Die S-Bahn kommt, aber Bahnhöfe schrecken ab Rollstuhlfahrer werden auf eine wahre Odyssee geschickt

Nächster Halt Jüchen. Herzlich willkommen in unserer schönen Stadt… Doch der Eindruck, der sich Reisenden bietet, passt absolut nicht zu dem, wofür Jüchen steht. Stattdessen sorgen Müll, Dreck, Vandalismus, düstere Unterführungen für ein bedrückendes Gefühl. Doch es gibt Hoffnung: Jüchen soll eine S-Bahn bekommen – und dafür müssten auch die beiden Bahnhöfe S-Bahn-tauglich werden.

Kein sehr vertrauensvoller Zugang zum Bahnhofsgelände. Da muss viel getan werden.

Jüchen. „Die gute Nachricht ist, dass die S 6 in Jüchen halten wird. Das ist ein großer Schritt, denn Jüchen bietet damit eine Verbesserung der Verkehrswege, die durch den Tagebau unterbrochen wurden“, freut sich CDU-Lokalpolitikerin Sandra Lohr.

So ist der Plan, dass die S 6 zwischen Mönchengladbach und Köln fährt – mit Zwischenstopp in Jüchen und Hochneukirch.

Bisher hält hier nur die Regiobahn – zu weniger Zeiten, als es bei der S-Bahn der Fall sein wird. Es gibt allerdings ein großes

„Aber“, wie Sandra Lohr gemeinsam mit dem Top-Kurier bei einem Vor-Ort-Termin am Jüchener Bahnhof feststellte: „Die Bahn muss dringend Verantwortung übernehmen. Die Zustände hier sind eigentlich kaum haltbar.“
Es geht schon los bei der Unterführung. Denn die ist dunkel und dreckig. Ein mulmiges Gefühl macht sich direkt breit. Möchte man hier als Frau entlanglaufen?

Klare Antwort der Politikerin und unserer Redakteurin: „Auf keinen Fall!“

Tetrapaks mit billigem Wein zeugen davon, dass hier vermutlich auch mal die ein oder andere Person sitzt und es sich „schmecken“ lässt. Dazu kommen vollgeschmierte Lampen. „Dabei sind die mittlerweile schon heller, weil der Bauhof sie wenigstens gereinigt hat“, berichtet Lohr.

Eigentlich wäre das Aufgabe der Deutschen Bahn, doch da von der Seite nichts passierte, der Stadt aber die Sicherheit der Bürger am Herzen liegt, wurde die Aufgabe erfreulicherweise übernommen.
Ein weiteres Thema ist die Barrierefreiheit. Man kann naiv meinen, dass die heutzutage ja vorausgesetzt werden dürfte. Ist aber nicht so.

Möchte ein Rollstuhlfahrer aus Fahrtrichtung Mönchengladbach nach Jüchen kommen, kann er nicht an seiner Zielhaltestelle aussteigen. Denn von dort würde er gar nicht mehr wegkommen: Nur eine Treppe führt auf die andere Seite. Keine Chance für Rollstulfahrer, Menschen mit Rollator, Eltern mit Kinderwagen.

Stattdessen müssen entsprechende Gruppen nach Grevenbroich fahren und mit der Bahn wieder zurück nach Jüchen kommen, um das andere Gleis in Jüchen zu erreichen.

Zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 2020…

„Dabei gab es sogar mal eine Rampe für Baustellenfahrzeuge, mit der hätte man sicherlich eine Lösung finden können“, ärgert sich Lohr. Die Politikerin kennt noch ein weiteres Problem: Wer in Jüchen ankommt und weiter zu seinem Ziel reisen möchte, findet keinen Hinweis darauf, wie er vom Bahnhof wegkommt: Ein Bus fährt erst ab dem Marktplatz.

Doch wie man dorthin kommt, bleibt für Fremde ein Geheimnis. „Daran arbeiten wir mit einem Konzept, bei dem der Bahnhof an die Buslinie angeschlossen werden soll“, erklärt Lohr. Eine Frage stellt sich bei der Begehung des Bahnhofgeländes ebenfalls: Wo kommen eigentlich die vielen Zigarettenstummel her? Denn eigentlich ist der Bahnhof rauchfreies Gelände.

Und mit der aktuellen Maskenpflicht ist das Rauchen ja gar nicht möglich. Doch in der Realität liegen unzählige „Kippen“ auf dem gesamten Gelände. Punkte, die dringend verändert werden müssen. Die Hoffnung liegt auf der Umstellung auf einen S-Bahnhof. Zwar ist mit der S 6 noch keine direkte Verbindung nach Düsseldorf möglich, doch das Umsteigen in Grevenbroich erleichtert den Weg dorthin.

„Das sind alles gute Nachrichten und wir hoffen, dass die Bahn ihre Verantwortung für Sauberkeit, Sicherheit und Barrierefreiheit umsetzen wird“, blickt Lohr positiv in die Zukunft.

Julia Schäfer