Wevelinghovener Schützenfest Der letzte zweistellige Schützenkönig: „Die Hundert kann doch jeder!“

Wevelinghoven · Die Rosenbergers saßen während des gesamten Königs-Interviews über Eck am Kopf des Tisches und hielten sich an den Händen. Border-Collie „Sparrow“ döste zu ihren Füßen, während „Edelknabe“ Malte auf dem Sofa chillend einen der letzten Ferientage genoss. Königliche Harmonie strahlte auch aus den Antworten.

Ralf und Gabi Rosenberger mit Malte.

Foto: BSV

„Absolut null. Absolut nichts“, lautet so die glasklare Ansage auf die Frage, ob die beiden irgendwann im zurückliegenden Jahr mal bedauert hätten, sich auf das Königsspiel eingelassen zu haben.

Dabei war der Weg zum Königsschuss eher spontan: „Für mich tat sich die Lücke auf und ich bin einfach durchs Tor gegangen“, lacht Rolf Rosenberger. Er habe dabei schon immer Schützenkönig werden wollen. „Das ist die Erfüllung des Schützenlebens – wenn man die richtige Frau an der Seite hat“, postuliert er.

Nach Corona sei der eigentlich vorgesehene Kandidat ausgefallen. Da habe er mit den Kameraden beratschlagt und die Gattin angerufen. Weil er heuer zudem seine 40 Jahre im Gartenstadt-Regiment feiern kann, sei der Zeitpunkt allen passend vorgekommen. „Ich habe das Gefühl, über die Königs-Liste auch ein Stück weit in die Wevelinghovener Geschichte einzugehen. Außerdem bin ich nun der letzte zweistellige Schützenkönig“, betont er. Und fügt dann noch lachend an: 99 sei doch was Besonderes, „100 kann jeder.“

Border-Collie „Sparrow“ mit Herrchen und Frauchen. Eine echte Wohlfühl-Familie.

Foto: Rosenberger

Immerhin ist Ralf Rosenberger kein Unbekannter im Ort: Zusammen mit Heiko Moll hat er viele Jahre die Jugendarbeit in der örtlichen Pfarre organisiert: Gruppenabende und die monatliche „Disco“ gingen da auf sein Konto. „Daraus sind über die Jahre viele Züge entstanden. Und der Kreis von damals ist immer noch mein Freundeskreis“, betont er.

Dabei ist er sich sicher, dass er immer noch einen besonderen Draht zu den jüngeren Schützen habe. Zum Beweis führt er seine Krönung an, die „ein rauschendes Fest bis in die Morgenstunden“ gewesen sei – mit einer „kleinen, privaten Parade vor unserer Haustür“.

Ralf Rosenberger kann übrigens auch sticheln: „Das Durchschnittsalter in unserem Regiment ist gemessen an Stadtmitte um einiges geringer“, merkt er vielsagend an.

Und mit Zahlen kennt er sich als Finanzbuchhalter aus. Gattin Gabi ist übrigens Bilanzbuchhalterin. Was der Unterschied ist? „Das ist der Meisterbrief eines Buchhalters“, gibt er unumwunden mit einem hochachtungsvoll-lobenden Blick in Richtung seiner Königin zu.

Die kommt übrigens aus Waat und brachte eine erwachsene Tochter in die Ehe mit. Und sie kann auch herzliche Komplimente zurückgeben: „An der Seite meines Ehemannes tut es sehr gut, Schützenkönigin zu sein. Mit macht es Spaß, so in der Öffentlichkeit zu stehen. Man fühlt sich in der Gartenstadt viel geborgener.“

Die beiden sind in diesem Jahr übrigens seit zehn Jahren verheiratet. Ein weiterer Grund fürs königliche Spiel.

Gabi Rosenberger kam dabei eine besondere Ehre zu: Beim traditionellen Neujahrs-Schießen in Kapellen durfte sie den Wevelinghovener Bürger-Schützen-Verein an der Spitze der Delegation vertreten. „Der gesamte Vorstand war für eine Klausurtagung unterwegs und da musste meine Gattin ran“, erzählt Ralf Rosenberger voller Stolz.

Und was wird bleiben, wenn am Dienstag die Königsinsignien weitergereicht wurden? „Was ich mitnehme, sind die vielen Leute, die ich ganz neu oder auf ganz andere Art kennengelernt habe“, blickt Ralf Rosenberger in die Zukunft.

Apropos Zukunft: Die ist für Sohn Malte klar: „Wir haben jetzt erst mal zehn Jahre Pause“, kommentierte er munter. Also ein Comeback auf dem Schützenthron? Nein! Oder vielleicht doch? Mal abwarten – vielleicht tut sich irgendwann mal wieder eine Lücke auf ...

(Gerhard P. Müller)