen war unter anderem eine Auswahl von gezeichneten Portraits dort Inhaftierter, die ein gleichermaßen beeindruckendes wie bedrückendes Zeugnis des menschlichen Überlebenswillens unter schlimmsten Bedingungen sind.

Noch greifbarer wurde die Geschichte dann mit dem letzten Teil, den der Projektkurs aufgearbeitet hatte. Denn dort wurden einzelne Schicksale jüdischer Bürger aus Hochneukirch und Jüchen aufgezeigt. So erfuhren die Schüler beispielsweise, wie sich das Leben der Familie Falkenstein durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderte und welche Folgen der Terror für sie hatte.

Emil und Fara schauten sich die Ausstellung für die Schülerzeitung an.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

„Es ist krass, das alles zu sehen“, berichtet Emil, der sich die Ausstellung zusammen mit Mitschülerin Fara für die Schülerzeitung ansah. Diese ergänzt: „Ich finde es erschreckend, was die Leute durchmachen mussten.“ Besonders vom Schicksal der Familie Falkenstein aus Hochneukirch zu erfahren, hinterließ bei den Schülern einen bleibenden Eindruck. „Die Ausstellung war sehr informativ. Dadurch hat man einiges Neues zum Thema mitnehmen können“, erzählte Daniel. Doch die Ausstellung sorgte auch für Diskussion. So stimmte eine Schülerin zwar zu, dass es wichtig sei, über den Holocaust zu sprechen. „Aber nachdem man das Thema schon mehrere Jahre durchgenommen hat, ist man auch übersättigt.“

Sie ist der Meinung: Das Thema immer wieder aufs Neue durchzugehen, sei nicht das Entscheidende, sondern eher, wie man darüber spreche. Vielleicht war die Ausstellung da ein Schritt in die richtige Richtung.