Bürger-Initiativen wieder einmal vor einer Annäherung?
Kapellen · Seit 1961 findet sich die L 361 n als gestrichelte Linie auf Karten des Stadtteils Kapellen wieder. Die Umgehungsstraße galt als das Mittel zur Verkehrsentlastung des Ortskerns. Das Bauvorhaben wurde aber bisher nie umgesetzt.
Doch nun soll es seit langem wieder vorangetrieben werden. Das Land will das 17,6 Millionen schwere Projekt finanzieren.
Das Kontroverse: Die geplante Straße verläuft durch das örtliche Natur-/Landschaftsschutzgebiet, durch die Erft-Aue. Die aufgeheizte Debatte um die Zukunft des Naherholungsgebiets am Erft-Ufer spaltet die Bevölkerung von Kapellen in zwei Lager.
Im Fokus stehen zwei Bürgerinitiativen: „Pro-O“ (pro Ortsumgehung) und das Aktionsbündnis „Nein! zur L 361 n“ um den Verein „Rettet die Erft-Aue“.
Die Jusos im Südkreis haben, unter der Organisation von Dana Wolter (Juso und Anwohnerin der Neusser Straße), beide Initiativen erstmals an einen Tisch geholt. „Bei Kaffee und Käsebrötchen haben die Jusos die Argumente beider Initiativen auf Herz und Nieren geprüft und gegeneinander abgewogen“, Martin Wosnitza, Pressebeauftragter der Jung-Sozialisten im Südkreis.
Sein überraschendes Fazit: „Unterm Strich ist man sich verblüffend einig und es besteht Grundlage für Zusammenarbeit!“
„Die Argumentationstiefe und das Know-How der beiden Initiativen ist beachtlich“, so Wolter. Und weiter: „Über Quell-, Ziel und Durchgangsverkehr, Stickoxidgrenzen, überörtliche Verkehrsplanung und Straßenwidmung wurde geredet. Was bleibt sind zwei in etwa gleichermaßen zweckmäßige Alternativen, die in Sachen Umweltverträglichkeit, Dauer der Fertigstellung und Kosten sinnvoll gegeneinander abgewogen werden müssen. Beide Initiativen möchten nun eine gemeinsame Faktenlage zum Wohle Bürger schaffen. Das ist noch ein weiter, aber bestimmt auch ein lohnender Weg.“
„Ich glaube das Frühstück wurde von allen Seiten als gewinnbringend erachtet und das wahrscheinlich nicht nur wegen des Kaffees“, scherzt Christian Conrads, Juso-Vorsitzender im Südkreis.
Aber Conrads ernst weiter: „Ich bin davon überzeugt, dass das Gespräch ein neuer Startpunkt für eine konstruktive Diskussion rund um das sehr komplexe Thema L 361 n sein kann. Ich gehe mit einem guten Gefühl aus diesem Frühstück, da es wieder gezeigt hat, dass es durch die Diskussion der Sache jenseits anderer Interessen, zu einer Annäherung einer von Allen akzeptierten Lösung kommen kann.“
-ekG.