Skulptur aus Grabstätte gehebelt Pietätloser Diebstahl auf Garzweiler Friedhof

Garzweiler · Fassungslos blickt Albert Schiffer auf die Stelle in der Mitte der Familiengrabstätte auf dem Garzweiler Friedhof: Der etwa ein Meter hohe bronzene Lebensbaum ist weg. Mehrere Jahrzehnte stand er dort, bis er von jemandem aus der Verankerung gehebelt und einfach mitgenommen wurde.

Der bronzene Lebensbaum war fest verklebt und wurde mit Gewalt aus dem Grabmal gehebelt.

Der bronzene Lebensbaum war fest verklebt und wurde mit Gewalt aus dem Grabmal gehebelt.

Foto: Diebstahl Friedhof Garzweiler/privat/Daniela Furth

„Am Samstag, 24. August, war ich nachmittags hier, da stand der Baum noch. Als meine Frau dann am darauffolgenden Donnerstag das Grab besuchte, kam sie aufgelöst nach Hause und erzählte, dass er nicht mehr da sei“, berichtet Albert Schiffer. 30 Jahre habe die Bronzeskulptur mit hohem sentimentalen Wert zwischen den Grabsteinen gestanden. Dass nun jemand so dreist und pietätlos war, das Grabmal zu beschädigen und die Skulptur zu stehlen, macht das Ehepaar sprachlos.

Es sei deutlich zu erkennen, dass der oder die Täter den Lebensbaum aus seiner Verankerung herausgehebelt hätten. Platt getretene Pflanzen lassen vermuten, wo gestanden wurde. „Die Skulptur war mit drei Bolzen befestigt, die mit chemischen Dübeln fest verklebt wurden. Damit wird auch auf Baustellen gearbeitet, das hält normal ein Leben lang. Einfach so hat man den Baum also nicht rausbekommen, das ist mit Gewalt passiert“, erklärt Schiffer, der selbst vom Fach ist. Ganz unauffällig sei das sicher nicht vonstattengegangen, doch durch die eher ruhige Lage des Friedhofs sei es wohl unwahrscheinlich, Zeugen zu finden. Das Ehepaar hat Anzeige erstattet, aber wenig Hoffnung, dass ein Schuldiger, geschweige denn der Lebensbaum, gefunden wird.

Auch die Polizei sieht eine geringe Chance, das Kunstwerk wiederzufinden: „Ein Verkauf über bekannte Verkaufsplattformen erfolgt in solchen Fällen eher nicht. Vielmehr zählt hier lediglich die Erwirtschaftung der Gewinne durch Verkauf des Metalls an zumeist unseriöse Altmetallhändler, die laut Erfahrung der Sachbearbeitung nicht unbedingt ihren Sitz in Tatortnähe haben. Da der Ankauf in solchen Fällen meist nicht dokumentiert wird, lassen sich auch dazu meist keine weiteren Ermittlungsschritte ableiten.“

Mit der Veröffentlichung seines Falls möchte das Paar auch andere sensibilisieren, die Augen offen zu halten: „Wenn Menschen mit Grableuchten, Skulpturen oder ähnlichem beispielsweise zu einem Schrotthändler gehen, sollte vielleicht mal hinterfragt werden, woher diese kommen.“ Und es rät, aufmerksam bei Friedhofsbesuchen zu sei. Tatsächlich liest man immer wieder auf Facebook und Co. davon, dass auf hiesigen Friedhöfen Dinge von Grabstätten geklaut werden.

Eine Häufung von Diebstählen ist der Polizei im Rhein-Kreis Neuss jedoch nicht bekannt: „Im Jahr 2024 wurden lediglich zwei derartige Diebstähle angezeigt (einmal im August, einmal im September). In beiden Fällen wurden Gebilde aus Metall (Kupfer oder Messing) vom Grab entfernt. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen haben in diesen Fällen bislang nicht zur Ergreifung eines Tatverdächtigen geführt, die Vorgänge liegen nunmehr bei der Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach.“

Albert Schiffer und seine Frau werden den gestohlenen Lebensbaum jedenfalls nicht ersetzen: „Die Firma, die diesen damals gegossen hat, stellt ihn nicht mehr her. Eine Neuanschaffung würde außerdem um die 2.000 Euro kosten und wenn wir Pech haben, wird er dann wieder geklaut...“