Freiwillig im Flüchtlingscamp: Frauen eine Stimme geben
Rommerskirchen · Andrea Koltermann hat im August 15 Tage als Freiwillige in einem Flüchtlingscamp in Griechenland gearbeitet. Sie berichtet dem Erft-Kurier, wie sie dort Frauen unterstützt hat. Und wie sehr sie die Zeit geprägt hat.
Denn ihr Engagement ist noch lange nicht beendet.
Der Entschluss direkt vor Ort zu helfen, kam Koltermann, als sie beruflich unterwegs war. Als Sprechtrainerin hielt sie einen Vortrag zum Thema "Frauen eine Stimme geben" und kam dann im Gespräch auf die Frage, wo man Frauen eine Stimme geben könne.
Eine Bekannte erzählte ihr von einer Organisation, die für Flüchtlingscamps arbeitet. "Und dann war alles ganz spontan. Im Juni hatte ich noch nicht mal die Idee, im Juli habe ich alles gebucht und im August war ich vor Ort", berichtet sie.
"Vor Ort" war in ihrem Fall ein Camp auf dem griechischen Festland, knapp eine Stunde von Thessaloniki entfernt. Damit hatte die 47-Jährige noch Glück, denn bei dem Lager handelt es sich um ein sehr sauberes — kein Vergleich zu den Auffanglagern nahe Lesbos.
Und dennoch ist das Leid auch hier spürbar. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, was die Menschen alles Schlimmes erlebt haben. Die Kinder können nicht spielen, das müssen sie alles erst einmal lernen", berichtet Koltermann.
Denn statt zu spielen, lernen oder malen, haben sich die Mädchen und Jungen in ihrer Heimat mit dem Krieg auseinandersetzen müssen.
Im Camp hat Koltermann versucht, ihnen eine unbeschwerte Zeit zu bereiten. Außerdem hat sie beim Englischunterricht für die Erwachsenen geholfen. Besonders Frauen nutzten gerne die Chance und Koltermann rückte so ihrem Ziel, ihnen wieder eine Stimme zu geben näher: "Sie lernen neu zu kommunizieren und das ist wichtig, um gehört zu werden. Die Frauen und Mädchen lernen so erstmal, dass es wichtig ist, was sie zu sagen haben."
Alles bereitet auf ein Leben nach dem Camp vor, doch bis das so weit ist, dauert es mitunter mehr als zwei Jahre. Eine schreckliche Situation für die Familien, im Ungewissen leben zu müssen. Niemand weiß, wann er wo ein neues Zuhause finden soll.
Bis dahin leben die Flüchtlinge in zweckmäßig eingerichteten Containern oder in großen Hallen, in denen bis zu 100 Menschen Unterschlupf finden. Im Camp, das ein richtiges kleines Dorf geworden ist, können die Bewohner im Second-Hand-Shop Anziehsachen kaufen oder sich mit Lebensmitteln eindecken.
Alles steht unter dem Motto, dass die Menschen zur Hilfe zur Selbsthilfe angeleitet werden. Trotz der widrigen Umstände und den schlimmen Dingen, die die Bewohner erlebt haben, hat Koltermann die Stimmung als sehr angenehm empfunden. Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft untereinander standen nämlich auf der Tagesordnung.
Das Geld für den Aufenthalt, rund 1.000 Euro, hat Koltermann aus eigener Tasche gezahlt. Ihre Hilfe endet übrigens nicht mit dem Aufenthalt in Griechenland.
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