Die „Trümmerblume“ schmeckt von der Blüte bis runter zur Wurzel

Das schmalblättrige Weidenröschen kommt selten allein. Mit den roten, endständigen Blütentrauben an der hohen Wildblume wirken große Vorkommen von Weidenröschen wie eine feurige Kulisse. In Kanada wird das schmalblättrige Weidenröschen „fireweed“, Feuerkraut, genannt.

Im Foto zu sehen ist schmalblättrige Weidenröschen mit Knospe, Blüte und Samen.

Jüchen. Das weit verbreitete, schmalblättrige Weidenröschen ist im Territorium Yukon sogar auf der Flagge abgebildet. Besonders auf Kahlschlägen oder nach Waldbränden tritt das schmalblättrige Weidenröschen in großen Vorkommen auf. Da dieses verstärkte Auftreten auch auf Flächen zu beobachten ist, die durch Krieg zerstört worden sind, hat das schmalblättrige Weidenröschen übrigens den volkstümlichen Namen „Trümmerblume“ bekommen.

Erklärung für das rasante Ausbreiten sind neben tausenden Samen pro Pflanze die Wurzelausläufer, die schnell wachsen und zahlreiche Tochterpflanzen treiben. Mit diesen Wurzelausläufern überwintert das Weidenröschen.

Trotz des Namens gehören die Weidenröschen weder zu den Weiden- noch zu den Rosengewächsen. Sie sind Nachtschattengewächse.

Als Rosen wurden früher verschiedenste, rotblühende Blumen genannt. Der Namensteil Weide bezieht sich dabei wahrscheinlich auf die besonders Blattform.

Die vielen Blüten des schmalblättrigen Weidenröschens blühen von unten nach oben auf. So treten an einer Pflanze gleichzeitig Knospen, Blüten und Fruchtstände auf.

Zwischen den vier roten Blütenkronblättern stehen die vier dunkelvioletten, lanzettförmigen Kronblätter. Die Blüten werden wegen des reichen Nektarangebotes bevorzugt von Bienen besucht.

Von den Blättern ernähren sich auch unterschiedliche Nachtfalterraupen.

Die schotenförmigen Samen öffnen sich mit vier Klappen und entlassen Flugsamen, die denen des Löwenzahns ähneln. Mit ihren besonders langen Haaren können die Samen des Weidenröschens Flugstrecken von zehn Kilometer überwinden. Und: Die langen Samenhaare wurden von den Menschen verwertet.

So verarbeiteten nordamerikanische Indianer diese zusammen mit Tierhaaren zu Decken und Tüchern. Häufiger aber wurden Kerzendochte aus den Haaren gedreht oder sie wurden als Stopfmaterial für Kissen und auch Matratzen genutzt.

Die jungen Blätter können für Gemüse und Salat verwendet werden, die Blüten und Knospen als Beigabe für Salat oder Süßspeisen.

Durch den hohen Gehalt an Vitamin C ist das schmalblättrige Weidenröschen eine gesunde Frühjahrspflanze.

Die jüngeren, geschälten Stängel ersetzen ein Spargelgericht. Auch die jungen Wurzeln sind essbar, und das roh oder zubereitet.

Mit dem aus den Wurzeln hergestelltem Mehl können Speisen angedickt werden. „Russentee“ oder „Koptischer Tee“ ist ein Tee aus den oberirdischen Pflanzenteilen.

Wie der Zichorienkaffee aus der Wegwarte (Beitrag aus der vergangenen Woche), der kaffeeähnlich schmeckt, ohne Koffein zu enthalten, schmeckt der „Russentee“ wie schwarzer Tee, enthält aber auch kein anregendes Tein.

Nicht nur wegen des Vitamin-C-Gehaltes werden schmalblättrige Weidenröschen als Heilmittel genutzt. Die Inhaltsstoffe machen es für Erkrankungen der Nieren und Harnwege interessant und, als eines der wenigen Pflanzenheilmittel für Männer, auch bei Prostataerkrankungen.

Nicht verwechseln sollte man das „schmalblättrige Weidenröschen“ mit dem „zottigen Weidenröschen“.

Während das schmalblättrige Weidenröschen auf trockeneren Standorten vorkommt und eine endständige Blütentraube hat, wird das zottige Weidenröschen nicht als Nahrungs- oder Heilpflanze genutzt, steht eher auf lehmigen, feuchten Standorten und hat die Blüten an einem verzweigten, recht zottig behaarten Stängeln, so der Hinweis von Lucie Fehrenbacher.

Der BUND aus der Stadt Jüchen wünscht viel Spaß beim Probieren, Teetrinken und Dochtdrehen!

-tkG.