Brügge zum (Struktur)-Wandel Katzenvideos, schneller Strom und weniger Wind
Grevenbroich/Roki · m großen Kurier-Interview mit Kreisdirektor Dirk Brügge ging es auch um drei große wirtschaftliche Themen.
Die „Frimmersdorf GmbH“: „IT-NRW“ hat an seinem aktuellen Standort in Düsseldorf ein Problem: Das Gelände ist nachträglich zum Überschwemmungsgebiet erklärt worden. Dirk Brügge: „Die technischen Voraussetzungen sind alle vorhanden, um IT-NRW in den Kraftwerksgebäuden in Frimmersdorf unterzubringen.“
Land, Rhein-Kreis und Stadt arbeiten derzeit Hand in Hand, um einen Investor zu finden. Das entsprechend notwendige Verfahren sei in der Vorbereitung.
Die Gründung der „Frimmersdorf GmbH“ sei beschlossen. Diese sei notwendig, um die öffentliche Hand vor etwaigen Risiken zu schützen, um Gewinne für den Investor zu ermöglichen und um die Grundstücke im Zugriff der öffentlichen Hand zu behalten.
Brügge wörtlich: „Bis Sommer 25 soll das Konstrukt stehen. 2030 kann IT-NRW dort eingezogen sein.“
Der Hyper-Scaler: Als Andreas Pinkwart Landesminister war, wurde eine Studie erarbeitet (Dirk Brügge war damals daran beteiligt), die besagte, dass Rhein-Kreis und Rhein-Erft-Kreis genau an einer besonders wichtigen Schnittstelle im europäischen Hochleistungsstrom- und Datennetz liegen. „Vier Monate später hat sich Microsoft gemeldet, um bei uns seine Hyper-Scaler zu errichten“, so Brügge.
Dort findet nichts anderes statt als das „Hosten“ von Daten in Großrechnern. Oder mit anderen Worten: Jedes Katzenvideo und jeder „facebook“-Post muss ja irgendwo sicher abgelagert werden.
Dass die Planungen im Nachbarkreis inzwischen weiter fortgeschritten sind als in Grevenbroich, hat einen einfachen Grund: Zuerst war nämlich eine Fläche in der Rekultivierung vorgesehen. Von der seien die Chefs von Microsoft aber nicht überzeugt gewesen („Kennen wir nicht, wollen wir nicht“).
Weil es auf der A 46 wieder einmal einen Stau gab, musste Dirk Brügge über Land fahren und so sah er das riesige Gelände gegenüber der damaligen „Lidl“-Baustelle. Sofort habe er Bürgermeister Klaus Krützen angerufen und gefragt: „Was hältst Du davon?“
Dann sei man das Projekt „neuer Standort“ gemeinsam angegangen. Und jetzt kann man sich Hoffnung machen: „Was ich wahrnehme, sind die Chefs von Microsoft sehr fein mit der neuen Fläche. Wir wissen aber, wie es ist, erst wenn die Verträge unterschrieben sind“, schränkt Brügge noch vorsichtig ein.
Was feststehe, sei aber, dass die „Hyper Scaler“ andere Unternehmen, die für Arbeiten kürzeste Latenzzeiten bräuchten, anziehen würden.
Nachsatz: „Microsoft“ bestehe auf „tatsächlich grünem Strom“, der via Hochgeschwindigkeitsleitungen von den Offshore-Windrädern in der Nordsee über dem Konverter in Meerbusch zu den drei Standorten im Umfeld der „Grube“ geleitet wird.
Windkraft aus dem „Muhrental“: „Ich kann verstehen, dass die Rommerskirchener sagen, so wie im Regionalplan eingezeichnet geht das nicht“, macht Kreisdirektor Brügge im Gespräch deutlich. Aber er fügt auch an: „Zu versprechen, dass alle Flächen weggenommen werden, wäre unredlich. Das mache ich nicht. Da muss man dann mit Rückgrat in die Diskussion eintreten.“
Grundsätzlich ist er davon überzeugt, dass es nach Vorlage der Einwendungen und deren Bewertung (in etwa zwei Monaten) noch zu Veränderungen in den Planungen kommen werde. Das beträfe neben Rommerskirchen auch Jüchen, Korschenbroich, Viersen und den Reichswald bei Wesel. Und da sei er sich auch mit SPD-Vertreter Rainer Thiel einig.