Hobby-Autor aus Jüchen mit besonderem Blickwinkel Von prima Genen bis zum Hierarchieverhalten: Willi Bungartz geht der Biologie in Märchen auf die Spur

Jüchen · Biologie war schon immer Willi Bungartz Steckenpferd. Er entschied sich, Biologie fürs Lehramt für Sonderpädagogik zu studieren, landete aufgrund des Lehrerüberschusses der damaligen Zeit letztendlich aber in der IT-Branche. Die Biologie hat ihn jedoch nie ganz losgelassen und so teilt er sein Wissen, seine Ansichten nun in selbstverlegten Büchern mit seinen Mitmenschen.

Hobby-Autor Willi Bungartz mit seiner Tochter Josi.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Einer seiner Lehrer sagte einmal: „Von Natur aus ist der Mensch Natur.“ Das habe Willi Bungartz geprägt: „So bin ich durchs Leben gegangen.“ Und wie entstand schließlich die Idee, über seine Ansichten zu schreiben? „Ich habe Zeit“, lacht er, „ich schreibe nicht, um damit reich und berühmt zu werden. Es geht mir um die Sache, dass Menschen über das Thema lesen und darüber nachdenken. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen auch, weiterzukommen.“

Der 63-Jährige orientiert sich bei seinen Analysen insbesondere an der modernen Primatologie – der Forschung von Primaten –, der Verhaltensforschung sowie der Genetik. Parallelen zum Tierreich werden immer wieder gezogen und ein immer wiederkehrendes Thema ist das Hierarchieverhalten, dass wir mit anderen Lebewesen auf unserem Planeten, die auch sozial zusammenleben, teilen, aber im Vergleich am besten ausgestaltet hätten.

„Mir geht es darum aufzuzeigen, dass unser alltägliches Leben, alltägliches Denken, Handeln, unsere Gefühle, Psyche und Entscheidungen normalerweise etwas mit unserer Biologie zu tun haben“, so Bungartz. Der Mensch habe zwar Freiheit in seiner Entwicklung, aber an „die große Freiheit des Menschen“ glaube er nicht, habe sie auch noch nicht gesehen. Als höheren Primaten sei uns eine Verhaltensbiologie zu eigen und vieles sei durch unsere Genetik quasi vorgegeben. „Das ist nichts Neues, aber dieses Gedankengut hat sich nie richtig durchgesetzt“, erklärt der Jüchener.

In seinem ersten Buch „Wir und unsere Biologie“ setzte er sich intensiv und eher sachlich mit dem Thema auseinander, wie die Biologie unseren Alltag bestimmt. Sein neuestes Werk „Unsere Märchen und unsere Biologie“ hingegen sei etwas lockerer geschrieben und für die breite Masse durch den Bezug zu bekannten Märchen vielleicht ein einfacherer Zugang zu dem Thema: „Dieses Buch beschäftigt sich mit unserer Verhaltensbiologie/Biologie, die man auch in Märchen findet.“

Hauptsächlich Märchen der Gebrüder Grimm, aber auch aus „1001 Nacht“, China, Afrika und Indien hat er sich dafür vorgenommen. Doch wo genau findet Willi Bungartz beispielsweise Aspekte der Biologie in den Geschichten? „Viele von Grimms Märchen handeln von Prinzessinnen. Wie werden sie beschrieben? Sie sind jung, wunderschön wie die Sterne, wunderschön wie eine Rose und wenn sie im Märchenbuch dargestellt werden, haben sie lange, tolle Haare. Das ist unsere Biologie, biologische Ideale, prima Gene, ein attraktiver Fortpflanzungspartner“, bringt er auf den Punkt.

Ein weiteres Beispiel sei der soziale Aufstieg, der immer wieder Thema ist: Jemand aus einfachen oder armen Verhältnissen steige auf in den Hierarchien der jeweiligen Gesellschaft und bekomme nach harten Prüfungen die ideale Prinzessin und das halbe Königreich als Territorium. Bungartz: „Besonders die Märchen der Brüder Grimm haben oft etwas mit unserem Hierarchieverhalten zu tun.“

Und da Willi Bungartz immer und überall den Bezügen zu unserer Biologie auf den Grund geht, steckt er schon mitten in der Arbeit für sein nächstes Buch: „Es handelt von Harry Potter und unserer Biologie.“ Die Idee dazu stamme von seiner Tochter Josefine, die großer Fan des Zauberers ist, und ihren Freunden. Fleißig unterstützt die Zwölfjährige ihren Vater bei der Arbeit zu Buch Nummer drei, schaut mit ihm aufmerksam die Filme und sucht passende Szenen heraus. Als einer der größten Fans von Willi Bungartz Werken freut sie sich schon sehr auf das fertige Ergebnis und sagt mit einem Strahlen: „Ich bin stolz auf meinen Vater!“