„Engagement geht über das Erwartete hinaus“ Wie klappt das Lernen zu Hause wirklich?
Jüchen · Zuhause lernen, weil die Schulen geschlossen haben: Eine Herausforderung für Eltern, Kinder und Lehrer. Doch wie meistern die Jüchener die Situation? Der Top-Kurier hat nachgefragt.
„Die Infos von meiner Lehrerin sind super. Es gibt Erklärvideos und auch Erklärbilder. Meine Lehrerin macht so viele tolle Sachen für uns. So starten wir jeden Morgen mit der selben Begrüßung, wie wir es auch in der Schule machen würden. Jeden Tag gibt es ganz tolle Videos. Wir hatten sogar eine Woche, in der sich unsere Lehrerin jeden Tag verkleidet hat und wir am Ende abstimmen konnten, welches Kostüm das Beste war. Wenn meine Mama oder ich eine Frage haben, können wir jederzeit bei meiner Lehrerin anrufen oder ihr schreiben“, so schwärmt die sechsjährige Erstklässlerin Jana Coumans, die die Grundschule Hochneukirch besucht.
Doch ist Jana nur ein Einzelfall? Oder ist das Homeschooling wirklich so gut organisiert, dass die Schüler sich gut versorgt mit Informationen fühlen und das Lernen von Zuhause gut funktioniert? Thomas Sablotny ist Vorsitzender der Schulpflegschaft am Gymnasium. Er weiß, wem neben den engagierten Eltern zu verdanken ist, dass die Schüler gut durch den Unterrichtsstoff kommen: „Viele Lehrer engagieren sich über die Maßen hinaus für ihre Schüler! Ihnen gilt ein großer Dank!“
Das sieht auch Mutter Julia Schmitz so, deren Sohn an der Gesamtschule in der sechsten Klasse ist: „Wenn ich mir anschaue, um wie viel Uhr wir oft noch Mails von den Lehrern bekommen und wie aufwändig sie den Unterricht vorbereiten, für die Kinder und Eltern Ansprechpartner sind und wie sie versuchen, das Homeschooling so einfach wie möglich zu machen, dann weiß ich, dass viele Lehrer mehr Zeit investieren, als ihre Arbeitszeit ist!“
Den Kontakt zu den Lehrern sieht auch Schüler Steve Lingnau als Vorteil: „Bei manchen Lehrern kann man die Fragen auch in gesonderten Videokonferenzen zu bestimmten Uhrzeiten stellen und direkt die Antwort erhalten. Ansonsten kontaktieren wir die Lehrer über Mail oder die Chatfunktion der Online-Plattform.“ Der junge Mann setzt sich auch damit auseinander, ob das Homeschooling Nachteile beim Lernen mit sich bringt.
„Klar gibt es gewisse Defizite, die durch Corona entstanden sind. Dennoch muss ich im Großen und Ganzen sagen, dass durch den engen Kontakt mit den Lehrern diese Angst so gut wie nicht berechtigt ist, da die Aufgabenvielfalt für unseren Jahrgang erweitert wurde.“ Mitschülerin Nele Havertz sieht das etwas anders: „Ich glaube trotzdem, dass es für uns im Abitur schwieriger wird als für die Jahrgänge vor uns, da der Online-Unterricht nicht vergleichbar mit dem Präsenzunterricht ist.“
Auch die älteren Jahrgänge erhalten ihre Informationen über eine Lernplattform, haben aber zusätzlich noch Online-Konferenzen. Bearbeitete Aufgaben können direkt über die Internetplattform eingereicht werden. Havertz erklärt, dass es dabei auch schon mal zu technischen Schwierigkeiten kommt: „Leider muss man manchmal ein bisschen warten, da unser Lernportal überlastet ist, wenn es zu viele Schüler gleichzeitig nutzen, aber auch das ist mit ein bisschen Geduld händelbar.“
Julia Schmitz sieht die Herausforderungen aber auch für die Familien: „Ich habe ein Kind in der sechsten Klasse und ein Kleinkind. Ich muss beiden gerecht werden, das ist nicht immer einfach, wenn ich Nachmittags zum Beispiel mit dem Großen noch neuen Unterrichtsstoff aufarbeite, mein kleines Kind aber natürlich auch beschäftigt werden möchte. Und dabei habe ich das Glück, dass ich noch in Elternzeit bin und nicht noch meine Arbeit mit unter einen Hut bringen muss.“
Herausforderungen für alle, die aber gemeinsam am besten gemeistert werden. Wie läuft das Homeschooling bei Ihren Kindern? Wie fühlen Sie sich als Eltern? Diskutieren Sie gerne auf unserer Facebook-Seite oder schreiben Sie uns eine Mail an redaktion@top-kurier.de.