Umbau der Erft geht weiter: Sie soll sich „breit“ machen
Kapellen · Die Erft soll, muss renaturiert werden. Die Meinungen der Bürger gehen auseinander: Viele sehen die Umgestaltung hin zu einem naturnahen Gewässer positiv, einige nahe Anwohner der Erft haben Sorge vor einer nachteiligen Veränderung für ihr persönliches Grundstück. Kürzlich referierte Dr. Dietmar Jansen vom Erft-Verband auf Einladung der örtlichen CDU in Kapellen.
„Was wird aus der Erft?“ Das fragte der CDU-Ortsverband Kapellen und führte zu diesem Thema einen Bürgertreff durch, der von mehr als 70 interessierten Bürgern besucht wurde.
Nach der Begrüßung referierte Dr. Bernd Bucher, Bereichsleiter „Gewässer“ des Erft-Verbandes in Bergheim. Die Erft erreicht derzeit von ihrer Quelle bei Nettersheim in der Eifel bis zu ihrer Mündung in den Rhein bei Grimlinghausen eine Länge von ungefähr 110 Kilometern. Doch in den nächsten Jahrzehnten wird sich einiges verändern.
Die Gründe hierfür liegen zum einen in der „Europäischen Wasser Rahmen Richtlinie“ und zum anderen in der Tatsache, dass der Braunkohleabbau des RWE immer mehr nach Westen wandert, da dort noch Kohle zu fördern ist.
Das bei Spaziergängern, Radlern, Kanuten und Anglern beliebte Erholungsgebiet Erft wird sich daher vollkommen verändern. Bucher und sein Mitarbeiter Hartmut Hoevel zeigten hierzu einige Planskizzen und beschrieben die Vorgehensweise des Verbandes.
Im Rahmen des „Perspektivenkonzepts Erft-Umbau 2045“ zeichnet der Erft-Verband dafür verantwortlich, dass die Erft ihr früheres, natürliches Gesicht zurück erhält. Der Ausbau der Erft in einen Kanal zur Entwässerung der Tagebaue soll nahezu komplett rückgängig gemacht werden. Nach dem Abschluss dieser Maßnahmen zur Renaturierung wird die Erft rund zehn Kilometer länger sein als heute. Die Wasserfläche erhöht sich bei den Maßnahmen um 50 Hektar, die geplanten Auenflächen werden sogar weitere 200 Hektar ausmachen.
Das Konzept wurde im Jahr 2005 aufgestellt; aus ökologischer Sicht werden die Maßnahmen aber erst 2100 abgeschlossen sein. Dann soll der Fluss sein starres Korsett verlassen haben und mäandernd in vielen Schlingen und auf deutlich größerer Fläche durch die Landschaft fließen.
Gleichzeitig steigt auch das Grundwasser langsam wieder an, da der Tagebau Garzweiler nach Westen wandert, aber beim Erft-Umbau – so Dr. Bucher – soll auf den Häuserschutz geachtet werden.
Der Umbau der Erft im Stadtgebiet von Grevenbroich beginnt in den späten 20er Jahren. Dann wird auch bereits wesentlich weniger Wasser durch die Erft fließen als die 10.000 Kubikmeter von heute: 2,5 Kubikmeter pro Sekunde werden es nur noch sein.
Speziell in den Erft-Abschnitten bei Wevelinghoven und Kapellen sind deutliche Veränderungen geplant (siehe Skizze). Jansen machte aber sehr deutlich, dass der Erft-Verband an möglichst einvernehmlichen Lösungen interessiert ist, allein schon deshalb, weil die Umsetzungszeit sich sonst durch eventuelle Rechtsstreitigkeiten unnötig in die Länge ziehen könnte. Es wurde auch deutlich, dass die Umgestaltung der Erft mit den Planungen für die L 361 n kompatibel, aber auch nicht davon abhängig ist, so Janßen, Schriftführer des Ortsverbandes.