„Pink Floyd“ & Gott: Borries´ Podcast wirkt
Elfgen · „Die Welt hat nicht auf mich gewartet“, sagt Christoph Borries, seines Zeichens Berufsschul-Pfarrer an den Berufs-Bildungs-Zentren des Kreises, und lacht...
Und dann liefert er die Erklärung nach: Als er sich als junger Mensch entschlossen habe, in der evangelische Kirche Pfarrer zu werden, habe er geglaubt, die Welt, mindestens aber die Kirche, verändern zu können. „In einer Gemeinde wäre ich aber nie glücklich geworden. Und die nicht mit mir“, erzählt er. „Gemeinde“ sei ihm zu unflexibel. Deshalb habe er sich schnell entschlossen, Berufsschul-Pfarrer zu werden, um mit jungen Leuten, die oft nur eine „Defizit-Erfahrung“ mit der Kirche hätten (Unwissen, Verbote und allzu strenge Gottesdienste), über den Glauben zu sprechen, gemeinsam um ihn zu ringen.
Als dann Corona das Land lahm legte, startete er mehr zufällig seinen Podcast „7 Tage 1 Song“. Sein Ziel: „Die stabilisierende Kraft, die der Glauben der Christen haben kann, so verpacken, dass er bei den Menschen ankommt.“
Da er zugleich als Feuerwehr-Seelsorger in der Nachbearbeitung von traumatischen Einsätzen unterwegs ist, ahnte er früh, dass ein Lockdown, dass eine Isolierung immer eine Krisen-Situation bedeute. Er wollte per Internet Kontakt halten. Deshalb mailte er seine ersten Podcasts an alle ihm bekannten Adressen. Schnell aber wuchs die Zahl der Zuhörer.
Inzwischen sind es über Webseite, Instagram und Spotify 4.000 pro Woche. Über die Jahre kann Christoph Borries 360.000 Aufrufe vorweisen. Mehr noch: Bei den offiziellen Podcast-Charts schaffte er es in der Kategorie „Glaube und Spiritualität (christlich)“ ein paar mal unter die ersten fünf. Und bei Spotify taucht er in den „Top fünf Prozent“ der am häufigsten besuchten Podcast auf.
„Ja, da gab es natürlich auch schon Werbeanfragen“, lacht er der Pfarrer. Aber nicht nur wegen GEMA & Co will er auch weiterhin nicht-kommerziell bleiben.
Das „7 Tage 1 Song“ ein Erfolg sind, wundert Borries nicht: Auch mit seinen Schülern (und Freunden) würde er viel über Musik und Clubs reden.
Genau das tut er auch in seinem wöchentlichen Podcast: Er teilt seine Gedanken zu einem Song mit, sucht Bezüge in Alltag und Glauben. Dabei gehe es ihm um „Halt und Orientierung, nicht um Missionierung“. Gott müsse nicht in jedem Beitrag auftauchen...
Aktuell findet sich auf der Webseite ein Podcast zum „letzten Traum“ von Tony Marshall. Ein Lied, das er kurz vor seinem Tod aufgenommen hat und in dem sich der „Stimmungssänger“ mit dem nahen Ende befasst. „Was gibt uns Kraft, ist doch eine Frage die uns alle beschäftigt“, betont Christoph Borries, der am kommenden Dienstag den 50. Geburtstag von „Pink Floyds“ Album „Dark Side Of The Moon“ würdigen will.
In den Songs gehe es um Zeit, Geld, Atem oder das „Wir und Sie“. Oder um die Frage: Was macht das Miteinander aus? „Viele Fragestellungen haben sich in den 50 Jahren gar nicht geändert“, so der Berufsschul-Pfarrer.
Gemeinsam mit Pfarrer Sebastian Schmidt macht er im Podcast die Entfremdung zum Thema: „Wir reden nicht mehr miteinander, sondern richten den Zeigefinger aufeinander und erheben Vorwürfe. Das verhindert Kommunikation. Dadurch schmieren wir alle ab. Dadurch geht die Gesellschaft kaputt.“ Mit „7 Tage 1 Song“ will Borries auch weiterhin dagegen halten.