Das Kurier-Interview mit Philipp Einfalt „Wir brauchen grundsätzlich einen sozialen Ruck durch Deutschland“
Jüchen · Der Sozialdemokrat Philipp Einfalt möchte sich das Bundestagsmandat für seinen Wahlkreis – Jüchen, Kaarst, Korschenbroich, Meerbusch und Krefeld – sichern. Der 49-Jährige traf sich zum Interview mit dem Top-Kurier bei einer Tasse Kaffee. „Der Wahlkreis ist so spannend und in seiner Struktur so vielfältig – daran habe ich Spaß!“
Heimisch ist Einfalt zwar in Krefeld, doch durch seinen Beruf als Geschäftsführer des Personalrats für Förderschulen und Schulen für Kranke bei der Bezirksregierung Düsseldorf und sein ehrenamtliches Engagement in verschiedenen Gewerkschaften hat er den Rhein-Kreis Neuss bereits gut kennengelernt.
Seinen Konkurrenten Ansgar Heveling (CDU) zu schlagen, der sich die letzten drei Direktmandate (2009, 2013 und 2017) sichern konnte, ist sicher keine leichte Aufgabe. „Ich bin aber inzwischen recht zuversichtlich, dass es möglich ist“, schmunzelt Einfalt.
Er sei eben ein ganz anderer Typ Mensch, ein anderer Typ Politiker. „Ich kann mit Nähe zu den Menschen punkten. Durch meine Arbeit und den Wahlkampf komme ich mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch. Außerdem bringe ich eine Vielfalt an Themen mit, die ich aus der Praxis kenne. Das wird ein spannendes Rennen“, hofft der 49-Jährige.
Heveling sei ein Profi in dem Job, den er voll und ganz respektiere – doch seine eigenen Rückmeldungen würden sehr positiv ausfallen, erzählt der Sozialdemokrat. Die Frage sei, wie groß der Wunsch und das Bedürfnis der Menschen nach Veränderung sei.
Noch vor einem Jahr, als er aufgestellt wurde, hatte es für die SPD auf Bundesebene gar nicht rosig ausgehen, derzeit geht es aufwärts. „Da herrscht in meinem Wahlkampfteam natürlich gute Laune“, freut er sich und hofft: „Wir möchten die Bürger mit guten Ideen erreichen!“
Aktuell stehen die Sozialdemokraten laut Umfrageergebnissen am besten von allen Parteien da – ein zufälliger Trend oder harte Arbeit? „Ich glaube inzwischen, dass die Menschen Olaf Scholz als Kanzler wollen. Er hat eine ruhige und besonnene Art sowie Erfahrung auf allen Ebenen der politischen Arbeit“, sieht er die Gründe in dem Umfrage-Hoch. Er halte ihn dafür in der Lage, „unser Land auf internationaler Ebene zu repräsentieren. Die Situation in der Welt wird nicht einfacher werden – da brauchen wir jemanden, der klug und besonnen ist.“
Die Nachfolge von Noch-Kanzlerin Angela Merkel anzutreten, würde für jeden der Kandidaten eine große Herausforderung werden. Scholz sei dieser gewachsen, ist er sicher. „Wir brauchen grundsätzlich einen sozialen Ruck durch Deutschland! Dabei müssen wir die Menschen mitnehmen“, weiß er.
Wenn es nach Einfalt geht, wird er nach der Wahl am 26. September einen Sitz in der neuen Regierung haben und die Zukunft unseres Landes mitgestalten. Das wichtigste Thema für ihn: „Bildung! Der Bildungsbereich mag Ländersache sein, aber am Ende ist es eine gesamtgesellschaftliche Herkules-Aufgabe. Die Jugend ist unsere Zukunft.“
Apropos Zukunft: Wie steht es um die Zukunft des Wahlkreises, vor allem in Hinblick auf Umwelt und Wirtschaft? „Das Thema Umweltschutz ist zum Glück endlich in weiten Teilen der Bevölkerung angekommen. Wenn man sich einmal umschaut, sieht man zahllose Fahrräder. Man merkt: Die Leute wollen das! Wir müssen aber die Infrastruktur dafür verbessern, das Radwegenetz ausbauen und – zum Beispiel beim Bau der beliebten E-Bikes – nachhaltige Lösungen finden“, ist er sicher. Umweltschutz sei ein Menschheitsthema, das uns alle noch lange begleiten wird, erklärt er.
Nachhaltigkeit sei dabei auch ein gutes Stichwort für Jüchen: „Um die Situation am Tagebau bleibt es spannend. Das Areal darf nicht einfach zugeschüttet und mit neuem Gewerbe bebaut werden.“ Es gelte, die Umnutzung des großflächigen Geländes wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltig zu gestalten und jetzt schon Lösungen für die Stromversorgung Jüchens nach dem Kohleausstieg zu sichern.
Auch die bessere Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr vieler Stellen im Kreis und auf Bundesebene, zum Beispiel dem künftigen Areal Tagebau, sei ein wichtiges Thema – dann am liebsten mit Fahrzeugen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden und mit günstigeren Ticketpreisen. Den Zugverkehr sieht er in der Zukunft ebenfalls elektrisch. Damit das klappt, bräuchten wir viele Fachkräfte.
Damit schlägt Einfalt wieder die Brücke zur Bildung: „Deutschland muss weiter Innovationsstandort bleiben! Das wird ein wirtschaftlicher Vorteil für uns sein. Daher müssen wir auf Verbesserungen bei der Bildung setzen. Davon hängt die Zukunft unseres Landes ab!“ Bildung, Wirtschaft, Klimaschutz – für ihn drei stark korrelierende Stichworte. Im Bundestag möchte er mitentscheiden, um passgenaue Lösungen für den Wahlkreis zu finden.
Zum Schluss hat er noch einen wichtigen Appell an die Menschen: „Geht wählen! An den Infoständen während des Wahlkreises habe ich von viel Politikverdruss gehört. Aber das ist Eure Chance, die Zukunft unseres Landes mitzugestalten. Also bitte macht es!“