Verbote, Ampelzeiten oder Tempo 30: Wie hält man Laster aus dem Ort raus?
Barrenstein · Barrenstein ist ein beschauliches Örtchen, geprägt von zwei sich kreuzenden Straßen, in dem man eigentlich nur Anliegerverkehr vermuten sollte. Die Realität sieht anders aus: Jede Menge Schwerlastverkehr zwängt sich durch die schmalen Straßen, versetzt Mütter und alte Leute mit Rollator in Angst und Schrecken.
Die Politiker haben ganz unterschiedliche Lösungen auf Lager. Und werfen dem jeweiligen Gegner Fehleinsichten vor.
Ratsherr Leo Oehmen (UWG) verweist immer wieder auf die besonderen Schmalstellen an Wevelinghovener und Muchhausener Straße, auf denen er kaum stehen kann. Den Fahrtwind vorbei-sausender Pkw spürt man dort unmittelbar. Laster und Schwertransporte können jeden (nicht nur Mütter mit Kinderwagen) in Angst und Schrecken versetzen.
Natürlich gibt es jeweils eine gegenüberliegende Straßenseite, die dann auch breiter ist. Nur: Dafür müsste man die Straße queren und in ganz Barrenstein gibt es nur einen Fußgängerüberweg ...
„Rund um Barrenstein gibt es genug Autobahnen, Bundes- und Landstraßen, die auch für Schwerlastverkehrt ausgebaut sind. Die müssen wirklich nicht durch den Ort fahren“, ereifert sich Oehmen.
Doch die Mautgebühren und die Suche der Brummi-Fahrer nach gebührenfreien Strecken stehen dagegen. Mit der neuen Maut-Säule an der B 59 sei der Verkehr in Barrenstein noch mal angestiegen. Jetzt kämen sie am Tierheim entlang und an Oekoven vorbei, um ein paar Kilometer Maut zu sparen, so Oehmens weitere Beobachtung.
Für ihn steht fest, dass dem Schwerlastverkehr die Durchfahrt knallhart verboten sei muss. „Die gelben Hinweisschilder am Industriegebiet-Ost und vor der ,Hydro’ reichen einfach nicht aus.“
Bürgermeister Klaus Krützen hatte jüngst darum geworben, bei der Sanierung der Eisenbahnbrücke zwischen Barrenstein und Allrath die Durchfahrtshöhe weiterhin beschränkt zu halten, um zumindest so indirekt Laster vom Abkürzen abzuhalten. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke hält das aber für den falschen Weg. Die „Deutsche Bahn“ müsse sich bei ihren Sanierungen schon an Vorschriften halten, merkt er an. Und verweist auf die Ampelschaltungen aus dem Industriegebiet heraus in Richtung Auffahrt auf die A 540, die allesamt nutzerunfreundlich seien. Bis zum besagten Kreisverkehr stehe man gleich mehrfach. Eine intelligente Taktung könne Zeit sparen und einiges an „Abkürzern“ in Barrenstein vermeiden helfen.
Einen ganz anderen Weg wollen die Sozialdemokraten im Grevenbroicher Rat einschlagen: Sie hatten sich eh dafür ausgesprochen, in Sachen „Tempo 30 für die ganze Stadt“ einen Testlauf in einem Ortsteil zu machen.
Hierfür haben sie nun Barrenstein auserkoren, um sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Wenn im gesamten Zwei-Straßen-Dorf nur noch 30 gefahren werden darf, dürfte sich das Abkürzen nicht mehr lohnen, die Bürgersteig-Benutzer wären sicherer und handfeste Ergebnisse für den Testlauf könnten auch gesammelt werden.
Das „Wie“ ist den Barrensteinern relativ einerlei, sie wollen ruhiger über die Straße kommen.
Gerhard Müller