„Jetzt ist der Norden dran“ Kehrtwende in Sachen Flüchtlingsunterkünfte?
Grevenbroich · „Da sind einigen die Kinnladen runtergefallen“, kolportiert ein Ratsmitglied aus der jüngsten nicht-öffentlichen Sitzung des Rates. In Sachen Flüchtlingsunterkünfte habe die Verwaltung eine Kehrtwende angekündigt: Das von der Politik beschlossene Konzept der vielen kleinen Standorte sei „in die Tonne gekloppt worden“.
Die Verwaltung schlage nun eine Zentralisierung, eine Beschränkung auf drei, vier Standorte vor. Im vom Rat beschlossenen Konzept seien kurzfristig sieben, langfristig 15 über die Stadt verteilte neue oder zu erweiternde Standorte vorgesehen gewesen.
Als Grund werden die Kosten angeführt, speziell die Gelder, die dann an mehreren Orten in Security und Sicherheit investiert werden müssten (angeblich bis zu 500.000 Euro pro Flüchtlingsunterkunft im Jahr).
An den neuen, von der Verwaltungs ausgeschauten Orten sollen jeweils 100 bis 240 Flüchtlinge Unterkunft finden.
Das, womit die Politik offensichtlch nicht gerechnet hat: Im Visier der Planer im Rathaus befinden sich Flächen in Kapellen, Neukirchen, Hemmerden und auch in der Grevenbroicher Stadtmitte.
„Die Begründung: die südlichen Stadtteile seien schon überlastet. Jetzt müsse der Norden seinen Teil leisten“, kommentiert das Ratsmitglied, das besorgt anfügt: „Damit schafft man nur viel Gegenstimmung.“
Am 20. September soll es nun eine Sondersitzung des Haupt-Ausschusses geben, in der die Verwaltung ihre Vorschläge und Planungen noch einmal konkretisieren will. Endgültig beschließen soll der Rat dann im Oktober.
„Eigentlich will ich aktuell nichts zu diesem Thema sagen“, wehrt Bürgermeister Klaus Krützen die Erft-Kurier-Frage ab, schiebt dann aber dennoch nach: „Wir wollen im Haupt-Ausschuss einen Vorschlag unterbreiten, wie wir mit den Zahlen (der zugewiesenen Flüchtlinge; Anmerkung der Redaktion), die sich dramatisch entwickeln, umgehen.“
Nicht nur, so führt er weiter aus, die Stadt Grevenbroich sei „mit ihren Kapazitäten am Ende angekommen“.
Bund und Land müssten „den Kommunen am Ende einfach mehr helfen“, lautet denn auch Krützens klare Forderung, die er auch schon in der Vergangenheit des Öfteren zu Gehör gebracht hat. Die weiteren Beratungen werden sicher spannend.
Gerhard P. Müller