Ein Gastbeitrag von Pfarrer Horst Porkolab Weihnachten eingedenk des i-Tüpfelchens feiern!
In einem Gastbeitrag zum Weihnachtsfest wendet sich der evangelische Pfarrer Horst Porkolab an die Leser des Top-Kuriers.
Liebe Leserinnen und Leser,
jedes Jahr wird auf dem Jüchener Markt eine stattliche Tanne aufgestellt, danach mit Lichterketten bestückt und schließlich zu ihren Füßen ein Krippenumriss installiert. Kommt dann der Start in die Adventszeit, versammeln sich zahlreiche Menschen, um dem großen Anknipsen der Lichter beizuwohnen. Essen, Getränke und Begegnungen tragen zu fröhlicher Athmosphäre bei. Für ein paar Stunden scheint das Alltagsgrau vergessen zu sein. Die Anwesenden genießen das geschaffene Ambiente, erhalten frühe Weihnachtseinstimmung.
Es ist eine gute Sache, für die Bürger etwas auf die Beine zu stellen, das Gemeinschaft ermöglicht und fördert. Gut ist, wenn man neue Ideen umsetzt, um positive Impulse zu geben. Begrüßenswert, wenn Gelegenheit geschaffen wird, dass Menschen etwas Gutes erfahren in einer Welt der großen Fragen und Konflikte. Eine Veranstaltung wie das Anknipsen auf dem Markt, mit anschließendem Zusammensein bei Gaumenfreuden und weihnachtlichen Melodien lässt die Hoffnung wachsen, dass es doch noch gut weitergehen wird.
Irgendetwas fehlt mir bei alledem. Etwas, das an diesem Ort natürlich nicht produziert werden kann und werden will: die wirklich echte Weihnachtsfreude. Sie stellt sich nicht ein, wo wir uns nur auf uns selbst konzentrieren, auf unsere Ideen und Bedürfnisse. Das rechte Weihnachten muss von woanders herkommen. Es ist ohne religiöse Anbindung, ohne Hinwendung zum Glauben nicht zu haben. Erst dort, wo wir bereit sind, Gott unsere Herzen zu öffnen, es zur Krippe seines Sohnes zu machen, dort wird Weihnachten in seiner ganzen Tiefe erfahrbar. Es braucht halt dieses Plus, sonst bleiben wir in unserem Selbstgemachten stecken. Nur zu! Entdecken wir dieses Plus und wagen wir es.
Als der stattliche Nadelbaum auf dem Markt aufgestellt wurde, war es grau und nass. Novemberstimmung. Irgendwo auch am Anknipsabend und an den kommenden Tagen danach. Irgendetwas Wichtiges, Optisches fehlte noch. Aber dann geschah es, dass sich eines Abends ein weißes Kleid um die Tanne legte und den Markt in eine stille Winterlandschaft verwandelte. Auch das ein gewisses Plus. Sozusagen das i-Tüpfelchen, das laut Duden eine Zutat ist, die einer Sache die letzte Abrundung gibt. An jenem Abend strahlte die Tanne zauberhaft weihnachtlich.
Ich wünsche mir, dass wir das Weihnachtsfest eingedenk jenes i-Tüpfelchens feiern. Damit meine ich nicht Schnee und weiße Pracht, obwohl das seinen wunderbaren Reiz hat. Ich denke an die Botschaft, die uns jedes Jahr erreichen will: Die Gewissheit, dass Gott zu uns kommt mit seinem Licht. Er schenkt uns im Kind von Bethlehem seinen Sohn Jesus Christus, der uns einen gangbaren Weg zeigt zu Mitmenschlichkeit, Liebe und Güte. Er ist Gottes Weihnachtsgeschenk an uns. Sich dieses neu bewusst zu machen, darüber zu staunen, dafür zu danken, gibt dem Fest, das vor uns liegt, seine besondere Würde. Weihnachten braucht unbedingt dies i-Tüpfelchen, wenn es sich nicht in Diesseitigkeit erschöpfen will. Die Botschaft von der Geburt des Retters und von einem Frieden, der überall möglich ist, gibt dem Ganzen seine angemessene Abrundung.
Für die anstehenden Feiertage wünsche ich stärkende Gemeinschaft in Familie, Freundeskreisen und Gemeinde, und für den neuen Zeitabschnitt Gottes bewahrendes Geleit!
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Horst Porkolab