Nutria-Plage am Jüchener Bach Erft-Verband erhöht die „Schwanz-Prämie“

Gierath · Ende April war Bürgermeister Harald Zillikens vor Ort bei den Anliegern des Jüchener Bachs, die unter der immensen Nutria-Plage leiden. Ende Mai teilte er ihnen schriftlich mit, was im Rathaus besprochen und beschlossen wurde. Jetzt, am Ende des Junis, haben viele Anlieger resigniert: „Nichts ist passiert“, seufzt Wortführerin Anna Zimmermann. Ganz im Gegenteil: Jetzt tummeln sich auch noch Ratten in den Gärten. Und sogar eine Bisamratte wurde mit den Nachtbild-Kameras nachgewiesen.

Nacht für Nacht halten die Zimmermanns mit einer Spezialkamera fest, wie die Nutrias ihren Garten heimsuchen. Hier ein besonders fettes Exemplar.

Foto: Zimmermann

Die Anlieger des Jüchener Baches in Gierath gehen übrigens davon aus, dass in den unterirdischen Höhlen der Nutrias längst der neue Wurf heranwächst, der dann spätestens in ein paar Wochen auch des Nachts auf Nahrungssuche ausschwärmen wird. Wobei die wohlgenährten Nager mittlerweile schon in den frühen Abendstunden unterwegs sind: Eine Mieterin der Familie Brentjes wollte sich gegen 18 Uhr Spinat aus dem kleinen Gewächshaus holen, als sie sich einem Nutria gegenüber sah.

„Da kann man die Enkel auch tagsüber nicht mehr in den Garten lassen“, ärgert sich Zimmermann. Undenkbar, wenn die 14 beziehungsweise 15 Monate alten Enkelkinder so einem Nager gegenüberstehen würden …

Der Aufenthalt in den Gärten ist sowieso nicht mehr das pure Vergnügen. Zu den Nutrias hat sich inzwischen nämlich auch eine Rattenplage eingestellt. Anna-Maria Zimmermann: „Wir bekommen von der Gemeinde Gift gegen die Ratten, das wir auslegen sollen.“ Allerdings bleibe die Entsorgung der erwischten Tiere (die dann oft tot im Bach treiben) wieder einmal an den Anrainern hängen. Zu allem Überfluss wurden jetzt auch noch Bisamratten gesichtet, die als Krankheitsüberträger bekannt sind. Und die sich gnadenlos durch alle Wurzeln fressen.

Anna-Maria Zimmermann sieht den Willen der Stadt, ihnen gegen die Nutria-Plage zu helfen. Die Ergebnisse seien aber noch mager.

Foto: KV/Gerhard P. Müller

Gegen die Nutrias stellen Zimmermann & Co. immer noch die Lebendfallen auf. Die geschnappten Nager werden dann von einem Jäger erschossen und entsorgt. „Die Bejagung mit Lebendfallen ist in Ihrem Fall die einzige effektive Methode, um die weitere Vermehrung schnell und nachhaltig einzudämmen und um weitere Schäden zu verhindern“, betont Bürgermeister Harald Zillikens in seinem eingangs erwähnten Schreiben. Und er fügt an: „Die Jäger sind dabei strikt angehalten, den Tier-, Natur- und Artenschutz sowie das Jagdrecht zu beachten.“

„Das habe ich immerhin erreicht, dass die Schwanz-Prämie von 4,70 auf 9,70 Euro erhöht wurde“, kommentiert Zimmermann bitter. Diese Fangprämie zahlt der Erft-Verband übrigens für jedes fachlich erlegte Tier. Außerdem wurde der zuständige Ansprechpartner bei diesem Verband ausgetauscht. Zillikens bedauert ausdrücklich, dass der „Kontakt zum Erft-Verband problematisch“ gewesen sei und verspricht, dort jetzt wieder auf Kooperationsbereitschaft zu stoßen.

Immerhin sollen die Schäden an der Uferböschung (nach einer erfolgreichen Eindämmung der Nutria-Population) behoben werden. Man will den Anliegern sogar die Möglichkeit geben, einen Zaun zum Jüchener Bach hin zu setzen. Anna Zimmermann wendet allerdings ein: „Wie sollen das die über-80-jährigen Nachbarn bewältigen?“ Immerhin müssten diese Zäune, wenn sie wirklich schützen sollten, tief in die Erde versenkt werden. „… und natürlich ginge das nur auf eigene Kosten“, so die engagierte Bürgerin.

Insofern fällt ihr Resümee auch nicht allzu gut aus: „Was ist geregelt? Gar nichts ist geregelt. Wir müssen alles machen…“